Der Streit um das Klima
Aus: „Freidenker“ Nr. 1-10 März 2010, S. 8-16, 69. Jahrgang
Von Klaus Hartmann
„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ Ob der schöne Satz von Karl Valentin, Mark Twain oder Winston Churchill stammt, ist umstritten. Nicht umstritten ist, dass Prognosen die öffentliche Meinung beeinflussen sollen und deshalb oft auf Skepsis treffen.
Auch beim Klima toben die Glaubenskämpfe – im Internet, in Magazinsendungen von Funk und Fernsehen, auf den Wissenschaftsseiten der Zeitungen und dem Sachbuchmarkt. Während die Einen eine Klimakatastrophe vorhersagen, sprechen Andere von Klimaschwindel und von Hysterie. Der Konferenz in Kopenhagen lagen die Einschätzungen des UNO Klimarates (IPCC, Intergovernmental Panel on Climate Change) zugrunde. Nach seinen Angaben stieg der Kohlendioxid (CO2)-Gehalt der Luft von 1750 -2007 um 35 %, verursacht durch die Nutzung fossiler Brennstoffe (78 %) sowie Landnutzung und Waldrodung (22 %). Im gleichen Zeitraum stieg die Konzentration der Treibhausgase Methan um 148 % und Lachgas um 18 %. Die CO2-Konzentration sei heute die höchste seit 650.000 Jahren.
Falsche Zahlen, fehlerhafte Interpretation und unbegründete Folgerungen werfen ihm Kritiker vor. Die Gutachten und Gegengutachten sind nicht zu zählen. Der Nichtwissenschaftler ist angesichts der Kontroversen verwirrt und kann sich mangels eigener Fachkenntnisse kaum ein eigenes begründetes Urteil bilden. Aus diesem Dilemma kann auch dieser Beitrag nicht heraushelfen, er soll aber einen Überblick über die Widersprüche und besonders die Einwände der Zweifler geben.
Treibhauseffekt durch CO2?
Auf die Erde treffende Sonnenstrahlen wandeln sich in Wärme um, und werden danach ins All zurückgestrahlt. Die These von der menschengemachten Klimaerwärmung besagt, dass in ca. 6 Kilometern Höhe diese Abstrahlung durch CO2 behindert wird, da es die Wärmestrahlung aufsaugt (absorbiert) und wieder auf die Erde zurückschickt (reflektiert). So entstehe der Treibhauseffekt.
Die Einwände dagegen beginnen mit dem Bild des Treibhauses: Dessen namensgebender Effekt entstehe nicht durch das umgebende reflektierende Glas, sondern durch fehlende Durchlüftung. Die jedoch ist auf der Erde gegeben.
Der CO2-Anteil in der Atmosphäre beträgt nur 0,038 % (vor 100 Jahren waren es 0,030%), er sei rein quantitativ nicht zu einer wirksamen Reflexion von Wärme in der Lage. Entscheidend sei jedoch, dass CO2 die Sonnenenergie bei einer Temperatur von -73,5° Celsius absorbiert – wenn der gesamte Infrarot-Anteil (also Wärme) dieser Sonnenenergie bereits aufgehoben ist. Die Reflexion solcher ‚vormaligen‘ Wärme könne wohl keinen „Treibhauseffekt“ bewirken.1 Andere Kritiker akzeptieren die Treibhausgas-Hypothese, bezweifeln aber den ihr zugeschriebenen Anteil an der Klimaveränderung.
Dagegen gehalten wird in den letzten Monaten, dass „ernsthafte Wissenschaftler kaum noch Zweifel“ an der durch „den Mensch“ verursachten Klimaerwärmung hätten und bekräftigen die erwärmende Wirkung von Treibhausgasen. Der IPCC nimmt eine Wahrscheinlichkeit von 90 % für die Urheberschaft des Menschen an.
Die weit überwiegende Menge CO2 ist in den Meeren sowie in Pflanzen und Wäldern gebunden. Der Physiker Dr. Roy W. Spencer hat u.a. die CO2-Aufnahme und -Abgabe durch die Ozeane untersucht und festgestellt, dass nur ca. 10% des freigesetzten CO2 aus menschlich verursachten Emissionen stammt.2
Hier entzündet sich ein weiterer Kritikpunkt: Weder die tsunamiauslösende warme Meeresströmung El Nino noch große Vulkanausbrüche würden in der Klimadarstellung des IPCC abgebildet, auch Wirtschaftskrisen wie die Ölkrise oder die Deindustrialisierung des Ostens nicht – oder umgekehrt die stürmische Industrialisierung Chinas, und die brennenden Ölquellen am Golf kommen auch nicht vor.
Die Temperatur steigt, bleibt oder sinkt
Das Nationale Klimadatenzentrum (NCDC, National Climate Data Center) des U.S. Wetterdienstes gibt den Temperaturanstieg in den USA zwischen Ende des 19. Jahrhunderts und 2006 mit 0,65° Celsius, bezogen auf ein Jahrhundert, an.
Kritiker halten ihm Datenmanipulation vor, da es sich überwiegend auf städtische Messstationen gestützt habe. Damit habe es den Effekt der „urbanen Hitze-Inseln“ (UHI-E, Urban Heat Island Effect) nicht berücksichtigt, dies seien jedoch bekannte Phänomene aus allen Städten: hohe Wärmespeicherung durch Stein und Beton, schlechtere Durchlüftung und langsame Abkühlung in der Nacht. Eine Aufheizung der ländlichen Umgebung finde dadurch nicht statt. In den ländlichen Gebieten betrug der Temperaturanstieg hingegen nur 0,11° C, in den USA wie in Russland.3
Der UN-Klimarat gibt (2007) für die globale Oberflächentemperatur einen Anstieg um 0,74° C an. Der Temperaturanstieg der letzten 50 Jahre sei doppelt so hoch wie der in den letzten 100 Jahren, und 11 der letzten 12 Jahre seien die wärmsten seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen.
Einer der prominentesten Sprecher des Klimarates, Prof. Mojib Latif, Leiter des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften der Universität Kiel, teilte hingegen bei der Weltklimakonferenz vom 31.8.-7.9.2009 in Genf mit, dass sich die Erde seit ca. 10 Jahren wieder deutlich abkühle, und dies auch in den nächsten Jahren anhalte.
IPCC-Autor Latif geht aber von einem Wiedereinsetzen der Erderwärmung durch CO2 nach der prognostizierten Kältephase aus. Kritiker merken hier an, dass der IPCC nicht erklärt, wie die Abkühlung trotz CO2-Anstieg möglich sei. Zumindest ist es eine offene Frage, warum die von Meteorologen seit 1998 oder spätestens seit 2000 gemessene Abnahme der Erdtemperatur in der offiziellen Klimadiskussion kaum durchdringt.
Der behauptete lineare Temperaturanstieg fand nicht statt. Den stärksten Anstieg gab es vor mehr als 50 Jahren, bis ca. 1940, bei weit geringerem CO2-Anteil in der Atmosphäre. Zwischen 1940 und 1975 ging die Temperatur global zurück, bei steigendem CO2-Anteil.
Der IPCC gibt weiter an, dass die Temperaturen der vergangenen 50 Jahre sehr wahrscheinlich höher waren, als jemals zuvor in den vergangenen 1.300 Jahren, manche sprechen gar von 120.000 Jahren. Damit wird zumindest die mittelalterliche Warmzeit ignoriert. Dieser folgte die „kleine Eiszeit“ bis Mitte des 19. Jahrhunderts – rechtzeitig zum Beginn der Industrialisierung wurde es wieder wärmer. Sowohl im Mittelalter wie auch Ende der 1930er / Anfang der 1940er Jahre lagen die Temperaturen auf oder über dem heutigen Niveau.
Sonne und Klima
Ein zentraler Einwand gegen die IPCC-Prognosen lautet, dass der entscheidende Faktor für die Klimaentwicklung in den Rechenmodellen gar nicht vorkommt: der Einfluss der Sonne. Zum Zusammenwirken von zunehmender und abnehmender Sonnenaktivität, dem Magnetfeld der Erde und der Abkühlung bewirkenden Wolkenbildung existieren noch keine gesicherten Rechenmodelle.
Die Physiker Henrik Svensmark, Eigil Friis-Christensen und Knud Lassen vom dänischen Weltrauminstitut stellten eine Übereinstimmung zwischen den regelmäßigen Veränderungen der Sonne und dem Temperaturverlauf auf der Erde fest.
Ihre Hypothese lautet: Bei vermehrter Sonnenaktivität (erkennbar durch Entstehen und Verschwinden der Sonnenflecken), enthält die auf die Erde treffende kosmische Strahlung weniger elektrisch geladene Partikel. Kosmische Strahlung ist nicht zu allen Zeiten gleich stark. Die Sonne beeinflusst nicht allein durch Licht und Wärme die Erde, ihre Magnetfelder erzeugen die sogenannten Sonnenwinde. „Je stärker das Magnetfeld der Sonne“, sagt Svensmark, „desto mehr schirmt es die Erde gegen den Partikelsturm aus dem All ab.“4
Von explodierten Sternen gehen unsichtbare Protonen, Elektronen und ionisierte Atome aus dem All auf die Erde nieder. Diese winzigen Partikel tragen zum Entstehen der Wolken in der unteren Atmosphäre bei. Die Wolkendecke wiederum beeinflusst die Temperatur der Erde. Bei höherer Sonnenaktivität gibt es weniger Kristallisationskeime für die Wolkenbildung in der Atmosphäre und die Temperatur steigt an.
Zumindest statistisch gilt der Zusammenhang zwischen dem Magnetfeld der Sonne und den Temperaturschwankungen der Erd-atmosphäre inzwischen als gesichert. Eine Forschergruppe der Max-Planck-Gesellschaft unter Leitung von Sami K. Solanki für Sonnensystemforschung hat 2004 Jahrtausende alte Bäumen und das Polareis untersucht, um die Aktivität der Sonne in den letzten 11.400 Jahre zu rekonstruieren. Sie fanden heraus, dass die Sonne seit 60 Jahren so aktiv ist, wie in den letzten 8000 Jahren nicht mehr. Dies sei der eigentliche Grund für die Klimaerwärmung.5 Deshalb steige die Temperatur auf fast allen Planeten unseres Sonnensystems.
Andere Untersuchungen gelten der Wechselwirkung zwischen Sonnenmagnetismus und den Magmaströmen im Erdinnern sowie dem Klimaeinfluss vulkanischer und seismischer Aktivität.
IPCC-Klimabericht: Fehler und Pannen
Wasser auf die Mühlen der Skeptiker sind die aufgedeckten Fehler im UN-Bericht 2007. Ottmar Edenhofer, Mitvorsitzender der Arbeitsgruppe III im Weltklimarat sowie Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, nennt die Fehler: „Aussagen zur zukünftigen Gletscherschmelze im Himalaja wurden nachlässig recherchiert; das mögliche Ausmaß klimabedingter Ernteeinbußen in Afrika wurde durch das Fehlen ergänzender Informationen dramatisiert, und der Anteil Landfläche in den Niederlanden, der unterhalb des Meeresspiegels liegt, wurde falsch ausgewiesen.“6
Als „Climategate“ wurde ein Skandal bekannt, als Hacker Ende 2009 E-Mails des Klimainstituts (CRU) der Universität von East Anglia im britischen Norwich abfischten, die zeigten, dass einige Klimaforscher bei ihren Warnungen vor steigenden Temperaturen getrickst haben. Phil Jones, Direktor des Instituts, nutzte und popularisierte eine Erfindung von Professor Michael Mann: die „Hockeyschläger-Kurve“, eine statistische Darstellung, die für die letzten 1000 Jahre einen nahezu gleichbleibenden globalen Temperaturverlauf aufzeigt, der erst seit Beginn der Industrialisierung durch einen dramatisch steilen Anstieg gebrochen sei. Dies wird als Beweis für die Einmaligkeit der heutigen Erderwärmung gedeutet.
In einer Mail offenbart Jones einem Kollegen, er habe für seine statistische Kurve Michael Manns „Trick“ angewandt, um einen Temperaturrückgang „zu verstecken“. Der Trick wurde nötig, da Mann die Temperaturentwicklung anhand der Jahresringe einer einzigen nordamerikanischen Baumart nachweisen wollte, die ihm aber dummerweise eine Abkühlung ab 1960 signalisierten.7
Tim Searchinger und Forscherkollegen an der Princeton University haben 2009 auf einen weiteren „kritischen Fehler in der Klimaberechnung“ aufmerksam gemacht: Die habe leider nicht die Emissionen auf der Rechnung, die für „grüne Energieerzeugung“ entstehen.8 Nahezu alle Studien über die globale Erwärmung versagten darin, die aus der Umwandlung von Ackerland und Wäldern für die Energieerzeugung resultieren CO2-Emissionen zu berücksichtigen. Durch diesen Berechnungsfehler würde sämtliche Bioenergie als neutral behandelt, obwohl durch das Verbrennen von Holz und den Kahlschlag von Flächen erhebliche Emissionen ausgelöst werden.
CO2-Ablasshandel
Laut Kyoto-Protokoll soll der Emissionshandel ein wichtiges Element neben direkten Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasen sein.
Die von Deutschland stolz präsentierte Verringerung der CO2-Emissionen um über 17 % seit 1990 war Folge der Deindustriealisierung der DDR ab 1990, seit der Jahrtausendwende steigen die Emissionen wieder.
Für den Handel mit Emissionsrechten wurden Instrumente geschaffen wie der „Chicago Climate Exchange“. Rolls Royce, Bayer, Ford und andere namhafte Unternehmen sind darin vertreten. Viele umweltverschmutzende Unternehmen beteiligen sich am Kohlenstoffdioxid-Handel. Die Differenz zwischen zugestandener und erreichter CO-Emission wird als Kredit an das Chicago Climate Exchange verkauft. Bei einem Preis von 14 $ pro Tonne aller im Kyoto-Protokoll zugestandenen Emissionsrechte käme man laut Expertenrechnung auf einen Wert von 2.345 Milliarden Dollar, eine beachtliche Geldbeschaffungsmaschine! Zahlen muss natürlich auch jemand: Steuerzahler und Konsumenten.
Dass innenpolitische Gegner einem CO2-Mahner wie Al Gore am Zeug flicken wollen, ist normal. So warfen ihm Kritiker im US-Kongress vor, dass der 20-mal soviel Strom wie ein durchschnittlicher US-Bürger verbraucht. Der Kritisierte wies die Kritik zurück, denn dafür kaufe er CO2-Ablässe – von der „Generation Investment Management LLP“.
Diese Gesellschaft ist ein Hedgefond, der den Handel mit CO2-Ablässen betreibt, Gründungsmitglied und Vorsitzender: Al Gore. Genial – der Mann kauft Ablässe von sich selbst!
Wenn dieses Geschäftsmodell so wunderliche Blüten auf Seiten der Ablasskäufer und -verkäufer treibt, müsste doch zumindest auf der „Wertschöpfungsseite“ ein ökologischer Nutzen für die Umwelt stehen?
Vom Beispiel Australien berichtet Klaus Müller:
Ein Farmer pflanzte eine große Anzahl von Bäumen, um der Erosion vorzubeugen, den Salzgehalt des Bodens zu reduzieren und um den Schafen Schatten zu spenden. Ein CO2-Ablasshändler erklärte ihm, dass seine Bäume aus Sicht der CO2-Bilanz 40 Austral-Dollars pro Hektar wert seien, und gab ihm ein Zertifikat für seine positive CO2-Bilanz. Der Händler kassierte 40 Prozent an Vermittlungsprovision. Er verkauft dann das CO2-Zertifikat (wieder mit Provision) an ein Kohlekraftwerk weiter, das dann zwar kein CO2-Molekül weniger ausstößt, aber dafür wird das Bruttosozialprodukt durch den Verkauf und Kauf des Ablassbriefes erhöht. Der dann natürlich erhöhte Strompreis wird an den Endverbraucher weitergegeben und der Kreislauf ist perfekt. Nur Gewinner, ein Verlierer, der aber ist das schwächste Glied in der Kette, nämlich der Endverbraucher.
Auf diese Weise entstanden in Australien und anderswo schon riesige Monokulturen mit artfremdem Pflanzen, die das biologische Gleichgewicht durcheinander brachten und mehr ökologische Schäden verursachten als sie nutzten. Aber die theoretische CO2-Bilanz ist gerettet.9
Das Programm zum Emissionshandel beinhaltet Subventionen von 30 Milliarden US-Dollars für die Erforschung, Entwicklung und Vermarktung alternativer Energien, einschließlich Biomasse.
Konzerninteressen
Dass die Lobby der Ölkonzerne und die Erbauer neuer Kohlekraftwerke an einem „weiter so!“ interessiert sind, liegt auf der Hand. Spätestens, als George W. Bush das Kyoto-Protokoll nicht akzeptierte, verlieh dies dem Protokoll im Umkehrschluss in den Augen Vieler eine Art Heiligenschein. Doch schon bei der Atomkraftlobby wird es schwierig: sie erblickt in der Anti-CO2-Bewegung eine Hoffnung für weitere gute Geschäfte. Und nicht zuletzt der Emissionshandel hat ein ganz neues Geschäftsfeld geschaffen, für Heuschrecken-Fonds inklusive.
Es führt also kein Weg daran vorbei, auch bei den Klimarettern nach den Interessen zu fragen. Nach dem Bekanntwerden von Fehlern im Bericht des IPCC wurde Kritik auch von Mitwirkenden geäußert. „Der IPCC arbeite als eine diffuse Gemeinschaft von regierungs-nominierten akademischen Freiwilligen in einem verschwommenen Bereich zwischen Wissenschaft und Politik“, meinte Mitautor Eduardo Zorita.10
Zur Rettung des Rufes des Weltklimarates wird inzwischen die Forderung erhoben, der IPCC-Vorsitzende Rajendra Pachauri solle zurücktreten. Im britischen „Daily Telegraph“ wird das Interessengeflecht des promovierten Ökonomen als Unternehmer im klimaindustriellen Komplex beleuchtet: „Dr. Pachauri hat ein erstaunliches weltweites Portfolio aufgebaut mit Geschäftsinteressen und milliardenschweren Investitionen, deren Erfolg von Empfehlungen des IPCC abhängt“11
Pachauri ist Beirat an der Chicago Climate Exchange, der „größten und lukrativsten Börse für den Handel mit Rechten für den Kohlendioxidausstoß“. Er ist tätig für das indische Energieforschungsinstitut TERI – Ableger des einflussreichen multinationalen Stahl-, Energie- und Autokonzerns Tata, dem inzwischen Land Rover und Jaguar gehören. TERI engagiert sich in Bio-Energieanlagen, finanziert von der EU.
Aufgrund der Emissionshandels-Gesetze wurde die Produktion von jährlich drei Millionen Tonnen Stahl vom britischen Redcar nach Orissa in Indien verlegt, Besitzer des Stahlproduzenten Corus ist der Tata-Konzern. „1700 Beschäftigte in Redcar verlieren ihren Job im Namen des Weltklimas, an dem sich wenig ändert durch die Verlagerung nach Indien“, meint der Daily Telegraph.
Schließlich wird derzeit, kofinanziert vom Londoner Umweltministerium und der Münchener Rückversicherung, eine Studie erarbeitet, wie die indische Versicherungsbranche – in der auch Tata engagiert ist – die angenommenen Risiken eines Klimawandels am lukrativsten nutzen könne. Damit nicht genug, ist Rajendra Pachauri Chef des Klimainstitutes der Yale-Universität, bestens ausgestattet mit Geldern der US-Regierung und von Unternehmen, außerdem Klimawandel-Berater der Deutschen Bank, Direktor des japanischen Institute for Global Environmental Strategies und bis vor Kurzem auch Berater von Toyota.12 Bis der nicht mehr zu bremsen war. Pardon.
Der Klimawandel sei der größte Anlagetrend aller Zeiten. Zehn Billionen Dollar wird die Umwandlung zu einer klimafreundlichen Weltwirtschaft kosten, rund 90 Prozent davon muss von privaten Investoren kommen, meint Kevin Parker, Chef des Assetmanagements der Deutschen Bank. „Investoren sind bereit, in eine emissionsarme Wirtschaft zu investieren, aber ohne Gesetze, die ein stabiles Investmentumfeld schaffen, sind uns die Hände gebunden“, sagt Anne Stausboll, Chefin des größten US-Pensionsfonds Calpers, der gut 200 Mrd. Dollar verwaltet.13
Der Wahnsinn: ‚Öko‘-Treibstoffe
„,Den Wald verkauft man nicht! Den Wald verteidigt man!‘ Mit diesem Motto protestieren die peruanischen Ureinwohner. Mitten im Amazonasgebiet Perus, in den Regionen San Martin und Loreto roden drei Tochterfirmen der mächtigen Unternehmensgruppe „Grupo Romero“ den unberührtem Regenwald gleich tausendhektarweise. Ohne jegliche Rücksicht auf Indianer und bedrohte Natur wurden die Flächen an die Palmölfirmen konzessioniert. Die Ureinwohner, die sich gegen zwangsweise Vertreibung und das seit 2006 laufende Abholzen des Regenwalds widersetzen, werden von der Polizei gewaltsam geräumt.“14
Dieser Aufruf der Aktion „Rettet den Regenwald“ (den man unter der angegebenen Internet-Adresse auch unterschreiben kann) zeigt ein Beispiel von vielen Dutzenden, wie weltweit Regenwälder vernichtet werden, um Palmöl, Mais oder Zuckerrohr zu „nachhaltigen“ und „nachwachsenden“ Treibstoffen für die Industrieländer zu verwandeln. Nach einer Studie des Umweltverbands WWF müsste eine Million Hektar Regenwald fallen, um nur ein Prozent des europäischen Kraftstoffbedarfs aus Palmöl zu decken.
Der Focus-Redakteur Michael Odenwald formuliert „Tank oder intakte Natur“ als die neue Konfrontationslinie. Austragungsort z. B. der Tanoé-Wald, letztes zusammenhängendes Waldgebiet im Südosten der Elfenbeinküste, das für Palmöl-Plantagen des Unternehmens PALMCI (Anteilseigner Konzern Unilever) fallen soll. Nach Angaben der Organisation „Rettet den Regenwald“ machten PALMCI-Mitarbeiter mit schweren Planierraupen pro Tag 20 Hektar Urwald platt. Der Tanoé-Wald ist eines der letzten Rückzugsgebiete bedrohter Tierarten, die einst in weiten Teilen Westafrikas heimisch waren. Zu ihnen zählen Weißscheitelmangaben, der Geoffroy-Stummelaffe und eine Unterart des Roten Stummelaffen mit dem seltsamen Namen „Miss Waldrons Roter Stummelaffe“. Auch eine Meerkatzen-Unterart, die Roloway-Meerkatze, kommt möglicherweise nur noch dort vor. „Der Tanoé-Wald ist sicher eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste Waldgebiet für den Schutz bedrohter Primatenarten in ganz Afrika“, konstatiert der Heidelberger Zoodirektor Klaus Wünnemann.15
Ökologen der Universität Kassel befürchten den Verlust riesiger Regenwaldgebiete, wenn Brasilien Regierungspläne verwirklicht, die Flächen für Zuckerrohranbau zur Ethanol-Gewinnung zu verachtfachen, und die Anbauflächen für Sojabohnen zur Biodiesel-Produktion noch stärker zu erweitert. Die verdrängten Rinderzüchter werden in Richtung Amazonas ausweichen und den Regenwald abholzen. Die Hessen rechnen vor, dass es 250 Jahre dauert, bis die von der Rodung verursachten Kohlendioxid-Emissionen durch die Biospritnutzung wieder ausgeglichen sind.16
Letztes Beispiel von einem dritten Kontinent: Der „Regenwald-Report“ von „Rettet den Regenwald“ berichtet über das Dorf Tanah Putih auf Borneo, in dem Angehörige des Dayak-Volks, Halbnomaden, von den Früchten des Waldes, Pilzen, kleinen Waldschweinen und wildem Kautschuk leben. Bis vor einigen Jahren war Tanah Putih von dichtem Urwald umgeben, bis Palmöl-Konzerne die Bäume rund um das Dorf rodeten und Ölpalmen pflanzten. Nur eine kleine Waldinsel ließen sie für die Bewohner stehen – eine kühle Oase der Artenvielfalt mitten in einem brütend heißen und öden Meer von Plantagen, in denen Abermillionen genetisch identischer Bäume stehen. Erde und Flüsse sind verseucht durch Pestizide und Herbizide, ohne die keine Monokultur auskommt. Kein Tier kann hier überleben, auch nicht die Orang-Utans, die hilflos durch die Plantagen irren und versuchen, die Palmfrüchte zu fressen – bis sie den Hackmessern der Plantagenarbeiter zum Opfer fallen.17
Überall verdrängen das lukrative Palmöl und ‚Biosprit‘-geeignete Sorten andere Pflanzungen, etwa Kakao oder Kautschuk. Die weichen dann in gerodete Wälder aus. Durch den Anbau von Energiepflanzen in Konkurrenz zu Nahrungspflanzen gehen nicht nur unersetzliche Naturflächen und mit ihnen die Biodiversität verloren, es werden auch Menschen von ihrem Land vertrieben und nicht selten getötet. Emissionshandels-Programme schaffen die entsprechenden ökonomischen Anreize.
Die Nachfrage nach ‚Bio‘-Sprit scheint ungebremst: Die US-Marine will ihre Schiffe, Fahr- und Flugzeuge künftig mit alternativen Kraftstoffen antreiben, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus unsicheren Regionen der Welt zu verringern und die Ausgaben zu senken. Ab 2012 soll eine „Green Strike Group“ (Grüne Schlachtschiffgruppe) aus nuklear und mit Biosprit betriebenen Schiffen aufgestellt werden.
Die von der EU verordneten ‚Bio‘-Beimischungsquoten für Dieselkraftstoff sind an der Tragödie mit schuld. Zwar soll künftig Agrosprit aus Waldrodung auf dem europäischen Markt verboten sein, doch nachdem z. B. die indonesische Regierung Palmölplantagen per Dekret zu Wäldern erklärte, hat die EU die Plantagen ebenfalls zu Wäldern umdeklariert.
Was folgt?
Haben alle Experten gleichermaßen unrecht? Soll man sich nicht mehr engagieren, weil man eh’ nicht durchblicken kann? Das wäre ein schlechter Rat, das Feld gänzlich den Herrschenden zu überlassen. Für die Reduzierung von Schadstoffen, für regenerative Energien, Energie-Einsparung, Ressourcenschonung und Artenschutz sowie gegen die Politik der Energiekonzerne sollte man eintreten, ob man die Treibhaus-Theorie für plausibel hält oder ablehnt.
Hans von Storch, Professor am Institut für Meteorologie der Universität Hamburg und Leiter des „Instituts für Küstenforschung“ am GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht: „In gewisser Weise sind beide Gruppen, die Alarmisten und die Skeptiker, geistesverwandt. Sie haben beide eine festgelegte Weltsicht, und sie haben beide keine Hemmungen, Wissenschaft als Handlanger einer ‚guten Politik‘ zu instrumentalisieren. Beide Gruppen beschädigen die Unabhängigkeit der gesellschaftlichen Einrichtung ‚Wissenschaft‘, und beide beschädigen den demokratischen Willensbildungsprozess.“
Er kritisiert, dass nicht die Genauigkeit wissenschaftlicher Aussagen gefragt ist, sondern ihre Widerspruchsfreiheit sei Voraussetzung für Akzeptanz. Es interessiere die „politische Nützlichkeit, nicht die Wissenschaftlichkeit der Methodik, die an sich die Autorität wissenschaftlicher Aussagen begründet.“18
So sehr ich der Einschätzung zustimme, muss ich doch auf das ursächliche Problem hinweisen: im Kapitalismus ist nun mal auch die Wissenschaft eine Ware.
Aber auch jenseits der Glaubenskriege gibt es konstruktive Vorschläge, weg von der CO2-Fixierung. Der dänische Wirtschaftsexperte Björn Lomborg geht einerseits davon aus, „dass die Klimasache eine Art Hype ist“, andererseits „ein Problem. Aber die Art, wie sie oft präsentiert wird – als Ende der Welt oder als Ende der Zivilisation – ist sowohl unwahr als auch nicht hilfreich.“ Zugleich sieht er in der „Frage des Profits für die Industrie … natürlich ein Teil der Erklärung.“
„Da die Reduktion der Emissionen ein unglaublich ineffizienter Weg ist“, plädiert er für „einen klügeren Weg, den Klimawandel zu stoppen: Es wäre besser, die Investitionen in Forschung und Entwicklung von alternativen Energiequellen massiv zu erhöhen, … dass jedes Land 0,2 Prozent seines BIP für Forschung und Entwicklung alternativer Energiequellen ausgeben sollte. Das wäre fantastisch. Es wäre klüger, einfacher und billiger. Auch China und Indien wären so leichter an Bord zu holen. Das Budget für Forschung und Entwicklung würde 50-mal so groß sein wie das derzeitige.“19
Natürlich ist das Thema kompliziert, und das naheliegende Bedürfnis, sich „auf eine Seite zu schlagen“, um bei „den Guten“ zu sein, kann hier nicht erfüllt werden. Beim Klima handelt es sich nun mal um einen sehr komplexen Prozess mit der Kombination unterschiedlicher Faktoren und Komponenten mit komplizierten Wirkmechanismen. Erkenntnisse zu einem komplexen, nicht abgeschlossenen Prozess können ebenfalls nicht endgültig und dauerhaft abgeschlossen sein.
Wie bei allen Fragen gehört Skepsis und Kritikbereitschaft zur Grundausstattung, wenn man Mündigkeit anstrebt statt Mitläufertum. Dazu gehört, die hinter regierungsamtlicher Klimarettungspropaganda verschleierten Umweltverbrechen, die Verseuchung durch genmanipulierte Pflanzen und Tiere, Giftmüll, bizarre Klonexperimente, den Einsatz von Uranmunition und die Abholzung der Regenwälder anzuprangern.
Ein weiterer Grund, das Feld nicht den Herrschenden zu überlassen, sind die nicht zu überhörenden Forderungen, „im Interesse der Ökologie“ die Demokratie durch autoritäre Herrschaft zu ersetzen und nationale Souveränität durch eine „Weltregierung“.
„Die liberale Demokratie, in modernen Gesellschaften als sakrosankt angesehen, ist ein Hindernis bei ökologisch nachhaltigen Lösungen für unseren Planeten“ meinen die Autoren David Shearman und Joseph W. Smith von „Die Herausforderung des Klimawandels und das Scheitern der Demokratie“. Dem Umbau des Herrschaftssystems unter Öko-Deckmäntelchen muss Widerstand entgegengesetzt werden.
Dass die meisten offiziell Agierenden in der Klimadebatte als Agenten bestimmter ökonomischer Interessen unterwegs sind, kann eigentlich nicht wirklich überraschen. Es bestätigt nur nochmals, dass die Probleme, die der Kapitalismus hervorbringt, nicht im Rahmen und mit den Mitteln des Kapitalismus gelöst werden können.
„Sind Sie damit einverstanden, dieses Modell des Überkonsums und der Verschwendung zu verändern, welches der Kapitalismus darstellt?“, fragte Boliviens Präsident Evo Morales die Versammelten des Kopenhagener Klimagipfels. Die Frage ist sehr gut, nur saßen die Falschen im Saal.
„Freidenker treten für neue Denk- und Lebensweisen auf Grundlage eines nicht entfremdeten Verhältnisses zur Natur ein. Aufklärung will das Bewusstsein fördern, dass die Störung des Stoffwechsels zwischen menschlicher Gesellschaft und Umwelt beendet werden muss, die Herrschaft über die Natur ersetzt werden muss durch die Beherrschung des Verhältnisses zwischen Mensch und Natur, und dass exakte Kenntnis der Naturgesetze ihre Anwendung im Interesse des menschlichen Überlebens ermöglicht.“20
Anmerkungen:
1 Siehe Wolfgang Thüne, Freispruch für CO2. Wie ein Molekül die Phantasie von Experten gleichschaltet. Wiesbaden 2002
2 siehe http://www.drroyspencer.com/
3 siehe Roy Spencer, 3.März 2010, http://www.drroyspencer.com/
4 DIE WELT, 15.12.2009
5 Presseinformation der Max-Planck-Gesellschaft, http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/
dokumentation/pressemitteilungen/2004/
pressemitteilung20041026/index.html
6 DIE WELT, 18.02.2010
7 DIE WELT, 03.12.2009
8 Fixing a Critical Climate Accounting Error, Science 326, 23.10.2009
9 Klaus Müller, Der CO2-Schwindel, Epoch Times, http://www.epochtimes.de/articles/2007/05/16/120128.html
10 DIE WELT, 18.02.2010
11 DIE WELT, 23.12.2009
12 ebenda
13 Handelsblatt, 18.01.2010
14 http://www.regenwald.org
15 Focus, 02.09.2008
16 Focus, 12.03.2010
17 ebenda
18 DIE WELT, 05.12.2009
19 Der Standard, Wien, 04.12.2009
20 Für Aufkläung! Verbandstag des Deutschen
Freidenkerverbandes 2009, Berlin
Bild: https://pixabay.com/de/users/Wild0ne