Kirchenkritik aus der Sicht eines Christen und Sozialisten
Ein Interview mit dem ev.-lutherischen Theologen Peter Franz
Aus: Freidenker Nr. 1-08 März 2008 67. Jahrgang – Thema, S. 13-17
„Der allmächtige Gott ist die Projektion einer menschlichen Allmachtsphantasie an den Himmel ihrer allzumenschlichen Vorstellungen.“
Redaktion Freidenker: Inwiefern ist das auf Konventionen beruhende christliche Gottesbild aus dem Text der Bibel ableitbar?
Peter Franz: Nach jüdisch-christlicher Überzeugung haben die Zehn Gebote im Rahmen unserer Religion einen hohen Stellenwert. Nicht etwa, weil sie auf alle denkbaren Fragen eine Antwort geben könnten, sondern weil sie eine gewisse systematisierte Zusammenfassung der Glaubensgrundlage von Juden und (der ihnen darin folgenden) Christen darstellen. Mit der Einführung der Gebote, besonders des Ersten Gebotes, kommen wir nun an einen besonderen neuralgischen Punkt, von dem aus sich vielleicht manche Fehlentwicklungen und Missverständnisse erklären lassen. Ich betone ausdrücklich, dass ich mit den folgenden Erörterungen meine eigene theologische Ansicht vertrete, die sich nicht unbedingt mit den in der Kirche üblichen oder vorherrschenden decken müssen. Meine These lautet nämlich – und darin befinde ich mich im Widerspruch zu einer auch heute noch allgemein anerkannten These –, dass man in der religionsgeschichtlichen Systematik nicht davon sprechen sollte, dass Judentum und Christentum in ihrem Kerngehalt monotheistische Religionen seien.
Ich halte es für einen der gefährlichsten und folgenreichsten Irrtümer der Religionswissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts, wenn sie von einer angeblichen „Höherentwicklung“ der Religion spricht: einer Entwicklung weg von einer Vielzahl niederer Erdgeister und Dämonen über verschiedene Zwischenstufen, etwa das griechische Pantheon oder den römischen Götterhimmel bis hin zu dem Einen Gott, der angeblich alles beherrscht und umfasst. Gott der Allmächtige, Allwissende und Alleslenkende, wie er leider auch heute weithin im Judentum, Christentum und im Islam geglaubt wird, halte ich für eine Projektion des Irrglaubens. Diesen Gott gibt es nicht, und wenn dieser Gott von Atheisten und Agnostikern geleugnet wird, dann will ich ebenfalls gern als Atheist gelten.
Der allmächtige Gott, wie er leider auch heutzutage immer noch durchgängig in den christlichen Kirchen bekannt wird, ist die Projektion einer menschlichen Allmachtsphantasie an den Himmel ihrer allzumenschlichen Vorstellungen. Hier hat genau im Sinne Feuerbachs nicht Gott den Menschen, sondern der Mensch sich einen „Gott“ geschaffen. Und dass ein solcher Gott ein „Nichts“ ist, das weiß ich aus eben diesen Zehn Geboten der Tora, die gerade unter Christen zu den am wenigsten verstandenen und begriffenen Texten der Bibel gehören. Denn wie lautet das Erste Gebot wirklich nach dem Wortlaut des biblischen Textes?
„Ich bin der Herr dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus dem Sklavenhaus, befreit habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“
Obwohl dieser sogenannte Dekalog mit dem ersten der Zehn Gebote selbstverständlich in diesem Wortlaut in der Bibel zu finden ist (2. Mosebuch, Kapitel 20; 5. Mosebuch, Kapitel 5), wird dieser Wortlaut im Rahmen der kirchlichen Glaubensunterweisung bezeichnenderweise nur verstümmelt wiedergegeben. Sowohl im römisch-katholischen Gebetbuch wie auch im Katechismus Luthers, die diese Texte enthalten, heißt es lapidar:
„Ich bin der Herr dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“
Das heißt: Die wichtigste Selbstbezeichnung dieses Gottes, seine Näherbestimmung, sein Erkennbarkeitsmerkmal wird getilgt. Der Gott, den die Israeliten als einen befreienden Gott kennengelernt haben, dem sie sich anvertrauten, weil er ihre soziale Befreiung in Gang gesetzt hat, nämlich den Ausbruch aus Knechtschaftsbeziehungen, aus Unterdrückungsverhältnissen unter der damals vorherrschenden Großmacht Ägypten – dieser Gottesbegriff wird von den Kirchen entkonkretisiert, enthistorisiert und stilisiert zu einer absoluten Größe, der sich alles zu unterwerfen hat. Damit geht einher eine Formalisierung und Entleerung von Religion, die einerseits zu einer blutleeren Dogmatik führt und auf der Seite der ethischen Konsequenzen zu zeitlosen moralisierenden Vorschriften, die – wie bekannt – zur Rechtfertigung bestehender Unrechtsverhältnisse missbraucht werden können.
Mit der Zitierung des Siebten Gebots z.B. haben Politiker, Journalisten, Lehrer usw. die bürgerliche Eigentumsordnung verteidigt. Das Gebot „Du sollst nicht stehlen“ ist, um ein Beispiel aus der Weimarer Republik zu verwenden, massiv dazu missbraucht worden, um die Besitzansprüche der durch die Revolution von 1918 entthronten Fürstenhäuser zu untermauern. Als es 1926 um ein Volksbegehren und einen Volksentscheid über die Enteignung von Fürstenvermögen ging, haben es die bürgerlichen Parteien mit Unterstützung durch die alten Eliten und entscheidender Schützenhilfe durch die Kirchen verstanden, eine Mehrheit zur Aufrechterhaltung dieser Besitzstände abzusichern, so dass noch heutzutage Erben dieser Fürstenhäuser auf dem vormaligen Gebiet der DDR vor Gericht beachtliche Entschädigungen für vorenthaltene Nutzungsrechte erstreiten können.
Dabei hätten eine formal nicht entleerte Religion und ein tatsächlich geltender biblischer Gottesbegriff gemäß dem tatsächlichen Wortlaut nach dem 2. Mosebuch Kap. 20 die Frage nach der Fürstenenteignung ganz anders stellen können, etwa so: Wenn unser Gott uns durch die Revolution von 1918 aus der Knechtschaft der Fürstenhäuser befreit hat und wir, das Volk dieser Befreiung, unser Eigentum den Händen der ehemals Herrschenden entrissen haben, dann heißt „Du sollst nicht stehlen“ doch nichts anderes, als dass es ein unmoralisches, widergöttliches und unchristliches Ansinnen ist, das Eigentum, das dem Volk gehört, den Fürsten in irgendeiner Form zurückzuerstatten oder sie mit hohen Summen dafür zu entschädigen. Die Grundfrage ist die: Wem gehört die Erde, ihre Bodenschätze und Reichtümer, wem gehören die Felder, die Flüsse, die Meere und die Luft darüber? Die Bibel antwortet auf diese Frage mit Psalm 24, Vers 1: „Die Erde ist des Herrn und alles was darinnen ist.“
Was folgt aus dieser Vergewaltigung des Gottesbegriffs, aus dieser Unkenntlichmachung des biblischen Gottes? Die um den Inhalt des Gottesbegriffs betrogenen Gläubigen haben keinen Maßstab mehr, mit dem sie die an sie gerichteten vielfältigen Forderungen wirtschaftlicher, politischer und moralischer Art messen könnten. Indem der aus Unterdrückung befreiende Gott seiner eigentlichen Qualität beraubt ist, kann er nun im Munde der jeweils Mächtigen demagogisch und manipulativ in ihrem Interesse eingesetzt werden. Das sogenannte christliche Abendland, das weithin mit diesem entleerten, formalisierten Gottesbegriff seine jüngere Geschichte gestaltet und verunstaltet hat, war nicht mehr fähig, Recht und Gerechtigkeit im Sinne dieses befreienden Gottes herzustellen.
Ich behaupte an dieser Stelle, dass der herausgelöste Inhalt des Gottesbegriffs folgerichtig säkularisiert im nichtreligiösen Zustand wieder auftauchte als das Hauptmotiv der entstehenden Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts. Der Geist der Befreiung von Unterdrückung – und nichts anderes ist der semantische Inhaltskern des biblischen Gottesbegriffs – kehrt wieder als ein Gespenst! „Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus“, so wird dieser freigesetzte Geist in spottender Kampfansage von Marx in der Vorrede zum Manifest der Öffentlichkeit entgegen geschleudert.
Und ich möchte gleich noch auf ein weiteres Versäumnis – wenn man es freundlich formulieren will – oder besser: eine weitere Vergewaltigung des biblischen Textes durch ihre offiziell-religiösen Nutzer hinweisen: Das ist die Eliminierung des Zweiten Gebotes, des sogenannten Bilder-Verbots. Dort heißt es, wiederum im 2. Mosebuch Kap. 20: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“
Dieses Gebot haben die christlichen Großkirchen frühzeitig aus ihren Katechismen ausgeschieden, d.h. aus den Grundlagen ihres Lehrinhalts verdrängt, haben ihm höchstens in spiritualisierter Form einen Platz im Abseits zugewiesen.
Die Bildnisse, natürlich nun des christlichen Erlösers, der Heiligen und Märtyrer in den Gotteshäusern, erfreuen seitdem die einfachen Gemüter und auch die touristischen Massen, die heutzutage durch die Gotteshäuser pilgern und die damit vorgeführt bekommen, dass der lebendige Gott eben doch nur ein „gemaltes Männlein“, ein Popanz, und seine Protagonisten ein Haufen von Sonderlingen ist, die man getrost belächeln kann. Die Kirchen haben sich übrigens durch einen Trick aus der Klemme gerettet, in die sie durch die Streichung des 2. Gebotes geraten waren. Weil nämlich sonst nur noch neun Gebote übrig geblieben wären, haben sie das zehnte flugs aufgeteilt in zwei getrennte Gebote, um damit wieder auf die Zahl Zehn zu kommen. Die Kirchen waren schon immer Meister der Täuschung und Selbsttäuschung!
Redaktion Freidenker: Wie lässt sich die eigentümlich ambivalente Stellung der Kirchen erklären, die zum einen ‚Dienstleister‘ sind in überwiegend privaten Lebensbereichen der Christen, zum anderen aber auch Protagonisten konkreter ‚weltlicher‘ Politik?
Franz: Weil die Leiter und Lehrer der christlichen Gemeinden schon in der Frühzeit ihres Entstehens eine Entleerung ihres Gottesbegriffes wie geschildert zugelassen haben, fokussierten sich Lehre und Fürsorge dieser Kirchengemeinschaften zunehmend auf die Bereiche des Seelischen / Innerlichen des Menschen unter Vernachlässigung seiner materiellen, körperlichen Existenz. Schon allein die Bezeichnung der dabei früh schon entstandenen sozialen kirchlichen Hauptfunktion, der „Seelsorge“, sagt etwas aus über den eindeutigen Schwerpunkt, den diese Arbeit bestimmt. Es ging über viele Jahrhunderte und es geht durchweg auch heute noch hauptsächlich darum, dass der Priester, Pfarrer oder Diakon die prinzipiell überzeitlich verstandene Lehrbotschaft des Evangeliums weitergibt und die Glaubenswilligen zur Übernahme dieser Glaubensüberzeugungen einlädt (oder nötigt, wenn sich das die Gläubigen gefallen lassen). Eine „Leibsorge“ oder Sorge um die Gesellschaft als Ergänzung zur Seelsorge gab es über lange Zeit hindurch in den Kirchen nicht, höchstens als rudimentäre Form des Almosengebens für die Armen, aber nicht als eigenständige Teilnahme an der ökonomischen und politischen Ausgestaltung der jeweiligen Gesellschaft.
Die feudalen Herrscher des Mittelalters und die bürgerlichen Staatslenker bis in die Neuzeit hinein konnten mit einer solchen Aufteilung der Macht recht zufrieden sein: die Staatsdiener als Vollstrecker der weltlichen, d.h. der wirtschaftlichen und politischen Macht; die Religionsdiener als Vollstrecker der geistlichen, d.h. der Macht über die Gewissen und die Überzeugungen der Menschen. Wenn es um Eingriffe in politische Geschäfte ging, sorgten sich die Kirchen in der Regel darum, ihre eigene gesellschaftliche Stellung abzusichern und ihren ideellen Einfluss langfristig für die kommenden Generationen auszubauen.
Die Staatskirchenverträge / Konkordate haben das bis in die jüngste Zeit unter Beweis gestellt. Selbst mit so furchtbaren Unrechtssystemen wie dem italienischen und dem deutschen Faschismus gab es solche Übereinkünfte. So konnte es geschehen, was auch heutige Zeitgenossen manchmal staunend bewundern: dass es den großen Kirchen gelingen konnte, alle Wechsel der konkreten Staatsform, der Herrscherdynastien, Kriege, Bürgerkriege und Religionskriege, Revolutionen und antikirchliche Bewegungen zu überstehen und nach zwei Jahrtausenden immer noch und in mancher Hinsicht sogar frisch wie nie in den Gesellschaften vieler Länder aufzublühen.
Das Feld der ökonomisch-politischen Verfassung einer Gesellschaft und ihr Verhalten im Konkurrenz- und Konfliktfall mit anderen Staaten, ist ein weiteres Gebiet, auf dem sich der entleerte Gottesbegriff und die verinnerlichend-metaphysische Fixierung kirchlichen Lebens besonders verhängnisvoll ausgewirkt haben.
Seitdem die im feudalen Staat herrschende Klasse das so verfasste Christentum als Staatsreligion angenommen und sich zugleich als Protektor der kirchlichen Seelengewinnung erwiesen hatte, konnten die Kirchenführungen ohne Gewissensbisse dazu übergehen, die jeweiligen Herrschaften und Obrigkeiten als „von Gottes Gnaden“ auszugeben. Diese Symbiose erwies sich in der jahrhundertealten Abfolge der Klassenordnungen als für beide Seiten überaus vorteilhaft. Der Staat sicherte die geregelte Seelsorge der Kirche an „ihren Schäfchen“, und die Kirche sicherte das gehorsame Untertanenverhältnis der machtlosen Klasse (deren Angehörige überwiegend gläubig waren) gegenüber ihren Herren. Das Gottesgnadentum kam in Deutschland erstmals ins Wanken, als die Arbeiter- und Soldatenrevolution 1918 den evangelischen Kaiser der Hohenzollern zum Abdanken zwang und eine demokratische Republik errichtete. Gegen diese Republik von Weimar liefen die Exponenten der großen Kirchen Sturm, versuchten ihre Legitimität in Zweifel zu ziehen und unternahmen alle möglichen Versuche, im Bündnis mit den alten Eliten das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Die weitere Entwicklung dieses Staates bescherte den Kirchen zunehmend Erfolge, so dass zwar die Schulaufsicht der Kirchen abgeschafft wurde, aber Religionsunterricht, staatlicher Kirchensteuereinzug und Militärseelsorge weiter bestehen konnten – und das in erweiterter und modifizierter Form (Aufsichtsposten bei den öffentlich-rechtlichen Medienanstalten, Mitsprache bei der Besetzung hoher Ämter) bis heute.
Im Verlaufe der Zeit entdeckten dann die traditionellen Großkirchen, dass man sich auch in der bürgerlichen Demokratie komfortabel einrichten konnte. Von einflussreichen katholischen Kreisen wurde die Zentrumspartei gegründet, die bald eine wichtige Rolle im Staat spielte. Evangelische Kirchenkreise gründeten ebenfalls kleinere Vereinigungen, die sich zur Wahl stellten, aber riefen ihre Klientel hauptsächlich zur Wahl großbürgerlich-konservativer Parteien wie DNVP und DVP auf, was diese mit Gefälligkeiten gegenüber den Kirchen honorierten.
Am Ende der Weimarer Republik ist daher leider festzustellen, dass sich die Amtskirchen und konservative Kreise in ihrem Umfeld am Heraufkommen und an der Bemächtigung der Staatsgewalt durch den Nazifaschismus helfend und fördernd beteiligt haben – auch wenn es später zu partieller Abkühlung zwischen ihnen kam und sich auch gläubige Menschen unter den Opfern und den Widerständlern gegen das System befanden.
Ähnlich bedrückend wie die legitimierende Weihegebung für den bürgerlichen Klassenstaat war das Verhalten der Kirchen zu Krieg und Militär. Während es bis zur Konstantinischen Wende die Christen als eine Sünde angesehen haben, Waffen zu tragen, geschweige denn diese gegen andere Menschen auch noch einzusetzen, änderte sich die Stellung der verfassten Kirchen seither ziemlich abrupt. Nun wurden nicht nur Kriege gerechtfertigt, sondern durch die Beteiligung an einer von den Herrschern gewünschten Seelsorge an ihren Soldaten auch die militärische Gewaltanwendung im Bewusstsein breiter Massen legitimiert. Zu Kreuzzügen wurde sogar mit dem Ruf „Gott will es“ aufgerufen. Im Wappen des preußischen Herrscherhauses der Hohenzollern taucht seit dem 17. Jahrhundert der Slogan „Gott mit uns auf“, der sich schließlich auch auf den Koppelschlössern der Soldaten Wilhelms wiederfand. Hitler fand nichts dabei, diesen Spruch des kaiserlichen Heeres, über die Reichswehr auf seine Wehrmacht zu übertragen.
Das Eiserne Kreuz, in den antinapoleonischen Freiheitskriegen als Würdezeichen für befreiende Gewalt eingeführt, wurde leider auch von den Auslösern unterdrückender und aggressiver Gewalt missbraucht, nämlich in den beiden Weltkriegen. Der westdeutsche Staat scheute nicht davor zurück – selbstverständlich im Einklang mit den reaktionären Kirchenleitungen – dieses Zeichen auch für die Bundeswehr zu übernehmen.
Die beiden auf deutschem Boden sich gegenüberstehenden Heere, die NVA und die Bundeswehr, drück(t)en in ihren Hoheitszeichen die Ziele ihrer jeweiligen Staatsmacht und Gesellschaft aus, für die sie standen bzw. stehen: das Eiserne Kreuz für das „christliche Abendland“, die angeblich „christlich“ fundierte freiheitlich–demokratische Ordnung des bourgeoisen Klassenstaates; das Wappen mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz dagegen steht für den Klassenstaat der Arbeiter, Bauern im Bündnis mit der Intelligenz, der ohne christlich-kirchlichen Segen den Aufbau des Sozialismus/Kommunismus mit dieser Armee geschützt hat.
Der jenseitige, entkernte Gott, von den Kapitaleigentümern zur diffizilen Legitimierung ihrer Gesellschaftsordnung missbraucht, auf der einen Seite – der Kampf um Befreiung und gesellschaftliche Wohlfahrt als der gottlose Kern, verkörpert in der sozialistischen Staatsmacht und ihrer Armee. Kirche und Kommunismus, hier stehen sie sich sozusagen gegenüber, sichtbar in der Gestalt ihres jeweiligen Logos.
Peter Franz, ev.-luth. Theologe mit Berufsverbot, Weimar
Bild: Skulptur des Gottvater in der St. Salvator Kathedrale in Brügge
Quelle: pixabay.com / User: pixel2013