Der Inquisitor zieht ins Schloss
Der Titel ist eine ironische Anspielung auf die frühere Tätigkeit des designierten Bundespräsidenten und signalisiert Befürchtungen, die auch frühere Weggefährten Gaucks artikulierten, so namhafte Bürgerrechtler jetzt in der Erklärung „Freiheit, die wir meinen“.
In dem zeitgleich veröffentlichten spotless – Band werden Werdegang und Charakter des künftigen Staatsoberhauptes beschrieben. Quellen und Zeugen sind dokumentiert. Unter ihnen auch der Schriftsteller Gerhard Zwerenz, einst aus der DDR geflohen, welcher auf eine Rede Gaucks aufmerksam machte, die dieser am 5. Juni 2011 in der Frankfurter Paulskirche hielt. Dort habe er die 68er-Bewegung kritisiert. „Das ist logisch. Die 68er revoltierten gegen ihre Nazi-Eltern. Joachim Gaucks Eltern waren früh faschistisch. Die Mutter als alte Kämpferin seit 1932, der Vater ab 1934 Mitglied der NSDAP. Nun ist niemand für seine Erzeuger verantwortlich“, schrieb Zwerenz weiter. „Doch Gauck argumentiert in vielen Punkten wie ein getreuer Sohn. Laut eigener Aussage ist er ‚mit einem begründeten Antikommunismus aufgewachsen‘ – so ehrt er als braver Christ Mutter und Vater in Ewigkeit. Amen! Sowohl aus familiärer wie nationaler Tradition ist ein Bundespräsident Gauck der passende Ausdruck deutscher Einheit in Treue zur Vergangenheit.“ (S. 112) Im Kontext jüngster Ereignisse am rechten Rand der Gesellschaft, der Nazimorde und der Nachsicht gegenüber rechtsextremistischen Äußerungen, erhalten natürlich Hinweise dieser Art eine erhebliche Bedeutung.
Klaus Huhn, Die Gauck-Behörde, Berlin 2012, spottles Verlag, 128 Seiten, 9,95 Euro
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