Demokratie – Medien – AufklärungZeit der Verleumder - Freidenker für Klartext

Heidelberger Wahlkampf-Splitter

Doppelte Maßstäbe im Kampf gegen rechts

von Hans-Joachim Kahlke

Die TransatlANTIFA beklebt momentan in Heidelberg Ampeln u.ä. mit einem Aufkleber „Den rechten Wahlkampf sabotieren!“ Im Klartext heißt das, rechte Wahlkampf-Veranstaltungen sind wo halt möglich zu blockieren bzw. zu sprengen, rechte Infostände plattzumachen, vor allem jedoch rechte Plakate zu zerstören.

Wobei in der Logik der TransatlANTIFA natürlich nicht die bewährten 100%igen NATO- und Kriegstreiber-Parteien CDU/SPD/FDP/GRÜNE mit dem Stigmatisierungsverdikt „rechts“ zu versehen sind, sondern einzig die in der Frage der NATO-Kriegsinterventionen in sich deutlich widersprüchlichere und weniger hardcore-mäßige AfD.

Dies muss man unabhängig davon konstatieren, ob im hypothetischen Fall einer Chance der AfD auf eine Regierungsbeteiligung im Bund diese Partei dann ihre Vorbehalte gegen die NATO-Kriegspolitik genauso schnell ad acta legen würde wie es die GRÜNEN vorexerziert haben. (Eine Frage, die sich übrigens genauso, wenn nicht noch mehr, auch für die sich und ihre Wähler verHÖHNende LINKE stellt.)

Nein, das Wesentliche ist, dass die TransatlANTIFA (und leider nicht nur sie), just jene rechte Partei, die kriegsmäßig bis auf weiteres nicht 100% auf Kurs ist, gegenüber den übrigen rechten, stramm kriegswilligen Parteien zum herausgehobenen, notabene seiner demokratischen Rechte selbstverständlich zu beraubenden, Hauptfeind erklärt.

Letzten Freitag, am 5. März, jährte sich bekanntlich der Geburtstag der großen Rosa Luxemburg zum 150. Mal. Sie, die als jüdische Polin im damaligen Russland geboren und aufgewachsen war und dann ihr politisches Wirkungsfeld in der deutschen Sozialdemokratie fand, verkörperte par excellence den Internationalismus.

Aber nie war Rosa Luxemburgs Internationalismus antideutsch oder antipolnisch oder antirussisch. Und so sehr sie den Chauvinismus, diesen von den Imperialisten zu ihrem Vehikel gemachten Nationalismus, bekämpfte, so klar benannte sie dabei den Imperialismus als den eigentlichen Täter, als den Verursacher der menschenabschlachtenden Kriege.

Heute, zwei Weltkriege und zahlreiche (Neo-)Kolonial-Kriege später, läuft die imperialistische Kriegstreiberei fast ganz ohne Nationalchauvinismus ab. Nicht mehr „Deutschland „wird den Leuten als Grund eingetrichtert, warum die Bomber starten müssen, sondern „Menschenrechte“, „Terrorbekämpfung“, „Rohstoffsicherung“. Und wer weiß, irgendwann kommt vielleicht auch noch der „Klimaschutz“ dazu.

Doch auch der Chauvinismus, jener Wahn, mehr wert zu sein und deshalb mehr Rechte zu haben, ist für die Kriegstreiber weiterhin ein unverzichtbares Mittel. Jetzt allerdings nicht mehr der nationale, sondern eben der übernationale Chauvinismus (gerne auch multikulturell und multiethnisch verstärkt), jener Chauvinismus der „westlichen Werte“ und ins besondere „Europas“.

Und speziell der EU-Chauvinismus treibt auch im jetzigen baden-württembergischen Landtagswahlkampf seine Blüten: Da verlangt etwa die einschlägige „Volt“-Liste auf ihren Plakaten doch tatsächlich „Europäisch denken!“. Als ob denn ein nach Kontinenten sich unterscheidendes Denken nicht genauso Humbug wäre wie eine sich nach Ländern unterscheidende Physik!

Die Ungeheuerlichkeit dieses Verlangens nach einem „europäischen Denken“ wird allerdings erst dann richtig klar, wenn man sich vergegenwärtigt, was wäre, wenn etwa auf AfD-Plakaten aufgefordert würde „Deutsch denken!“ Na, da würde der etablierte CDU/SPD/FDP/GRÜNE-Karren samt der LINKEn als fünftes Rad am Wagen aber im Viereck springen!

Hypersensibilität gegenüber dem Chauvinismus von gestern, und Blindheit gegenüber dem Chauvinismus von heute – das passt!

Hans-Joachim Kahlke, Heidelberg, ist Mitglied des Deutschen Freidenker-Verbandes


Bildcollage: Ralf Lux, unter Verwendung von:

Heidelberg – Schloss und Alte Brücke
Foto: Ackerboy – Own work, Public Domain
Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=707085

Plakat der Kampagne antifascist actions
Quelle: https://antifa-kampagne.info/aktiv-werden/materialien/