Einfluss der Religionen auf die Führung imperialistischer Kriege
USA-Strategen über die wachsende ideologische Bedeutung der Religionen und ihren Einfluss auf die Führung imperialistischer Kriege
Aus: Freidenker Nr. 1-08 März 2008 67. Jahrgang – Thema, S. 8-12
Von Ernst Woit
Im Zusammenhang mit dem offenkundigen Scheitern der USA-Strategie zur neokolonialistischen Beherrschung des Nahen und Mittleren Ostens wird von Strategen des USA-Imperialismus stärker die Bedeutung der Religionen als ideologischer Faktor des politischen und insbesondere auch militärischen Kräfteverhältnisses hervorgehoben. Sie wird dabei zunehmend auch als Reflex epochaler gesellschaftlicher Veränderungen beurteilt. So schätzt Samuel P. Huntington ein: „Im 20. Jahrhundert wurden die Gesellschaften der westlichen Länder (mit der bemerkenswerten Ausnahme der Vereinigten Staaten) weitgehend säkularisiert; Kirche und Religion spielten im öffentlichen, gesellschaftlichen und privaten Leben eine immer geringere Rolle. Das 21. Jahrhundert jedoch ist als ein Jahrhundert der Religion angebrochen. … Gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen religiösen Gruppen werden auf der ganzen Erde immer häufiger.“ 1
Die ehemalige Außenministerin der USA, Madeleine Albright, gibt heute ganz offen zu, dass die USA von der islamischen Revolution im Iran völlig unvorbereitet getroffen wurden: „Unsere Experten erfassten weder das Ausmaß der Feindseligkeit gegenüber dem Schah noch das Ausmaß der Loyalität, auf das sich die muslimischen Kleriker stützen konnten.“ Sie kommt zu der Einschätzung: „Wir hatten es hier mit einem wahren politischen Erdbeben zu tun, das der Französischen oder Russischen Revolution in nichts nachstand.“2
Damit korrespondiert eine Einschätzung, die Huntington bereits 1996 traf: „Der Konflikt zwischen liberaler Demokratie und Marxismus-Leninismus im 20. Jahrhundert war ein flüchtiges und vordergründiges Phänomen, verglichen mit dem kontinuierlichen und konfliktreichen Verhältnis zwischen Islam und Christentum.“ Daraus leitete er ab: „Solange der Islam der Islam bleibt (und er wird es bleiben) und der Westen der Westen bleibt (was fraglicher ist), wird dieser fundamentale Konflikt zwischen zwei großen Kulturkreisen und Lebensformen ihre Beziehungen zueinander weiterhin und auch in Zukunft definieren, so wie er sie 1400 Jahre lang definiert hat.“ 3
Religiosität und Religionsverständnis in den USA
Wenn sich USA-Strategen mit Religionsproblemen befassen und insbesondere dann, wenn sie das im Hinblick auf den Faktor Religion im ideologischen Kampf tun, spielt die seit Gründung der USA entstandene spezifische Religiosität der USA-Bevölkerung und das die USA mit konstituierende offizielle Religionsverständnis mit. Friedrich Engels gab 1886 in einem Brief an F. A. Sorge eine in ihrem Kern auch heute noch zutreffende Charakteristik dieser Problematik: „Die Amerikaner … haben zwar keine mittelalterlichen Institutionen aus Europa herübergenommen, wohl aber Massen mittelalterlicher Tradition, Religion, englisches gemeines (feudales) Recht, Aberglauben, Spiritismus, kurz allen Blödsinn, der dem Geschäft nicht direkt schädlich war und jetzt zur Massenverdummung sehr brauchbar ist.“ 4
Für Huntington ist die Religion „bis heute ein zentrales, wenn nicht das zentrale Element der amerikanischen Identität.“5 Und: „Die Aktivitäten religiöser Konservativer und die Stimmung in der Öffentlichkeit machten die Religion zu einem Schlüsselelement der amerikanischen Politik.“6
Eine für die USA spezifische und politisch außerordentlich bedeutsame Erscheinung ist die amerikanische Zivilreligion. Huntington definiert sie als „Verschmelzung von Religion und Patriotismus“7, wobei die Art der Religion keine Rolle spielt. Er zitiert zweimal Präsident Eisenhower: „Unsere Regierungsweise ergibt nur einen Sinn, wenn sie auf einem tief empfundenen religiösen Glauben gründet. Und es kümmert mich nicht, welcher Glaube das ist.“ Und: „Die Anerkennung eines höchsten Wesens ist der erste, grundlegende Ausdruck des amerikanischen Charakters. Ohne Gott gäbe es keine amerikanische Regierungsform und keine amerikanische Lebensweise.“ Huntington folgert daraus: „Wer die Existenz Gottes leugnet, stellt das Fundament der amerikanischen Gesellschaft und Regierung in Frage.“ 8 Darum ist es erklärlich, dass sich die überwältigende Mehrheit der US-Amerikaner dazu bekennt, an einen Gott zu glauben. 2003 waren es nach Huntington 92 Prozent. Daraus folgt, dass in den USA – wie es ein schwedischer Theologe einschätzt, „selbst die Atheisten eine religiöse Sprache sprechen.“ Denn – so Huntington: „Von Atheisten haben die Amerikaner eine schlechtere Meinung als von den meisten anderen Minderheiten.“9
Feindbild Islam
Nach Huntington beruht die „Identität Amerikas“ nicht nur auf der amerikanischen Zivilreligion, sondern ist ebenso „ein Produkt der gemeinsamen Kriegserfahrung“.10
Die von den USA und deren Bundesgenossen nach dem Untergang der Sowjet-union inszenierten Kriege zur ‚Neuordnung der Welt‘ zielen vor allem auf die neokoloniale Beherrschung des Nahen und Mittleren Ostens und damit auf die Beherrschung einer Region, deren Bevölkerung mehrheitlich aus Muslimen besteht. Das für diese Kriege entwickelte ideologische Feindbild zielt bewusst darauf, den Islam als ‚Quelle des Terrorismus‘ erscheinen zu lassen und wird inzwischen begrifflich bis zum ‚Islamo-Faschismus‘ zugespitzt. So z. B. wenn Josef Joffe fordert: „Nennen wir’s nicht ‚Islamismus‘ oder ‚Dschihadismus‘, sondern ‚Faschismus‘ ohne Duce oder Führer.“11 Tatsächlich ist heute „das Feindbild Islam in den Mittelpunkt der ideologischen Begründung der imperialistischen Kriegspolitik gerückt.“12
In besonderer Weise wurde das auch daran deutlich, wie Papst Benedikt XVI. in seiner Regensburger Vorlesung allein den Islam als eine Religion charakterisierte, die nur Gewalt in die Welt gebracht habe. Der evangelische Theologe und Philosoph Christoph Türcke stellt dazu fest: Der Papst hat „das gesamte Gewaltproblem, den Zusammenhang von Religion und Gewalt ausschließlich am Beispiel des Islam erörtert.“13 Nach Einschätzung des israelischen Friedenskämpfers Uri Avnery kommt man nicht umhin, die Regensburger Rede Benedikts „mit dem Kreuzzug George Bushs und seiner fundamentalistisch-christlichen Un-terstützer sowie mit seinen Slogans vom ‚Islamo-Faschismus‘ in Verbindung zu bringen – nachdem ‚Terroristen‘ ein Synonym für Muslime geworden ist.“ Für Avnery ist das „nicht zuletzt ein zynischer Versuch, um die Herrschaft über die Öl-Ressourcen der Welt zu rechtfertigen.“14 Der Nahostexperte Mohssen Massarat sieht diese Rede als Bestandteil „einer konzertierten Aktion des Westens“ mit dem Ziel, im Zusammenhang mit dem israelischen Angriffskrieg gegen den Libanon und die Hisbollah „durch tägliche verbale Attacken die Moslems zu demütigen“. Er fordert deshalb alle verantwortungsbewussten Intellektuellen und Medien auf, „die päpstliche Lüge über die christliche Friedfertigkeit zu entlarven, indem sie daran erinnern, dass alle Gewaltorgien des 20. Jahrhunderts – nicht zuletzt die beiden Weltkriege – von christlichen Ländern ausgingen.“15
Präzedenzfall Irakkrieg
Mit der am 20. März 2003 beginnenden Invasion in den zuvor bereits weitgehend entwaffneten Irak sollte der entscheidende Durchbruch zur erneuten Kolonisierung des gesamten Nahen und Mittleren Ostens erfolgen.16 Am gleichen Tag hieß es in einem redaktionellen Artikel der FAZ: „Der Irak soll als Feind verschwinden, indem die Amerikaner ihn mit imperialen Mitteln neu gründen. Die Verwerfungen der postkolonialen Zeit werden durch einen neuen demokratischen Kolonialismus zugeschüttet.“ Von dieser Zielsetzung ist inzwischen längst nicht mehr die Rede. Zu offenkundig ist das Desaster dieses Krieges. Albright hält es für möglich, „dass sich die Invasion im Irak und ihre Folgen letzten Endes als eines der größten Desaster der amerikanischen Geschichte erweisen werden. … Die Invasion im Irak sollte eine Machtdemonstration der Vereinigten Staaten darstellen. Stattdessen hat sie die Grenzen dieser Macht aufgezeigt.“17
Für das Scheitern war und ist der religiöse Faktor von erheblicher Bedeutung. Obwohl kompetente Strategen rechtzeitig genau darauf hingewiesen hatten, hat die Bush-Administration den Islam als Quelle eines spezifischen Widerstandswillens gegen imperialistische Aggressoren maßlos unterschätzt. Bereits im Oktober 2001 – also unmittelbar nach dem 11. September 2001, als die meisten moslemischen Länder noch diesen Terror verurteilten – antwortete Samuel P. Huntington in einem Interview auf die Frage „Was passiert, wenn US-Truppen Irak angreifen?“: Ohne überzeugende Beweise für die Unterstützung des Al Qaida-Netzwerkes durch den Irak „wäre es verhängnisvoll, Irak anzugreifen. Ein solcher Angriff würde zu einem Krieg ganz anderer Art führen. Er würde große Teile der Bevölkerung und der Regierungen in der moslemischen Welt aufbringen, die jetzt die internationale Koalition gegen den Terror unterstützen.“18
Albright erinnert in ihrer Analyse daran, dass hohe Vertreter christlicher Kirchen die Bush-Administration vor einem Angriff auf den Irak wegen zu erwartender Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen den Religionen nachdrücklich gewarnt haben. So hatte Johannes Paul II. noch im März 2003 Kardinal Pio Laghi zu US-Präsident Bush geschickt, um ihn unter Hinweis auf die zu erwartenden „zivilen Opfer und einer Beschädigung der Beziehungen zwischen Christen und Muslimen“ von seiner Absicht abzubringen, den Irak anzugreifen. Petros VII. von Alexandria, der Patriarch der griechisch-orthodoxen Kirche, warnte, der Einmarsch in den Irak „würde als Angriff auf den Islam verstanden werden“ und werde „ungerechte, weitreichende und langfristige Folgen“ nach sich ziehen.19 Nach Albrights Einschätzung hat „die Invasion und lang andauernde Besetzung eines Landes, das mit den Angriffen vom 11. September nichts zu tun hatte“ zwangsläufig „das Verhältnis zwischen den Muslimen und den USA erheblich verschlechtert.“20 Dazu hat ihrer Meinung nach auch die große Zahl der Zivilisten beigetragen, „die im Zuge von amerikanischen Militäroperationen ums Leben kamen. … Nehmen wir noch die Tausende hinzu, die verletzt wurden, deren Häuser zerstört oder deren Leben durch militärische Operationen der Amerikaner ruiniert worden ist, müssen wir uns über die Verbitterung der Menschen nicht wundern.“ Und: „Die Muslime denken auch an die Misshandlung von Gefangenen im Irak, in Afghanistan und Guantanamo.“21
Vorstellungen einer alternativen Strategie der USA
Wenn Strategen des USA-Imperialismus angesichts des Desasters im Krieg gegen den Irak heute zunehmend eine kritische Bilanz dieser Strategie ziehen, muss daran erinnert werden, dass einige von ihnen schon lange vor dem offenkundigen Scheitern der USA im Irak eine alternative realistischere Strategie vorgeschlagen hatten.22 Einer von ihnen ist Samuel P. Huntington, der bereits in seinem 1996 erschienenen Buch „Kampf der Kulturen“ mit folgender Begründung für eine auf Weltherrschaft verzichtende Strategie votiert hat:
„Wenn nichtwestliche Gesellschaften neuerlich durch westliche Kultur geprägt werden sollen, dann kann das nur als Resultat einer gewaltsamen Expansion, Etablierung und Einflussnahme westlicher Macht geschehen. Die notwendige logische Konsequenz des Universalismus ist Imperialismus. Abgesehen davon verfügt der Westen als eine ausgereifte Kultur nicht mehr über die wirtschaftliche oder demographische Dynamik, die er benötigte, um anderen Gesellschaften seinen Willen aufzuzwingen. … In der kommenden Ära ist also zur Vermeidung großer Kriege zwischen den Kulturen erforderlich, dass Kernstaaten davon absehen, bei Konflikten in anderen Kulturen zu intervenieren. Das ist eine Wahrheit, die zu akzeptieren manchen Staaten, besonders den USA, schwerfallen wird. Dieses Prinzip der Enthaltung, demzufolge Kernstaaten sich der Intervention bei Konflikten in anderen Kulturen enthalten, ist die erste Voraussetzung für Frieden in einer multikulturellen Welt.“
Huntington fasst die Begründung dieser Orientierung auf friedliche Koexistenz zwischen den Kulturen so zusammen: „Eine multikulturelle Welt ist unvermeidbar, weil das globale Imperium unmöglich ist. Die Bewahrung der USA und des Westens erfordert die Erneuerung der westlichen Identität. Die Sicherung der Welt erfordert das Akzeptieren der multikulturellen Welt.“ 23
Auch Francis Fukuyama setzt sich mit dem von der Bush-Administration zur Begründung eines angeblichen „Krieges gegen den Terrorismus“ propagierten Feindbild Islam auseinander und betont, es sei „ein Irrtum, den Islamismus als einen authentischen und irgendwie unvermeidlichen Ausdruck muslimischer Religiosität aufzufassen … Die gefährlichsten Menschen sind nicht fromme Muslime im Vorderen Orient, sondern entfremdete und entwurzelte junge Leute in Hamburg, London oder Amsterdam.“24
Madeleine Albright lehnt inzwischen die auf der strategischen „Doktrin vom Präventivschlag“ beruhende Kriegführung der Bush-Administration ab, „die für Amerika ein Recht in Anspruch nahm, das wir niemals als legitim anerkennen würden, wenn es irgendeine Regierung geltend machen wollte“, denn sie trug „weder etwas dazu bei, die Vereinigten Staaten sicherer zu machen, noch half sie, Al-Qaida zu isolieren.“25
Auch Albright geht es letztlich um die Beherrschung der Welt durch die USA. Aber sie fordert dafür eine alternative Strategie, die mit der Einsicht beginnt, dass es „nicht gelingen wird, die Welt zu führen, solange wir nicht jene verstehen, die wir am dringendsten beeinflussen müssen, darunter an vorderster Stelle die Muslime.“26 Deshalb stellt sie mit folgender Argumentation das Feindbild Islam in Frage: „Genauso wenig wie man die gewalttätige Bigotterie des Ku-Klux-Klan als christlich bezeichnen kann, sollte man den Terrorismus islamisch nennen.“27
Mehr noch: Um den Terrorismus zu besiegen, ist für die ehemalige Außenministerin der USA „der wichtigste Kampf, der ausgetragen werden muss, in Europa wie anderswo, … der Kampf um das Herz und die Seele des Islam auf jeder Ebene, in den Familien, in der Nachbarschaft, in den Städten und den Nationen.“28
Albright betont die in diesem von ihr angestrebten interreligiösen Dialog für die Vertreter der USA zu erwartenden Schwierigkeiten einer adäquaten Argumentation: „Die Al-Qaida-Führer pflegen keine sachliche, aber auch keine banale Rhetorik. Es geht ihnen um die transzendenten Fragen von Geschichte, Identität und Glauben. Wir anderen müssen, um gehört zu werden, die Dinge mit ebensolcher Tiefe ansprechen.“29 Inhaltlich geht Madeleine Albright deshalb für eine Politikerin des USA-Imperialismus sehr weit. Sie beschwört unter dem Druck des Scheiterns der bisherigen Strategie der USA als Orientierung für den künftigen Umgang mit dem Islam nichts weniger als die Ring-Parabel à la Lessing und den allen monotheistischen Weltreligionen eigenen kategorischen moralischen Imperativ „Was du nicht willst, das man dir antut, das tue auch niemandem andern an“. Historisch ordnet die ehemalige Außenministerin diesen von ihr beschworenen Kategorischen Imperativ noch so ein: „Das ist, so sollte man meinen, die Art von Rechtssystem, die gegenwärtig die Welt dem irakischen Volk zum Geschenk machen sollte. Doch in der Tat handelt es sich hierbei um den Codex Hammurabi, ein Geschenk, das die Zivilisation vor viertausend Jahren aus dem antiken Babylon erhalten hat – heute unter dem Namen Irak bekannt.“30
Konsequenzen für die weitere Auseinandersetzung mit Ideologien
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass alle Ideen und alle Ideologien, die Menschen zu einem bestimmten Handeln veranlassen, unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt im Leben und in der Entwicklung der Gesellschaft zur materiellen Gewalt werden. Dass das auch und insbesondere religiöse Ideen sein können, beweist gerade die jüngste Entwicklung.31
Ganz offensichtlich trifft die bei uns sehr verbreitete Vorstellung, dass es – beginnend mit der Aufklärung – eine gleichsam gesetzmäßige allgemeine und nicht mehr aufzuhaltende Säkularisierung des Denkens und Fühlens der Menschen gibt, so nicht zu. Ich stimme gerade auch angesichts ideologischer Auseinandersetzungen um die jüngsten imperialistischen Kriege Uwe-Jens Heuer zu, der betont: „Die stärkste Form der Ideologie ist der Glaube. Er hat in Gestalt des religiösen Glaubens eine große welthistorische Rolle gespielt und spielt sie wohl noch heute.“32
Auch stimme ich Christoph Thürke zu, der bezogen auf die Religionskritik am Anfang des 21. Jahrhunderts sagt: „Was heute notwendig ist, nenne ich eine ‚Religionskritik zweiten Grades‘. Damit meine ich eine Religionskritik, die all die knallharten Grundeinsichten von Feuerbach, Marx, Nietzsche und Freud, um nur die Hauptexponenten zu erwähnen, aufbewahrt: Religionen sind menschliche Projektionen. … Aber wenn das getan ist, muss etwas zweites hinzu kommen … Die Religionskritik hat in einer Wendung gegen sich selbst darauf zu reflektieren, dass wir es wohl mit einer fortdauernden Gottbedürftigkeit der Menschen zu tun haben, die auch dann fortbesteht, wenn es Gott nicht gibt.“33
Insofern muss jede Ideologiekritik unvollständig bleiben, ja oft sogar ein ganz entscheidendes Element verfehlen, wenn sie den religiösen Aspekt ignoriert.
Ernst Woit ist Professor für Philosophie (em) und lebt in Dresden.
Anmerkungen
1 S. P. Huntington: Who are we? Hamburg/Wien 2004, S. 32.
2 M. Albright: Der Mächtige und der Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik, München 2006, S.59.
3 S. P. Huntington, Kampf der Kulturen, München/Wien 1996, S. 335 u. 339.
4 MEW, Bd. 36, Berlin 1967, S. 579.
5 S. P. Huntington, Who are we ? A.a.O., S. 39.
6 Ebenda, S. 433.
7 Ebenda, S. 136.
8 Ebenda, S. 133 u. 137.
9 Ebenda, S. 117 f.
10 Ebenda, S. 83 u. 109
11 J. Joffe: Die Offensive des Islamo-Faschismus. In: Die Zeit v. 18. 3. 2004, S. 1
12 U.-J. Heuer: Feindbild Islam – Beitrag zur Faschisierung? In: ICARUS, Berlin, H. 3 u.4/2006, S. 55
13 Neues Deutschland v. 7./8.10.2006, S. 22
14 Freitag v. 6. 10.2006, S. 3
15 Freitag v. 22.9.2006, S. 3
16 Siehe: E. Woit: Ziele und Resultate des Krieges gegen den Irak. In: Marxistische Blätter, Essen, H. 2/2006
17 M. Albright, a.a.O., S. 201
18 Der Tagesspiegel v. 13.10.2001, S. 7
19 M. Albright, a.a.O., S. 193 u. 195
20 Ebenda, S. 192
21 Ebenda, S.225
22 Siehe E. Woit, Weltherrschaft oder Koexistenz? Zur Strategie-Diskussion in den USA. In: Marxistische Blätter, H. 1/1999
23 S. P. Huntington: Kampf der Kulturen, a.a.O., S. 511, 522, 525
24 F. Fukuyama: Scheitert Amerika?, Berlin 2006, S. 82
25 M. Albright, a.a.O., S. 183
26 Ebenda, S. 130
27 Ebenda, S. 145
28 Ebenda, S. 277
29 Ebenda, S. 318
30 Ebenda, S. 328 f..
31 Siehe: Weltmacht Religion. SPIEGEL special Nr. 9/2006
Bild: katholischer Militärpfarrer (links) und evangelischer Militärpfarrer (rechts) im ISAF-Einsatz (Afghanistan 2010)
Von ISAF Headquarters Public Affairs Office – originally posted to Flickr as 100407-RCN-004, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10063876