20 Jahre seit NATO-Angriffskrieg gegen Jugoslawien – Teil 3 und 4
Der Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien am 24. März 1999 markierte das Ende des Friedens in Europa, ein Frieden, der seit der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs gehalten hatte, zumindest in Europa. Mit Beiträgen in loser Folge wird RT-Deutsch in den nächsten Wochen die wichtigsten Stationen der NATO-Vorbereitungen auf diesen Krieg in Erinnerung rufen.
Wir veröffentlichen die Teile 3 und 4 hier zusammenhängend.
Bisher veröffentlicht:
Teil 1 – 16.02.2019: Ursachen, Hintergründe, Fake News und False Flag von Rainer Rupp
Teil 2 – 21.02.2019: Deutschlands Rückbesinnung auf unrühmliche Traditionen von Klaus Hartmann
Neu auf dieser Seite:
Teil 3 – 25.02.2019: Luftangriffe in Bosnien-Herzegowina als Test für Kosovo von Rainer Rupp
Teil 4 – 01.03.2019: Falsche-Flagge-Massaker als Vorwand für NATO-Aggression von Rainer Rupp
Teil 3 (Erstveröffentlichung auf RT-Deutsch am 25.02.2019)
Luftangriffe in Bosnien-Herzegowina als Test für Kosovo
von Rainer Rupp
Nach dem Ende des Kalten Krieges stand auch der Fortbestand der US-geführten NATO auf der Kippe. Damit aber hätte Washington seine Kontrolle über Europa verloren. Deshalb musste die NATO als die „für den Frieden in Europa unersetzliche Organisation“ wieder ins Spiel gebracht werden. Der von Deutschland initiierte Bürgerkrieg in Jugoslawien spielte dabei den Amerikanern in die Hände. Washington musste nur noch die Bemühungen der EU-Europäer, die Balkan-Krise ohne NATO und ohne die USA zu lösen, erfolgreich hintertreiben. Der Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina brachte Washington den ersten Erfolg.
In Bosnien-Herzegowina hatten sich europäische Vermittler anfangs redlich bemüht, mit diplomatischen Mitteln und Versprechen von finanziellen und ökonomischen Anreizen die drei sich gegenseitig bekämpfenden, ethnischen Gruppen (Serben, Kroaten und Muslime) an einen Verhandlungstisch zu bringen. Zugleich aber sabotierten Abgesandte Washingtons die Bemühungen ihrer europäischen Kollegen um eine friedliche Lösung, indem sie hinter den Kulissen Gespräche mit Kroaten und Muslimen führten und diese in ihrer Absicht bestärkten, den militärischen Sieg gegen die Serben zu erzwingen. Zu diesem Zweck versorgte Washington diese beiden Partien über geheime Kanäle großzügig mit Waffen und militärischen Beratern.
Bei diesem doppelten Spiel der Amerikaner war es kein Wunder, dass die EU-Unterhändler bei den Verhandlungen mit den verfeindeten Gruppen nicht von der Stelle kamen. Angesichts dieses „Versagens„ der angeblich „zahnlosen„ europäischen Politik hatten eingefleischte „Atlantiker„ in Politik und Medien der EU-Hauptstädte langsam wieder die Oberhand gewonnen.
Je stärker sich in der Öffentlichkeit das Bild der Unfähigkeit der europäischen Organisationen festigte und die EU als Papiertiger belächelt wurde, desto lauter wurden wieder die Rufe, doch endlich „die NATO ranzulassen„. Nur die NATO habe die notwendige „harte militärische Schlagkraft„, um eine Lösung des Konflikts in Bosnien-Herzegowina zu erzwingen. Denn wenn die EU-Diplomaten wegen des Starrsinns der bösen Serben nicht weiter kämen, dann müssten NATO-Bomben ihnen Vernunft einbläuen. Es war eine Forderung, die von Washington lebhaft unterstützt wurde.
Zu diesem Zeitpunkt war in Bosnien-Herzegowina der Bürgerkrieg zwischen Kroaten und Muslimen und Muslimen und Serben und Serben und Kroaten in vollem Gang. Es ist allgemein bekannt, dass sich Bürgerkriege von anderen Kriegen in der Regel wegen ihrer besonderen Brutalität unterscheiden. In Bosnien-Herzegowina war das nicht anders. Alle Seiten machten sich schwerer Kriegsverbrechen vor allem gegen unbeteiligte Zivilisten schuldig. Aber westliche Medien und Politiker sonderten bewusst die Serben als Alleinschuldige aus.
Denn das Fernziel war die Unterwerfung Serbiens, das sich unter seinem Präsidenten Slobodan Milošević immer noch nicht der „liberalen Weltordnung„ des „Wertewestens„ fügen wollte. Dafür mussten allerdings die Serben in der Wahrnehmung der westlichen Öffentlichkeit zuerst „entmenschlicht„ werden.
Wie noch heute leicht nachzuprüfen ist, wurden die Serben von westlichen Politikern und Medien als wahre Bestien dargestellt. Die Fake-News-Maschinerie der NATO und ihrer Hofschranzen in den Mitgliedsländern lief auf Hochtouren. Die Rufe nach einem humanitären NATO-Bombeneinsatz gegen die Serben wurden unüberhörbar. Auch in Deutschland sahen viele Leute in den Serben keine Menschen, sondern nur noch wilde Tiere. Es war die hohe Zeit der Demagogen und Kriegshetzer, unter denen sich Bundesaußenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) in Abstimmung mit seiner Freundin, der US-Außenministerin Madeleine Albright, besonders hervortat.
Es war der oliv-grüne Fischer, der damals die in Deutschland unter Anti-Militaristen geläufige Formel „Wegen Auschwitz nie wieder Krieg„ einfach umdrehte. „Gerade wegen Auschwitz„ argumentierte er, müsste sich auch die Bundeswehr am Krieg gegen die serbischen Bestien beteiligen.
Nach einer derart radikalen Kriegsvorbereitung durch die „grüne Friedenspartei„ war auch im Fall der Beteiligung deutscher Soldaten bei einem NATO-Angriff gegen die Serben mit einem Aufschrei der Empörung der deutschen Öffentlichkeit nicht mehr zu rechnen. Derweil wurden Washington und die NATO darauf vorbereitet, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit als ersten Teil eines langfristigen Plans zur Unterwerfung Jugoslawiens, die bosnischen Serben zum Abschuss durch die NATO freizugegeben.
Zugleich brannte den Amerikanern die Zeit unter den Nägeln, denn es war immer noch zu befürchten, dass es den Europäern, die eine eigenständige europäische Politik ohne USA und NATO verfolgten, in der OSZE oder in anderen Gremien womöglich doch noch gelingen könnte, in Bosnien-Herzegowina die verfeindeten Parteien zu einer Verhandlungslösung an einen Tisch zu bringen.
Am 28. August 1995 kam dann in Bosnien-Herzegowina der Tag, auf den die Amerikaner und die europäischen Atlantiker so lange hingearbeitet hatten. Ein angeblich von bosnischen Serben im muslimischen Teil des Landes angerichtetes Massaker auf einem belebten Marktplatz lieferte den Vorwand für die nachfolgenden Luftangriffe gegen die bosnischen Serben. Laut offizieller NATO-Version feuerten serbische Truppen fünf Mörsergranaten auf Sarajevo, die belagerte Hauptstadt der bosnischen Muslime. Eine Granate traf den belebten Markale-Bauernmarkt. 37 Zivilisten wurden getötet und 90 verletzt.
Bei der späteren Untersuchung des Einschlagtrichters der Granate auf dem Markale-Markt wurden jedoch von unabhängigen Experten Zweifel laut, wonach die Granate gar nicht aus der Richtung der serbischen Stellungen gekommen sein konnte. Tatsächlich ist die Herkunft des Geschosses bis heute nicht geklärt. Daher hat sich hartnäckig der Verdacht gehalten, dass es sich bei dem Granatbeschuss um eine „falsche Flagge„ handelte, um mit dem angerichteten Massaker endlich einen „humanitären„ Grund für die angedrohten „Luftschläge„ der NATO zu haben, die dann auch prompt folgten.
Nach der inzwischen wohlbekannten Methode der Reaktion auf „falsche Flaggen„ wurden die bosnischen Serben von der NATO sofort zu den alleinig Schuldigen erklärt, noch lange bevor eine Untersuchung des Granattrichters durch Experten stattgefunden hatte. Aber für eine neutrale Klärung der Herkunft der „Massaker-Granate„ war die anti-serbische Stimmung in der westlichen Öffentlichkeit viel zu aufgeheizt. Zwei Tage später, am 30. August, begann die NATO dann ihre „Operation Deliberate Force“.Aus den westlichen Propaganda-Megafonen schallte es, dass die NATO angeblich „vollkommen völkerrechtskonform„ im Auftrag der „Internationalen Gemeinschaft„ gehandelt habe.
Die NATO-Luftangriffe dauerten bis zum 14. September 1995. Insgesamt wurden unter Beteiligung von Kampfflugzeugen aus acht NATO-Staaten 3.515 Einätze geflogen, davon 59 von der deutschen Luftwaffe. Wie zu erwarten, hatten die Amerikaner mit zwei Drittel (genau 65,9 Prozent bzw. 2.318 Einzeleinsätzen) den Löwenanteil, gefolgt von den Briten mit 9,3 und den Franzosen mit 8,1 Prozent.
In der ersten Phase wurden in den Hügeln und Bergen um Sarajevo serbische Ziele bombardiert. Später wurden die Angriffe ausgeweitet, wobei landesweit zahlreiche Führungsstrukturen, Munitionsdepots, Kasernen, strategisch wichtige Brücken und Luftabwehrstellungen der bosnischen Serben ausgeschaltet wurden. Schließlich warfen die bosnischen Serben das Handtuch.
Am 21. November 1995 wurden sie dann gezwungen, den US-Diktatfrieden von Dayton zu unterzeichnen, womit der 1992 begonnene Bosnien-Krieg formal beendet war. Aber für Rumpf-Jugoslawien, vor allem für die Teilrepublik Serbien, fingen die Probleme jetzt erst richtig an. Denn das Beispiel des „NATO-Erfolgs„ in Bosnien-Herzegowina verlangte geradezu danach, auch auf das unbelehrbare Serbien des „neuen Hitlers„, wie Präsident Milošević inzwischen bezeichnet wurde, angewendet zu werden.
Rainer Rupp ist Mitglied des Beirats des Deutschen Freidenker-Verbandes
Anmerkung der Redaktion von RT-Deutsch: In der ersten Fassung des Gastbeitrages von Rainer Rupp war davon die Rede, dass die Bombardierung Bosnien-Herzegowinas völkerrechtswidrig und ohne UN-Mandat erfolgte. Diese Darstellung war nicht korrekt. Die Operation wurde von NATO und UN gemeinsam im Zuge eines sogenannten "dual-key"-Verfahrens geführt. Beide Seiten mussten den jeweiligen Zielen zustimmen. Die entsprechende Passage wurde von der Redaktion korrigiert.
Teil 4 (Erstveröffentlichung auf RT-Deutsch am 01.03.2019)
Falsche-Flagge-Massaker als Vorwand für NATO-Aggression
Von den Anfängen des Bürgerkriegs in Bosnien-Herzegovina 1992 bis zum Eingreifen der NATO 1995 wurden immer wieder Massaker an der bosnisch-muslimischen Zivilbevölkerung dazu genutzt, um die UNO und speziell auch die Öffentlichkeit in den NATO-Ländern gegen die angeblich zu Bestien verkommenen Serben aufzuhetzen. Aber genau wie in jüngerer Zeit in Libyen und Syrien, waren viele dieser Gräueltaten in Bosnien-Herzegowina inszeniert. Und das war damals durchaus auch der UNO und der NATO bekannt.
In einem früheren Artikel zur Reihe „20 Jahre NATO-Angriffskriegs gegen Jugoslawien“ wurde kurz das Massaker vom 28. August 1995 auf dem belebten Markale-Markt in Sarajewo erwähnt, das den Vorwand für die nachfolgenden NATO-Luftangriffe lieferte. Nach offizieller, westlicher Darstellung waren die Granaten, die damals 37 Zivilisten getötet und 90 verletzt haben sollen, von bosnischen Serben abgefeuert. Allerdings folgte das Markale-Massaker dem inzwischen bekannten Muster früheren Gräueltaten mit bosnisch-muslimischen Opfern, die nachweislich unter falscher Flagge ausgeführt worden waren.
Obwohl es damals auch im Fall des Markale-Massaker wieder deutliche, technische Hinweise gab, dass diese offizielle Version des Westens nicht stimmen konnte, haben die Westmedien und NATO-Politiker blitzschnell entschieden, dass die bekannterweise abscheulichen Serben zweifelsfrei die Schuldigen seien. Eine forensisch-technische Untersuchung des Tatortes und der Granattrichter fand nicht statt. Der Weg für die NATO-Luftangriffe in Bosnien-Herzegowina war somit frei. Es sollte der politische und militärische Testlauf für den einige Jahre später folgenden großen Luftkrieg gegen Serbien und Rest-Jugoslawien werden.
Dabei war selbst in UNO- und NATO-Kreisen inzwischen wohlbekannt, dass die extrem nationalistische, politische Führung der bosnischen Muslime offensichtlich keine Skrupel hatte, in durchaus sorgfältig arrangierten und besonders perfiden Massakern auch ihre eigenen Leute zu opfern, um diese Verbrechen anschließend den bosnischen Serben in die Schuhe zu schieben. Das alles geschah, um die NATO-Öffentlichkeit und somit die NATO auf ihre Seite zu ziehen. Denn nur durch eine militärische Intervention der NATO hofften die Nationalisten in Sarajewo, ihren Traum von einem unabhängigen, muslimischen Nationalstaat auf dem Territorium von Bosnien-Herzegowina verwirklichen zu können.
Bereits am 22. August 1992, also zweieinhalb Jahre vor dem Markale-Massaker, hatte Leonard Doyle, Korrespondent der britischen Tageszeitung The Independent, unter dem Titel „Muslime schlachten ihre eigenen Leute ab“ aus New York berichtet, dass „Vertreter der Vereinten Nationen und hochrangige westliche Militärs davon ausgehen, dass einige der schlimmsten Morde in Sarajevo, darunter das Massaker an mindestens 16 Menschen, die auf einem Markt für Brot anstanden, hauptsächlich von den muslimischen Verteidigern der Stadt (Sarajewo), und nicht wie behauptet von deren serbischen Belagerern verübt wurden“. Diese Morde seien „als Propaganda-Trick“ (also unter „falscher Flagge“) ausgeführt worden, „um das Mitleid der Weltöffentlichkeit zu erregen“, mit dem Ziel, „sie für eine militärische Intervention zu gewinnen“.
In diesem Artikel berief sich die investigative britische Zeitung „auf vertrauliche Berichte“, die im UN-Hauptquartier in New York im Umlauf waren, was auch „in Washington bei Lageeinweisungen US-amerikanischer Politiker zum Ausdruck gebracht wurde“. Demnach deute alles darauf hin, dass die Verteidiger von Sarajewo, hauptsächlich Muslime, … „mehrere Angriffe auf ihre eigenen Leute unternommen hatten, in der Hoffnung, die Notlage der Stadt angesichts der unüberwindlichen serbischen Belagerungskräfte zu dramatisieren“.
Dieser Berichte des Independent wurden später von anderen Quellen bestätigt und durch Details ergänzt, vor allem von hochrangigen Militärs, die entweder im Rahmen der UNO oder der NATO bei den Kampfhandlungen damals vor Ort waren. Nach dem Krieg beschreibt zum Beispiel der kanadische Generalmajor Lewis MacKenzie, damals Befehlshaber der US-Streitkräfte in Sarajevo, in seinem Buch „Peacekeeper, The Road to Sarajevo“ (Friedenswächter, Die Straße nach Sarajevo) den oben beschriebenen Vorfall mit der Menschenschlange vor dem Brotbäcker:
27. Mai – Katastrophe in Sarajewo. Menschen, die sich für Brot in einer Reihe aufgestellt hatten, wurden angegriffen und mindestens siebzehn getötet. Die Präsidentschaft (Anm.: das Amt des bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic in Sarajewo) behauptet, es sei ein serbischer Mörserangriff gewesen, die Serben behaupten, es sei ein Sprengstoffanschlag gewesen. Unsere Leute sagen uns, dass es einige Dinge gab, die nicht passten. Die Straße war kurz vor dem Vorfall gesperrt worden. Sobald die Menge hereingelassen und in einer Reihe aufgestellt war, erschienen die Medien, hielten jedoch Abstand. Der Angriff fand statt und die Medien waren sofort vor Ort. Die Mehrheit der Getöteten soll aus „zahmen Serben“ bestanden haben. Wer weiß? Sicher ist nur, dass unschuldige Menschen getötet wurden.“ (Anm.: Mit zahmen Serben waren serbische Einwohner der Stadt gemein, von denen einige weder geflohen noch vertrieben worden waren).
In seinem Artikel aus New York geht der Independent-Korrespondent Doyle auf weitere Berichte ein, die an der UNO kursierten und die, abgesehen von der Bombardierung der Brotschlange, eine Litanei grausamer Ereignisse enthalten, wie z.B. die Explosion am 4. August auf einem Friedhof von Sarajewo während der Beerdigung von zwei Waisenkindern, die etliche Opfer forderte. Das ging damals als besonders abscheuliches Verbrechen der bosnischen Serben durch die Westmedien. Eine Vertreterin der UNO allerdings, die bei dem Angriff auf den Friedhof dabei war und ebenfalls verletzt worden war, bezweifelte gegenüber Doyle die offizielle Version der bosnischen Muslime:
Ich war nur etwa zwei Meter von der Stelle entfernt, wo nach der Explosion der Rauch aufstieg und wenn es, wie (von bosnischer Seite) berichtet, eine Mörsergranate gewesen wäre, wäre ich in 20 Stücke zerrissen worden.
Mit der „choreografierten Mörsersalve“ weist Doyle auf eine weitere „falsche Flagge“ hin. Diese Mörsersalve schlug am 17. Juli ausgerechnet in der Nähe des Gebäudes ein, das der britische Außenminister Douglas Hurd 30 Sekunden zuvor für sein Treffen mit dem bosnischen Präsidenten betreten hatte. Dabei wurden 10 Zuschauer verwundet. Auch dieser Mörserbeschuss erregte weltweite Aufmerksamkeit zugunsten des bosnischen Muslime, wurde er doch von den auch damals schon Fake News verbreitenden Mainstream-Medien ohne weitere Fragen als heimtückischer Mordversuch der Serben am britischen Außenminister dargestellt.
Laut Doyle gingen „Vertreter der Vereinten Nationen auch davon aus, dass die Kugel, die den amerikanischen Fernsehproduzenten David Kaplan am 13. August in der Nähe des Flughafens von Sarajevo getötet hatte, wahrscheinlich nicht von einem Scharfschützen aus den weit entfernten, serbischen Positionen abgefeuert wurde“. Doyle zitiert einen Offizier der UN-Friedenstruppe: „Das wäre unmöglich gewesen. Der Schuss kam horizontal über den Boden. Deshalb muss der Schütze auf Bodenhöhe gewesen sein“, heißt es in dem Independent-Artikel. Da die bosnischen Serben ihre Positionen nur auf den Bergen rund um die Stadt hatten und sich die bosnischen Muslime im ebenen Talkessel der Stadt befanden, bedeutet eine horizontale Flugbahn der tödlichen Kugel, dass sie von einer muslimischen Position innerhalb der Stadt abgefeuert worden war.
Weiter berichte Doyle, dass Vertreter der Vereinten Nationen davon ausgingen, dass ein ukrainischer Friedenssoldat, der wenige Tage vor dem Erscheinen seines Artikel in der Marshall-Tito-Kaserne in Sarajewo durch Schüsse in Kopf und Herz getötet worden war, nicht von der Langwaffe eines serbischen Scharfschützen, sondern durch eine „Handfeuerwaffe“ getötet worden ist, was ebenfalls klar auf einen bosnischen Muslim hindeutet.
Zum Abschluss seines Artikels beschreibt Doyle eindrucksvoll, vor welchem politischen Hintergrund damals das Massaker an der Warteschlange vor der Bäckerei in Sarajewo stattfand. Und auch, wie es von den westlichen Fake-News-Medien mit grausamen Bildern ausgeschlachtet wurde, wodurch kriegsgeile Politiker Wasser auf ihre Mühlen bekamen. Das Szenario dürfte jedem regelmäßigen RT-Leser inzwischen geläufig sein. Denn es läuft immer nach demselben Grundmuster ab, das wir von den Terror- oder Giftgas-Angriffen unter falscher Flagge aus jüngerer Zeit kennen, von Duma in Syrien bis zu Skripal im englischen Salisbury. Hier noch Doyles eingehendere Beschreibung:
Die im Fernsehen übertragenen Szenen, in denen Zivilisten durch eine Explosion in Stücke gerissen wurden, erschreckten die internationale öffentliche Meinung und erhöhten den Druck (in Richtung) auf militärische Intervention gegen die serbische Seite. Plastische Aufnahmen zeigten Leichen auf der Straße und Menschen mit abgetrennten Gliedmaßen, die in Blutlachen auf dem Gehsteig saßen. Der Angriff kam kurz vor einem Treffen der Botschafter der Europäischen Gemeinschaft, um Sanktionen gegen Serbien zu erwägen. Die Weltpresse schlussfolgerte, dass die Gräueltaten durch Mörserbomben verursacht wurden, die aus serbischen Positionen abgefeuert wurden, und der Angriff wurde weithin als zynischer Widerstand der Serben (gegen die Internationale Gemeinschaft) interpretiert.
„Beamte der Vereinten Nationen sagten damals, sie seien misstrauisch, was die Umstände des Verbrechens betrifft, aber sie könnten damit nicht an die Öffentlichkeit gehen, ohne die UN-Mission und möglicherweise auch das Leben von UN-Friedenstruppen zu gefährden.“ Vertrauliche Berichte an den UNO-Befehlshaber der Streitkräfte, General Satish Nambiar, kamen jedoch zu dem Schluss, dass bosnische Truppen des Präsidenten Alija Izetbegović womöglich eine Bombe gezündet hätten.
„Wir gehen davon aus, dass es eine ferngezündete Explosion war, wahrscheinlich mit einer Bombe in einem Kanister“, sagte ein UN-Beamter. „Der Explosionskrater, der entstanden ist, ist nämlich nicht im Entferntesten so groß, wie er sein müsste, wenn eine Mörser-Granate die gepflasterte Oberfläche getroffen hätte.“
Rainer Rupp ist Mitglied des Beirats des Deutschen Freidenker-Verbandes
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