Zentrale Veranstaltungen

Aufklärung gegen Krise und Volksverdummung

Presseberichte zum Verbandstag des Deutschen Freidenker-Verbandes am 22./23. Mai 2009
junge Welt v. 26.05.2009

Freidenkerverband tagte in Berlin. Debatte um politische Schwerpunktsetzung

Leonardo Löwe

Am Wochenende trafen sich die Delegierten der Landesverbände des Deutschen Freidenker-Verbandes zu ihrem alle drei Jahre stattfindenden Verbandstag in Berlin. Die Versammlung bekräftigte, daß die Freidenker in der Aufklärung die Hauptaufgabe ihrer weltanschaulichen Tätigkeit sehen. Allerdings befassen sie sich dabei nicht mit der Existenz Gottes, sondern mit der aktuellen Wirtschaftskrise, der zunehmenden Militarisierung der internationalen Beziehungen und Schäubles Marsch in den Überwachungsstaat.

In seinem Referat forderte der Bundesvorsitzende Klaus Hartmann, daß Freidenker den Irrationalismus insgesamt, in religiöser wie weltlicher Gestalt, ins Visier nehmen müssen, und folgerte: »Der Kapitalismus, der Imperialismus ist in unübertrefflichem Maße unvernünftig, ja er ist mehr als das: lebensgefährlich. Diese Gefahr, von den Kriegen über Armut, Elend und Ausgrenzung bis zur Umweltzerstörung, sie ist real, und ihre Bekämpfung hat Priorität.

Gegen Volksverdummung und für die Verteidigung der Vernunft einzutreten bedeutet für die Freidenker, gegen den ›Mainstream‹ der Konzernmedien und ›Denkfabriken‹ wie der Bertelsmann-Stiftung die Fähigkeit zu emanzipativem Denken und Handeln zu fördern. Dafür sei auch die ›Richtigstellung der Begriffe‹ unabdingbar, von der ›Leitkultur‹, die keine Kultur, sondern Chauvinismus sei, bis zur verlogenen ›Verstaatlichungs‹-Debatte.«

Einen ihrer Schwerpunkte sehen die Freidenker in der längerfristig angelegten Kampagne »Deutschlands NATO-Mitgliedschaft beenden!«, mit der ein einseitiger Austritt aus dem Kriegsbündnis propagiert wird. (www.neinzurnato.de/ ) Dieses Konzept von Freidenkerarbeit war in den letzten Jahren keineswegs unumstritten. Auch auf dem Verbandstag wurde die Forderung erhoben, daß die Freidenker sich weniger »allgemeinpolitisch« exponieren, sondern mehr auf kirchen- und religionskritische Themen konzentrieren sollten.

Klaus Hartmann widersprach solchen Vorstellungen: »Die Kirchen, so zeigt auch der jüngste Evangelische Kirchentag, beschränken sich keineswegs auf ihr ›Jenseits‹, sondern propagieren einen starken Glauben für die Erneuerung der ›sozialen Marktwirtschaft‹. Da werden ausgerechnet die Freidenker, deren Zuständigkeit das Leben vor dem Tod ist, sich nicht in den Laufstall der Religionskritik einsperren lassen, sondern für ihre antikapitalistischen, sozialistischen Positionen werben.«

Auf die Person Hartmanns konzentrierten sich jene Kritiker, die eine »andere Richtung« forderten, sodaß im Vorfeld des Verbandstages bereits über eine Abwahl spekuliert worden war. Doch schon bei der überwältigenden Mehrheit für die Entlastung des Vorstandes wurde deutlich, daß die Kritiker chancenlos bleiben werden. Schließlich wurde Klaus Hartmann mit einer Mehrheit von 82,5 Prozent der Stimmen für eine achte Amtszeit als Bundesvorsitzender wiedergewählt.

Quelle: https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/artikel/125609.aufkl%C3%A4rung-gegen-krise-und-volksverdummung.html?sstr=Freidenker%7CVerbandstag


Aus: RedGlobe v. 25.05.2009

Unter dem Motto » Aufklärung gegen Volksverdummung, Zerstörung der Vernunft und gegen die imperialistische Militarisierung der internationalen Beziehungen« tagte am Wochenende in Berlin der alle drei Jahre durchgeführte Verbandstag des Deutschen Freidenker-Verbandes (DFV), bei dem der seit 1988 amtierende Vorsitzende Klaus Hartmann (Offenbach) in seinem Amt bestätigt wurde. Ebenfalls wiedergewählt wurde Eberhard Schinck (München) als stellvertretender Vorsitzender.

In der Diskussion des Verbandstages ging es vor allem um die Schärfung des Profils des Verbandes als Weltanschauungsgemeinschaft, Kulturorganisation und Interessenvertretung der Konfessionsfreien. Der Deutsche Freidenker-Verband fordert die strikte Trennung von Kirche und Staat und lehnt die Privilegien der Kirchen ab. Die von einigen freigeistigen Verbänden angestrebte Gleichbehandlung im Privileg wird vom Deutschen Freidenker-Verband abgelehnt. Freidenker setzen sich aber nicht nur mit religiösem, sondern auch mit weltlichem Irrationalismus kritisch auseinander. Deshalb wird der Verband auch weiterhin zu gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen Stellung nehmen.

Dem Verbandstag lagen gegensätzliche Anträge zur Mitgliedschaft des Verbandes im Koordinierungsrat säkularer Organisationen (Korso) vor. Die Konferenzen der Landesverbände Nord und Nordrhein-Westfalen forderten den Austritt, während Berlin und Thüringen für einen Verbleib im Korso votierten. Die Forderung nach dem Austritt aus dem Koordinierungsrat wurde u.a. damit begründet, dass in Aussagen des Grundsatzprogramms nicht eindeutig die Forderung nach Trennung von Kirche und Staat deutlich wird, sondern diese auch als Streben nach Gleichbehandlung im Privileg interpretiert werden können. Kritisiert wurde auch, dass dem Koordinierungsrat über den Dachverbandes freier Weltanschauungsgemeinschaften auch die Unitarier angehören, bei denen es sich um eine völkische Religionsgemeinschaft handelt. Mit großer Mehrheit einigten sich die Delegierten auf die Empfehlung der Antragskommission, eine Diskussion im Verband zum Korso zuführen und dann in Verbandsvorstand im Herbst 2010 über die weitere Mitgliedschaft entscheiden zulassen.

Quelle: http://www.redglobe.de/index.php?option=com_content&task=view&id=3128&Itemi   (Anmerkung: Der Link funktioniert nicht mehr)


Foto: Der neue Vorstand v.l.n.r.: Klaus Hartmann (Vorsitzender), Monique Broquard (Redakteurin FREIDENKER und Kulturarbeit), Karin Mittelstädt (Kassiererin), Harry Meißner (weltliche Trauerkultur), Ralf Lux (Interessenvertretung konfessionsfreier Menschen), Angelika Scheer (Schriftführerin) und Eberhard Schinck (stellv. Vorsitzender)
Fotografiert von Ulf Rassmann