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Rede im O-Ton: Putin kündigt Angriffe an

Jetzt ist (fast) Krieg

Rede im O-Ton: Putin kündigt Angriffe auf Länder an, die Kiew mit ihren Waffen auf Ziele in Russland erlauben

Der russische Präsident Putin hat in einer Ansprache auf die Angriffe mit aus dem Westen gelieferten Waffen auf Ziele in Russland reagiert und angekündigt, Russland werde künftig Ziele in den Ländern angreifen, die Kiew die Erlaubnis dazu gegeben haben. Außerdem sprach er von einer bisher unbekannten Hyperschallwaffe.

von Anti-Spiegel (d.i. Thomas Röper)

Erstveröffentlichung am 21.11.2024 auf antispiegel.ru

Am Donnerstag wurde gemeldet, dass Russland angeblich mit einer ballistischen Rakete ein Ziel in der Ukraine angegriffen hat. Wie sich nun herausstellt, war das eine neue, bisher geheime Hyperschallwaffe, die Russland als Warnung an den Westen eingesetzt hat.

Das hat der russische Präsident Putin in seiner Ansprache mitgeteilt. In der Ansprache hat er auf die Angriffe mit aus dem Westen gelieferten Waffen auf Ziele in Russland reagiert, die es in den letzten Tagen gegeben hat. Er sagte, Russland sehe sich nun im Recht, Ziele in all den Ländern anzugreifen, die es Kiew erlaubt haben, die von ihnen gelieferten Waffen gegen Ziele gegen Russland einzusetzen.

Hier ist die vollständige Übersetzung von Putins Ansprache.

Beginn der Übersetzung:

Ich möchte die Soldaten der russischen Streitkräfte, die Bürger unseres Landes, unsere Freunde auf der ganzen Welt sowie diejenigen, die weiterhin Illusionen über die Möglichkeit einer strategischen Niederlage Russlands hegen, über die Ereignisse informieren, die heute im Gebiet der Militäroperation stattfinden, und zwar nach dem Einsatz westlicher Langstreckenwaffen auf unserem Territorium.

Die USA und ihre NATO-Verbündeten haben den Kurs der Eskalation des vom Westen provozierten Konflikts in der Ukraine fortgesetzt und zuvor bekannt gegeben, dass sie die Erlaubnis zum Einsatz ihrer Langstrecken-Präzisionswaffensysteme auf dem Territorium der Russischen Föderation erteilen. Experten wissen es sehr genau und die Russland hat es wiederholt betont, dass der Einsatz solcher Waffen ohne die direkte Beteiligung von Militärspezialisten aus den Ländern, die diese Waffen herstellen, unmöglich ist.

Am 19. November haben sechs in den USA hergestellte operativ-taktische ATACMS-Raketen und am 21. November während eines kombinierten Raketenangriffs der in Großbritannien hergestellten Systeme Storm Shadow und der in den USA hergestellten HIMARS militärische Ziele auf dem Territorium der Russischen Föderation in der Regionen Brjansk und Kursk getroffen. Von diesem Moment an hat der vom Westen provozierte regionale Konflikt in der Ukraine, wie wir bereits mehrfach betont haben, Elemente globaler Natur angenommen. Unsere Luftverteidigungssysteme haben diese Angriffe abgewehrt, sie haben die vom Gegner gesetzten Ziele offensichtlich nicht erreicht.

Ein durch herabstürzende Fragmente von ATACMS-Raketen verursachter Brand in einem Munitionsdepot in der Region Brjansk wurde gelöscht; es gab keine Opfer oder ernsthafte Schäden. In der Region Kursk wurde ein Angriff auf einen der Kommandoposten unserer Gruppe Nord verübt. Infolge des Angriffs und der Flugabwehrschlacht kam es leider zu Opfern, zu Toten und Verletzten, unter dem Personal der äußeren Sicherheitseinheiten der Anlage und dem Servicepersonal. Das Führungs- und Einsatzpersonal des Kontrollzentrums wurde nicht verletzt und leitet die Aktionen unserer Truppen zur Vernichtung und Vertreibung gegnerischer Einheiten aus der Region Kursk normal weiter.

Ich möchte noch einmal besonders betonen, dass der Einsatz dieser Waffen durch den Gegner keinen Einfluss auf den Verlauf der Kampfhandlungen im Gebiet der Militäroperation haben kann. Unsere Truppen rücken entlang der gesamten Kontaktlinie erfolgreich vor. Alle Aufgaben, die wir uns stellen, werden gelöst.

Als Reaktion auf den Einsatz amerikanischer und britischer Langstreckenwaffen haben die russischen Streitkräfte am 21. November dieses Jahres einen kombinierten Angriff auf ein Objekt des militärisch-industriellen Komplexes der Ukraine gestartet. Eines der neuesten russischen Mittelstreckenraketensysteme wurde unter Kampfbedingungen getestet, in diesem Fall mit einer ballistischen Rakete, die mit nichtnuklearer Hyperschallladung ausgestattet war. Unsere Raketenwissenschaftler haben sie „Oreschnik“ genannt. Die Tests verliefen erfolgreich, das Ziel des Starts wurde erreicht. Auf dem Territorium der Ukraine wurde in der Stadt Dnjepropetrowsk einer der größten, seit der Sowjetunion bekannten Industriekomplexe getroffen, der auch heute noch Raketentechnik und andere Waffen produziert.

Die Entwicklung von Kurz- und Mittelstreckenraketen haben wir als Reaktion auf die Pläne der USA begonnen, Kurz- und Mittelstreckenraketen zu produzieren und in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum zu stationieren. Wir glauben, dass die USA einen Fehler begangen haben, als sie 2019 unter einem weit hergeholten Vorwand einseitig den Vertrag zum Verbot von Kurz- und Mittelstreckenraketen gekündigt haben. Heute produzieren die USA diese Technik nicht nur, sondern sie haben, wie wir sehen, im Zuge der Vorbereitung ihrer Truppen die Verlegung ihrer modernen Raketensysteme in verschiedene Regionen der Welt, einschließlich Europa, geübt. Darüber hinaus führen sie während Manövern Trainings zu deren Einsatz durch.

Ich erinnere daran, dass Russland sich freiwillig und einseitig verpflichtet hat, keine Kurz- und Mittelstreckenraketen zu stationieren, bis amerikanische Waffen dieser Art in irgendeiner Region der Welt auftauchen.

Ich wiederhole: Der Test des Oreschnik-Raketensystems unter Kampfbedingungen war eine Reaktion auf die aggressiven Aktionen der NATO-Staaten gegenüber Russland. Über die Frage der weiteren Stationierung von Kurz- und Mittelstreckenraketen entscheiden wir abhängig vom Vorgehen der USA und ihrer Satelliten. Die Ziele zur Zerstörung bei weiteren Tests unserer neuesten Raketensysteme werden wir auf der Grundlage der Bedrohungen für die Sicherheit der Russischen Föderation bestimmen. Wir betrachten uns als berechtigt, unsere Waffen gegen militärische Ziele derjenigen Länder einzusetzen, die den Einsatz ihrer Waffen gegen unsere Ziele erlauben, und werden im Falle einer Eskalation der aggressiven Aktionen ebenso entschieden und in gleicher Weise reagieren. Ich empfehle den herrschenden Eliten jener Länder, die Pläne für den Einsatz ihrer Militärkontingente gegen Russland schmieden, ernsthaft darüber nachzudenken.

Selbstverständlich werden wir bei der Auswahl von Zielen zur Zerstörung durch Systeme wie Oreschnik auf dem Territorium der Ukraine die Zivilisten und auch die Bürger befreundeter Staaten, die sich dort befinden, vorher auffordern, die Gefahrengebiete zu verlassen. Wir werden das aus humanitären Gründen tun – offen, öffentlich, ohne Angst vor den Gegenmaßnahmen des Gegners, der diese Informationen auch erhält.

Warum ohne Angst? Weil es derzeit keine Mittel gibt, solchen Waffen entgegenzuwirken. Die Raketen greifen Ziele mit einer Geschwindigkeit von Mach 10 an, was 2,5 bis 3 Kilometer pro Sekunde entspricht. Die modernen Luftverteidigungssysteme auf der Welt und die von den Amerikanern in Europa geschaffenen Raketenabwehrsysteme können diese Raketen nicht abfangen.

Ich möchte noch einmal betonen, dass es nicht Russland, sondern die USA sind, die das internationale Sicherheitssystem zerstört haben und die ganze Welt durch den fortgesetzten Kampf und das Festhalten an ihrer Hegemonie in einen globalen Konflikt treiben. Wir haben es immer vorgezogen und sind jetzt bereit, alle kontroversen Fragen mit friedlichen Mitteln zu lösen, aber wir sind auch auf jede Entwicklung der Ereignisse vorbereitet.

Wenn noch irgendjemand daran zweifelt, dann ist es vergebens – die Antwort wird immer kommen.

Ende der Übersetzung

Thomas Röper, geboren 1971, lebt seit über 15 Jahren in Russland. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.


Bild oben: Wladimir Putin während seiner Ansprache
Foto: kremlin.ru