Jugendweihe & Jugendfeier

Jugendfeier 2005 in Braunschweig

aus FREIDENKER Nr. 2-05 Juni 2005, 64. Jahrgang, S. 35

Über die Jugendfeier in Braunschweig berichtete die Braunschweiger Zeitung:

Tradition seit dem Jahre 1852

34 Mädchen und Jungen feierten in der Stadthalle ihre Jugendweihe

„Sie werden heute hochoffiziell vom Kind zum Jugendlichen befördert“, sagte Klaus Hartmann, Vorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbandes, am Sonntag zu 34 Mädchen und Jungen in der Stadthalle. Die 13- bis 15 Jährigen feierten mit ihren Eltern und Verwandten die Jugendweihe.

„Dieses Fest hat eine weitaus längere Tradition als allgemein bekannt“, erklärte Bernd Fricke, Landesverbandsvorsitzender der Freidenker in Niedersachsen. „Viele bringen den Begriff mit der DDR in Verbindung. Doch die Jugendweihe gab es schon vor dem Krieg.“

So nahmen 1932 in Braunschweig rund 2000 Kinder an der Jugendweihe teil, bevor sie ein Jahr später von den Nationalsozialisten verboten wurde. Ab 1946 gab es die Jugendweihe in der Löwenstadt wieder, diesmal also zum 60. Mal nach dem Krieg.

Ursprünglich war sie 1852 von freireligiösen Gemeinden entwickelt worden. Die freidenkerischen Ansätze wurden von der Arbeiterbewegung übernommen. In der DDR wurde diese Aufnahme der Kinder in den Kreis der Erwachsenen missbraucht, um ihnen ein Gelöbnis auf den sozialistischen Staat abzufordern. Mit gewaltigem Druck wurde die Feier gegen die kirchliche Konfirmation beziehungsweise Firmung etabliert.

In Westdeutschland war die Zahl der Teilnehmer an den Jugendweihen von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich. Erst seit dem Ende der 80er Jahre stabilisierten sich die Zahlen. An der Feier am Sonntag in Braunschweig nahmen auch Kinder aus der Region teil. Bundesvorsitzender Klaus Hartmann erinnerte die jungen Menschen daran, dass „ein Leben ohne Glauben nicht auf Ethik und Moral verzichte“.

Viele Christen legten durch Firmung oder Konfirmation ein Glaubensbekenntnis ab „ohne eigene religiöse Überzeugung, sondern weil ihre Eltern es so erwarten“. Den Jugendlichen in der Stadthalle sagte er: „Übt euer Recht auf eine weltanschauliche Sichtweise aus. Sie gibt euch Denkanstöße, euer Leben bewusst und eigenverantwortlich zu gestalten.“

Braunschweiger Zeitung (25.4.2005): von Karsten Mentasti


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