GeschichteVeranstaltungen in den DFV-Landesverbänden

Gedenken an Wilhelm Hammann

Am 25.02.2021, zum 124. Geburtstag, haben Freidenker aus der Region das Grab von Wilhelm Hammann auf dem Friedhof in Groß-Gerau besucht. Wir legten ein Blumengebinde nieder und Alfred J. Arndt aus Mörfelden-Walldorf berichtet über das Leben von Wilhelm Hammann.

W.H., der für die KPD bis 1933 im Hessischen Landtag war, wurde bereits im April 1933 festgenommen und von der SA schwer misshandelt. Im Februar 1935 wurde er erneut in Haft genommen und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat” zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, die er im Zuchthaus Rockenberg verbüßt hat. Anschließend wurde er in das KZ Buchenwald verschleppt, wo er in der illegalen KPD-Gruppe aktiv war. Gemeinsam mit anderen Häftlingen entwickelte er 1944 Pläne für den Neuaufbau eines demokratischen Schulwesens. Er wurde Blockältester im Kinderblock 8, wo er sich um mehrere hundert Kinder kümmerte, für die er einen geheimen Unterricht organisierte. Hammann besorgte Verpflegung und Kleidung, schützte die Kinder vor Übergriffen der SS und vermittelte Kontakte zu Angehörigen im Lager. Als Anfang April 1945 die „Evakuierung“ der jüdischen Häftlinge begann, rettete Hammann gemeinsam mit Häftlingen der Schreibstube alle 159 jüdischen Kinder in seinem Block vor dem Todesmarsch. Er ließ ihre gelben Winkel entfernen, organisierte die Änderung ihrer Eintragungen in der Häftlingskartei und versicherte den misstrauischen SS-Männern, die jüdischen Kinder seien bereits abtransportiert worden. In der allgemeinen Verwirrung der letzten Tage gelang die Täuschung. Die Kinder in Block 8 erlebten am 11. April 1945 die Befreiung im Lager. (Inhalt des Textes: Gedenkstätte Deutscher Widerstand)

Es wurden im gesamten Lager Buchenwald bei der Befreiung 904 Kinder gezählt, davon 328 in Wilhelms Block 8. Nach 1945 engagierte sich Wilhelm Hammann erneut für die KPD. Er arbeitete als Lehrer, war bei seinen Schülern ein geachteter und beliebter Pädagoge und ein überzeugter Kämpfer gegen die Prügelstrafe. Über seine Verdienste für das Überleben von Hunderten von Kindern im KZ Buchenwald wurde zuhause in Groß-Gerau nach unserer Kenntnis nicht sehr viel gesprochen. Doch von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem wurde er 1984 als „Gerechter unter den Völkern” geehrt.

Am 26. Juli 1955 starb Wilhelm Hammann an schweren Verletzungen, die er in der Nacht zuvor durch einen bis heute ungeklärten Zusammenstoß mit einem unbeleuchteten US-Panzer erlitten hatte.

Wir regen an, am 25.02.2022 zu seinem 125. Geburtstag eine würdige Gedenkfeier auszurichten. Wir wollen seinen Namen, sein Wirken, seine tiefe Menschlichkeit in Erinnerung bewahren.

Deutscher Freidenker-Verband Offenbach
Monika Krotter-Hartmann


Alle Bilder: Monika Krotter-Hartmann