Bugliosi: „Mordanklage gegen Bush“
Aus Freidenker Nr. 1-09 März 2009 68. Jahrgang – Bücher für Freidenker
Er sei recht zufrieden mit seinem Leben, sagte Bush und grinste breit in die Kameras. Das verschlägt einem die Sprache. Auf seinen Befehl wurde der Irak zerstört. 4.000 US-Amerikaner und schätzungsweise 100.000 Iraker wurden getötet. Selbst wenn der Krieg durch einen tragischen Irrtum begonnen hätte – aber er wurde mit einer infamen Lüge begonnen, die Bush und seine Mannschaft, Cheney, Condolezza Rice, ständig wiederholten. Wenn eine Anklage gegen einen Präsidenten erhoben wird, der wie Clinton einvernehmlichen Sex praktiziert hat, wie soll dann der Mord an vielen tausend Menschen gerecht behandelt werden?
Vincent Bugliosi, ein pensionierter Staatsanwalt mit mehr als hundert erfolgreichen Prozessen, ist in die Materie eingestiegen. Nein, für den Irak-Krieg kann Bush nicht zur Verantwortung gezogen werden, denn ob Krieg oder nicht, ist die Sache des Präsidenten und nicht der Justiz. Aber am Anfang des Krieges stand die Lüge, Saddam Hussein besitze Massenvernichtungswaffen und richte sie auf die USA, obwohl alle, insgesamt 16 Geheimdienste, dieser Einschätzung widersprachen. Das ist der Punkt, an dem der Ex-Präsident zu fassen ist.
Wo das Buch Auskunft über die Feinheiten der US-Gesetzgebung gibt, lässt es Rückschlüsse über die USA und die US-Amerikaner zu. Die überbordende Religiosität, der Hurra-Patriotismus und gleichzeitig die Möglichkeiten der kreditgewährenden Banken rücksichtslos ausnutzen. Das „bevorzugte Land Gottes“: Es hat eine Presse, die zum allergrößten Teil nachbetet, was das Weiße Haus denkt; eine Bevölkerung, die zum großen Teil Adam und Eva als die ersten Menschen ansieht. US-Amerika geht den Weg, der im letzten Kapitel angedeutet wird: Weltbeherrschende Großreiche gehen an ihren eigenen Schwierigkeiten zugrunde.
Vincent Bugliosi: Anklage wegen Mordes gegen George W. Bush, dtv München, 2008, 344 Seiten; 16,90 Euro
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