Frieden - Antifaschismus - Solidarität

Friedensnobelpreis für Angriffskrieger?

Irrer geht immer, so scheint es. Der Vorschlag, die NATO mit dem Friedensnobelpreis auszuzeichnen, schlägt in Serbien hohe Wellen. Man kann nur hoffen: nicht nur dort. Oder ist es bloß Kabarett, ein verfrühter Aprilscherz?

Der Vorschlag, ausgerechnet das Aggressionsbündnis NATO mit der höchsten Friedensauszeichnung zu ehren, ist zwar kein Präzedenzfall – siehe die entsprechende Ehrung für US-Präsident Obama -, wäre aber doch ein neuer absoluter Tiefpunkt in der Nobelpreis-Geschichte.

Das Belgrader Forum für eine Welt der Gleichen hat sich daher gemeinsam mit anderen Organisationen an das Nobelkomitee in Oslo gewandt:


Norwegisches Nobelkomitee
0255 OSLO
Henrik Ibsens Gate 51
Norwegen

Ehrenwerte Mitglieder des Komitees für den Friedensnobelpreis,

wir schreiben Ihnen im Namen des Belgrader Forums für eine Welt der Gleichen, des Klubs der Generale und Admirale Serbiens und der Stiftung Vereinte Jugend, unabhängige, gemeinnützige und überparteiliche Organisationen aus Serbien und der serbischen Diaspora.

Aus den Medien haben wir erfahren, dass das NATO-Bündnis offizieller Kandidat für die Verleihung des Friedensnobelpreises 2020 ist. Erlauben Sie uns in diesem Zusammenhang, Ihre Aufmerksamkeit auf Folgendes zu lenken:

  1. Vor genau 21 Jahren startete das NATO-Bündnis eine illegale militärische Aggression gegen Serbien (Bundesrepublik Jugoslawien), die 78 Tage dauerte, vom 24. März bis zum 10. Juni 1999, und damit gegen die Charta der Vereinten Nationen, das Schlussdokument der OSZE von Helsinki sowie gegen seine eigene Grundakte (1949) verstieß. Es war ein Verbrechen gegen den Frieden und die Menschheit.
  2. Die Aggression hinterließ über 3500 Tote, darunter 89 Kinder, sowie etwa 12500 Verwundete. Der direkte wirtschaftliche Schaden wurde auf über 100 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die Zahl der Menschen, die an den Spätfolgen der Aggression gestorben sind und die ökologischen Schäden müssen noch ermittelt werden.
  3. Als erster Krieg auf europäischem Boden nach dem Zweiten Weltkrieg war die NATO-Aggression gegen Serbien (BRJ) ein Wendepunkt, der die Praxis uneingeschränkter Aggressionen und Interventionen auf der ganzen Welt einleitete. Mit dieser Aggression verwandelte sich die NATO von einem defensiven in ein offensives Bündnis und ignorierte den Grundsatz der Vereinten Nationen, dass der Frieden nur mit friedlichen Mitteln gesichert werden sollte.
  4. Die Aggression, die im Bündnis mit der separatistischen terroristischen UÇK-Organisation durchgeführt wurde, schuf einen Präzedenzfall, der Separatismus, Terrorismus und die Missachtung des Völkerrechts begünstigt.
  5. Während der Aggression hatten die NATO-Streitkräfte Raketen mit abgereichertem Uran und andere verbotene Waffen und Methoden eingesetzt, die im Europäischen Parlament, in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und in den nationalen Parlamenten vieler NATO (EU)-Mitgliedstaaten scharf verurteilt wurden. Diese Waffen haben bleibende Folgen hinterlassen, die gefährliche, bösartige Krankheiten und den Tod Tausender Unschuldiger verursachen.
  6. Dieses Verbrechen gegen den Frieden und die Menschheit hat den Balkan dauerhaft destabilisiert. Es hat die Stabilität Europas ernsthaft beeinträchtigt. Gleichzeitig hat die NATO der europäischen (OSZE) und der Weltfriedens- und Sicherheitsordnung (VN) irreparablen Schaden zugefügt und damit die Ära eines neuen Kalten Krieges eingeleitet.

In der Hoffnung, dass diese Tatsachen Ihre Aufmerksamkeit und Bewertung verdienen, bitten wir Sie, die Zusicherung unserer höchsten Wertschätzung anzunehmen.

Belgrad, 20 März 2020

Forum für eine Welt der Gleichen, Živadin Jovanović, Präsident
Klub der Generäle und Admirale Serbiens, General Milomir Miladinović, Präsident
Stiftung Vereinte Jugend, Prof. Dr Danica Grujićić, Präsidentin

(Übersetzung: Doris und George Pumphrey)


Bildmontage: Ralf Lux

Unter Verwendung folgender Fotos

Tomislav Jagušt, CC BY 2.0
http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Belgrade_NATO_bombardment_damage1.JPG

ohne Autor – Public Domain
http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Nacionalni_automobil_Yugo_1999.jpg

Watchduck (a.k.a. Tilman Piesk) – Eigenes Werk, CC BY 3.0,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8736260

Senior Airman Mitch Fuqua (U.S. Air Force), Public Domain
http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Aviano_f-15.jpg