Arbeit & Soziales

Haarige Angelegenheit: Lockdown-Verlängerung

Paul Hey, 1910: Illustration „Rapunzel“ (gemeinfrei)

Von Klaus Hartmann

Das Thema ist ernsthafter als die Darstellung, mit der es behandelt wird: Brechen die Politiker, die uns mit „Corona-Regeln“ beglücken, etwa ihre eigenen Vorschriften?

Der Lockdown: Wer nicht englisch kann, fragte sich, als das Wort im letzten Jahr Karriere machte: Hat das was mit einer Locke zu tun? Zumal zur gleichen Zeit die Warnung vor einer „zweiten Welle“ aufkam, und von Prof. Dr. Hendrik Streeck weiß man gar: „Virologe spricht von Corona-‚Dauerwelle‘.“ (Bild, 28.06.2020).

Für das englische Wort Lockdown gibt es verschiedene Übersetzungen: im engeren Sinne „Sperrung“, „Abriegelung“, auch „Einsperren“, „Absperren“, „Ausgangssperre“.

Wie ein langes Wegsperren wirkt, wissen wir schon aus dem Märchen der Gebrüder Grimm: Rapunzel saß so lange im Turm, dass sie ihr Haar herunter („down“) lassen konnte. Denn ihre Haare wuchsen in der Gefangenschaft weiter.

Bei den Politikern vom Corona-Kabarett scheint das aber offensichtlich anders zu sein.

Auch wenn ihre „Maßnahmen“ als nicht-evidenzbasiert, von Panik getrieben, ja sogar als „kopflos“ kritisiert werden – für einen Haarschnitt scheint ihr Kopf immer noch gut zu sein, sogar während des „Lockdown“.

Zur Einstimmung beschlossen am 28. Oktober 2020 die Bundeskanzlerin und die 16 Ministerpräsidenten (auch Königin und die 16 Zwerge genannt) den sogenannten „Lockdown light“ ab 02. November: Kultur, Sport, Hotels, Gastronomie zu, Friseure blieben geöffnet – das sollte bis Ende November gelten. Doch schon zur Monatsmitte kam die mediale Einstimmung auf eine Verlängerung, die dann am 25.11.2020 von der illustren Runde beschlossen wurde, „zunächst bis zum 20. Dezember“.

Am 13. Dezember 2020 wurde das Stück des großen Erfolges wegen wiederholt – und aus „light“ wurde „hart“ (wer es nicht hart genug fand, nannte es „medium“): Schulen, Kitas, Einzelhandel und – Friseursalons! dicht, ab 16. Dezember und „voraussichtlich“ bis 10. Januar 2021. Zum Alkoholverbot „in der Öffentlichkeit“ kamen ein „Böllerverbot“ und ein Versammlungsverbot zu Silvester. Am 31. Dezember zündeten die Verordner dann doch einen Knaller, sie forderten nämlich eine weitere Verlängerung bis Ende Januar, ein nächstes Treffen wurde für 05. Januar 2021 terminiert. Dort kam es nicht nur zur „planmäßigen“ Verlängerung bis Ende Januar, sondern auch vielerorts zur Einschränkung des Bewegungsradius auf 15 Kilometer und weiteren Kontakteinschränkungen: Angehörige eines Hausstandes und mit maximal einer weiteren Person.

Neues Jahr, neues Glück: Am 16. Januar 2021 drohte Merkel weitere „acht bis zehn sehr harte Wochen“ an, und am 19. Januar beschloss ein neuer „Bund-Länder-Gipfel“ die Verpflichtung zu luftdichteren Masken und weiteren Annehmlichkeiten nebst der Verlängerung des Zusperrens bis erst mal 14. Februar 2021.

Wie sinnhaft auch immer, aber eins bedrückt echt: die Friseursalons bleiben geschlossen. Vom 16. Dezember bis 19. Januar waren es schon 35 Tage, also fünf Wochen, und da die Haare pro Monat um ca. 1 cm wachsen, trägt das gemeine Volk allmählich wieder die sprichwörtliche „Corona-Matte“.

Aber was macht das mit den Frisuren der Obertanen?

Scheinbar nichts – keine Überlängen feststellbar:

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, „Die Linke“, ist wahnsinnig optimistisch: „Ab Ostern hoffentlich besseres Wetter“

(Bodo Ramelow nach der Konferenz mit der Bundes­kanzlerin am 5.1.2021, Foto Freistaat Thüringen)

Auch in Baden Württemberg kein Millimeter zu viel …

(Ministerpräsident Winfried Kretschmann am 08.01.2021, Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg)

Zuletzt machte Heiko Maas mit seiner Forderung nach Privilegien für Geimpfte Schlagzeilen.

Die forderte er nicht für seinen Zuständigkeitsbereich, das Ausland, sondern in Deutschland. „Corona-Geimpfte sollen früher in Restaurants und Kinos dürfen“, meldeten die Medien. Gemeint war mit „früher“ nicht vormittags, sondern dass Nichtgeimpfte gänzlich ausgesperrt bleiben sollen.

Eindrucksvoller kann man das Dementi einer Impfpflicht gar nicht dementieren.

Wenig bis gar nicht beachtet wurde dabei allerdings seine aktuelle Kurzhaarfrisur:

(Diskussion über „Rückkehr zur Normalität“ nach Impfung – Screenshot ard-tagesthemen 22:45 Uhr, 17.01.2021)

Schon am 14. Januar 2021 stand er im deutschen Bundestag unverkennbar am Mikrofon:

Weniger wäre … Glatze.

(Screenshot RT DE)

Ziemlich durch den Wind, so kennt man ihn

Auf allen Kanälen nölt uns der Karl Lauterbach entgegen, jetzt träumt er sogar von einer „neuen Pandemie“.

Er wird penetrant als „Epidemiologe“ bezeichnet, obwohl er das nicht ist. Seinen Dr. med. machte er mit Studien beim Kernforschungszentrum Jülich zur Feststellung von Radioaktivität mittels Gammaskop, einen weiteren Dr. nach Studium der „Gesundheitsökonomie“ – was ihn zum Aufsichtsrat bei den Rhön-Kliniken prädestinierte. Erst 2010 erhielt er die Approbation zum Arzt, war aber nie als solcher tätig. „Epidemiologie“ stand (neben „Gesundheitsökonomie“) nur im Namen eines Instituts der Universität Köln, das er (noch ohne Approbation) ein Jahr lang leitete.

Seine – Frisur kann man ja nicht sagen, womöglich legt er selbst Hand an sich. Also seine Haare sind jedenfalls …

kurz genug:

(ZDF-Talksendung »Maybrit Illner« vom 17. Dezember 2020)

… und Wochen später auch nicht länger:

(ZDF-Talksendung »Maybrit Illner« vom 14. Januar 2021)

Damit steht er aber nicht allein.

In der selben Sendung (14. Januar 2021) zugeschaltet:

Sachsens Ministerpräsident Kretschmer, weiterhin korrekt Kurzhaar-frisiert

„Kontakte noch stärker beschränken“ forderte der Tierarzt mit dem superakkuraten aktuellen Haarschnitt, Prof. Lothar Wieler (RKI)

(Screenshot ard-nachtmagazin 15.01.2021)

Das närrische Dreigestirn

Als Trost für die ausfallende Karnevals-Saison hat sich die CDU was Besonderes einfallen lassen: Sie präsentierte bei einem virtuellen Parteitag am 16./17. Januar 2021 das bekannte närrische Dreigestirn, wie man es vom Kölner Karneval kennt. Deshalb mussten die drei Jecken auch zwingend aus Nordrhein-Westfalen kommen.

Und das Bonbon (die Kamelle) für die Öffentlichkeit: Die Delegierten – 1001 war ihre märchenhafte Zahl, durften (virtuell) entscheiden, wer in der nächsten Kampagne welche Position einnehmen darf.

Die Krone des Prinzen errang: Armin der Letzte, der sich schon ganz furchtbar auf den Job freut.

Und Bauer wurde, also eher Bauernopfer (im ersten Wahlgang raus):
Norbert, der unerbittliche Transatlantiker

Schließlich die Jungfrau (manche meinen: zickende alte Jungfer), von ihr wusste schon der Dichter: Der Friederich, der Friederich, das ist ein arger Wüterich.

(Alle Screenshots aus der Live-Übertragung von RT DE, Collage Laschet: Ralf Lux)

Und wieder der besonderen Aufmerksamkeit empfohlen: Die Frisuren, alle drei sehr ordentlich.

 

Maximal dürfen sich 5 Personen treffen:

Das haben sie zum Parteitagsauftakt gerade so geschafft. Aber: aus einem Hausstand müssen sie sein, plus eine weitere Person! Preisfrage: welche vier in der Manege – Norbert Röttgen, Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz, Armin Laschet und Paul Ziemiak – wohnen zusammen? Und wer ist „die weitere Person“ mit der eigenen Wohnung? Wie man erkennen kann, verändert „Corona“ die Lebensgewohnheiten tiefgreifend.

Wo gehobelt wird, …

Harald Esser, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks nennt in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur die Strafen für „Corona-Haarschnitte“: „mindestens 250 Euro, die für jede Seite dann fällig werden. Das geht dann bis 2500 Euro bei Wiederholung – und auch bis zu 25.000, wenn da ein System hintersteht“. In NRW kostet es gleich 1000 Euro.

(Augsburger Allgemeine, 19.01.2021)
Proteste in Bayern: Friseure wollen zurück in ihre SalonsAm Abend des 18. Januar 2021 gab es Demonstrationen gegen die Zwangsschließungen u.a. in Memmingen, Marktoberdorf, Regensburg und Sonthofen. Ihre Botschaft „Wir machen schön, nicht krank“ drang leider nicht bis zum Corona-Kabarett in Berlin durch.
Wie man sieht, hat er offenbar keinen Bedarf an geöffneten Salons:

Bankkaufmann und Pharmalobbyist Jens Spahn. Im September 2020 sagte der Gesundheitsminister-Darsteller noch:
„Man würde mit dem Wissen heute, das kann ich Ihnen sagen, keine Friseure mehr schließen und keinen Einzelhandel mehr schließen.“ – Was geb‘ ich auf mein Geschwätz von gestern…

Klaus Hartmann ist Bundesvorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbandes


Bild oben: Auschnitt aus Paul Hey, 1910: Illustration „Rapunzel“ (gemeinfrei)