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„Nie wieder Krieg!“ – Freidenker-Verband ruft zur Teilnahme am 3. Oktober auf

von Sebastian Bahlo

Um den Aufruf zur Demonstration „Nie wieder Krieg!“, zu der am 3. Oktober 2024 in Berlin aufgerufen wird (s. Anhang), gibt es aus naheliegenden Gründen Kontroversen. Nicht ohne Grund hatten wir den Meinungsbeitrag unserer Genossin Dagmar Henn veröffentlicht, der den Text des Aufrufs scharf kritisiert. Diese Kritik teilen wir vollumfänglich. Sachfremde Forderungen wie die, Geld u.a. in Klimaschutz zu investieren und den Sozialstaat auszubauen, oder strittige wie die nach Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags oder: „Recht auf Kriegsdienstverweigerung überall!“ haben nach unserer Einschätzung nur die Funktion, dass das ideologische Milieu der Veranstalter bei der Demo unter sich bleibt. Allen Kriegsgegnern, die zu Klima, Sozialstaat, Wehrpflicht und Atomwaffen im Allgemeinen eine andere Meinung haben als die Veranstalter, signalisieren diese Forderungen: Wir müssen draußen bleiben. In einem allgemeinen Aufruf zu verschiedenen Aktionen, darunter auch der zum 3. Oktober, erdreisten sich die Initiatoren gar zu dem Urteilsspruch, dass die „unmittelbare Kriegsschuld Russlands außer Frage steht“, womit alle, die das Wesen des aktuellen Krieges klarer erfasst haben als die Autoren, und das sind viele, dazu gebracht werden, sich verächtlich abzuwenden. Es hat schon eine traurige Ironie, daß gleichzeitig die frühere Stärke der Friedensbewegung beschworen wird, wenn alles unternommen wird, um zu verhindern, dass Menschen aller Lebenbereiche und politischer Überzeugungen am 3. Oktober ihre Kräfte bündeln.

Allerdings wäre es verfehlt, aus dieser Kritik des Aufrufs und der Aufrufer etwa den Schluss zu ziehen, dass man der Demo fernbleiben sollte. Im Gegenteil. Wir beurteilen den objektiven Charakter der Aktion nicht nach den Auslassungen der Initiatoren, sondern danach, wie gefährlich den Kriegstreibern zu werden sie das Potential hat. Und die Kriegstreiber spucken Gift und Galle. Der ukrainische Botschafter befürchtet eine „Friedensshow“, „bei der die Ukraine zum Bestpreis verhökert“ werde. Dem SPD-Bundestagsabgeordneten Ralf Stegner, der sich als Redner angekündigt hat, wird vorgeworfen, „für den Sieg des russischen Imperialismus“ zu agitieren. Wir finden, dass solche Werbung die Defizite des Aufrufs wettmacht.

Es sei auch der kürzlich von uns online veröffentlichte Meinungsbeitrag von Klaus Hartmann „Kriegshetzer in der Deutschen ‚Friedensgesellschaft‘ gegen Friedensdemonstration“ zur Vertiefung empfohlen, der sich mit Angriffen auf die Friedensbewegung von innen beschäftigt.

Wir wissen, dass die Freunde des Freidenker-Verbands ein tiefes Verständnis für die Ursachen der gegenwärtigen geopolitischen Zuspitzung haben gemäß unserer seit 2014 gültigen Losung: „Der Aggressor heißt NATO“, aber auch über die Einsicht verfügen, welche Bewegungen die objektiv fortschrittlichen sind, auch wenn die Phrase hinter der Sache zurückbleibt. Es gibt schon eine Reihe ehemals fortschrittlicher Organisationen, die inzwischen offenbar von den „Diensten“ übernommen wurden. Wir müssen alles tun, um die Spaltungs- und Zersetzungsversuchen gegenüber der Friedensbewegung zurückzuweisen. Aktuell ist das wirksamste Mittel dafür, die Demonstration am 3. Oktober 2024 zum Erfolg zu machen, indem wir viele Teilnehmer dafür mobilisieren. Man muss nicht mit jeder einzelnen Formulierung eines Aufrufs übereinstimmen, in „Bündnisaufrufen“ wird ohnehin niemand seine eigene Position in Reinkultur wiederfinden. Man muss nicht unbedingt selbst unterschreiben, aber die Frage der Teilnahme und Unterstützung ist eine ganz andere: Wir müssen auf die Straße, um den wahnsinnigen Kurs auf Aufrüstung, Sterbehilfe für die Ukraine und Kriegseskalation gegenüber Russland zu stoppen.

 

Keine Zustimmung zur Stationierung neuer US-Raketen!

NATO raus – aus der Ukraine und aus Deutschland!

 

Sebastian Bahlo ist Vorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbandes


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Wie man nicht für den Frieden mobilisiert

Kriegshetzer in der Deutschen „Friedensgesellschaft“ gegen Friedensdemonstration

 


Plakat zur Demo, Quelle: nie-wieder-krieg.org


Download

 Flugblatt zur Demo, Format A4 (PDF-Dokument, ca. 540 KB)


Bild oben: Ausschnitt aus dem Plakat zur Demo