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Stürzt Selenskijs „Siegesplan“ Europa ins Verderben?

Ein Kommentar von Rainer Rupp.

Erstveröffentlichung als Tagesdosis vom 20.09.2024 auf apolut.net

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Der neue „Siegesplan“ des illegalen ukrainischen Präsidenten Selenskijs ist nicht weniger grotesk als sein 10-Punkte-Friedensplan, den er zuvor überall in der Welt mit Unterstützung von US/NATO rund um die Welt als „alternativlos“ präsentierte. Neben Russlands Kapitulation hatte dieser „Friedensplan“ unter anderem auch den kompletten Rückzug russischer Truppen aus dem Donbass und der Krim und zudem auch noch Reparationszahlung vom Kreml gefordert für die in der Ukraine angerichteten Kriegsschäden. Während der Realsatire der „Internationalen Friedenskonferenz“ in der Schweiz im Frühling dieses Jahres, war diese Absurdität von „Friedensplan“ von US/NATO-Vertretern und ihren Presstituierten in den selbsternannten „Qualitätsmedien“ mit viel Medien-Tamtam beworben worden.

Seit dem Flop der Schweizer Friedenskonferenz und unter dem Druck der zunehmend gravierenden militärischen Niederlagen entlang der ganzen Front hat sich Selenskijs Geisteszustand offensichtlich weiter verschlechtert. Wahrscheinlich ist das unter dem Einfluss eines erhöhten Drogenmissbrauchs geschehen. Das kann man unschwer an den nachfolgenden 3-Hauptelementen seines neuen „Siegesplans“ erkennen, für den er nächste Woche bei seinem Besuch in Washington grünes Licht erhalten will.

  1. Selenskij will US-amerikanische oder britische, französische und deutsche Langstreckenraketen, um tief im Raum des europäischen Teils von Russland Kommando-, Kommunikations- und Aufklärungszentren, Militärstützpunkte, Flugplätze, sowie Munitions- und Treibstoffdepots und andere wichtige Infrastruktur zu zerstören.
  2. Er verlangt vom Westen (USA/NATO), dass NATO-Luftabwehrsysteme von polnischem und rumänischem Staatsgebiet aus russische Vergeltungsschläge gegen die Westukraine abwehren, damit die Ukraine ihre eigenen Luftabwehrsysteme näher an die Front verlegen kann.
  3. Er verlangt zudem vom Westen die Garantie, dass der sich noch stärker in der Ukraine vor Ort militärisch engagiert, indem er z.B. Bodentruppen in bestimmte Teile der Ukraine schickt, um ukrainische Soldaten freizusetzen, die dann an die Front geschickt werden könnten.

Selenskij hat jüngst auf dem großspurig als „Yalta European Security Konferenz“ bezeichnetem Treffen in Kiew sich überzeugt gezeigt, dass Russland nach dieser Kampagne zum Rückzug gezwungen würde, und dass Putins Regierung dadurch destabilisiert und mit einer neuen, US-freundliche Führung im Kreml ersetzt würde, die ein NATO-genehmes „Friedensabkommen“ mit der Ukraine unterzeichnen würde.

Tatsächlich aber kommt Selenskijs „Siegesplan“ – wenn er umgesetzt würde – einer US/NATO-Kriegserklärung an Russland gleich. Darin sind sich kritische Analysten in Ost und West einig. Selbst im fernen Asien scheint man das so zu sehen, wie aus einem Leitartikel des ehemaligen Stabsdirektors des Nahost-Unterausschusses des US-Senats und des späteren stellvertretenden US-Verteidigungsministers für Politik, Stephen Bryen, in der Asia Times hervorgeht, die in der ganzen Groß-Region gelesenen wird. In diesem Artikel vom 14. September 2024 erklärt Mr. Bryen seiner asiatischen Leserschaft unter dem Titel. (1) „Biden, NATO effectively declaring war on Russia”, dass nämlich „Biden und die NATO effektiv Russland den Krieg erklären.“ Wörtlich beginnt sein Text wie folgt:

„Es gibt keine andere Möglichkeit, das zu interpretieren: Washington und seine NATO-Verbündeten erklären Russland den Krieg. Das ist die direkte Bedeutung des bevorstehenden Besuchs des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Washington, bei dem man sich auf Ziele innerhalb Russlands einigen wird.“

„Zu sagen, dies sei ein wahnsinniger, rücksichtsloser Schritt, wäre eine Untertreibung. Dies ist der gefährlichste Schritt, den die USA und die NATO unternehmen können – und er wird höchstwahrscheinlich zum Dritten Weltkrieg führen.“

„Glauben Sie nicht an irgendeine Rhetorik, die den Einsatz von Langstreckenraketen gegen Russland „rechtfertigt“. Putin hat persönlich darauf hingewiesen, dass die Ukraine lediglich ihr Territorium für die Aufstellung der Raketen bereitstellt, sie aber von NATO-Personal abgefeuert werden, die zuvor die die Zielkoordinaten von US-Satelliten, die das russische Territorium überwachen, in die Raketen eingespeist haben.“

Damit stellt Bryen klar, wie eng die US/NATO in den militärischen Operationen der Ukraine bereits involviert sind, was die Situation besonders gefährlich macht. Mit dieser Analyse befindet sich Bryen auf einer Linie mit dem vielen anderen westlichen Kritikern, u.a. dem ehemaligen Höchsten Bundeswehrgeneral Kujat. Was hier passiert ist ein Lotterie-Spiel mit dem Atomkrieg, angeführt von kriegsgeilen, aber unerfahrenen und/oder strohdummen Russlandhassern, die angeblich im Auftrag des senilen Präsidenten Biden in Washington das Staatsschiff USA lenken, faktisch aber im Weißen Haus die Macht an sich gerissen haben.

Die meisten Menschen im Westen, vor allem in Deutschland, glauben leider immer noch die Narrative und gefährlichen Lügen, welche die Staatsmedien und die Konzernpresse mehr oder weniger gleichlautend im ganzen Westen verbreiten. Besonders gefährlich dabei ist die Beschwichtigung der Leser, dass man die Warnungen aus dem Kreml auch diesmal nicht ernst zu nehmen bräuchte.

Die russische Aufregung sei nur gespielt, um die westlichen Politiker einzuschüchtern, die angeblich eine übertriebene Angst vor einem großen Krieg mit Russland haben, heißt es vor allem in angelsächsischen Kommentaren. Aber umgekehrt würde ein Schuh daraus: Es sei nämlich Putin der Angst vor dem großen Krieg habe, weil er genau wisse, dass Russland zu schwach ist, um etwas gegen die allmächtige NATO auszurichten. Mit anderen Worten, liebes westliches Publikum, der russische Bär sitzt in einem sicheren Käfig, und die NATO kann ihn ruhig weiter mit spitzen Lanzen aufstacheln und Putin kann und wird trotzdem nichts tun.

Wenn es auch apolut Leser gibt, die sowas glauben, empfehle ich ihnen nachfolgend die vollständige Erklärung Putins zum Thema der  „Erlaubnis“ der USA und Großbritanniens für ukrainische Angriffen mit westlichen Langstreckenraketen auf Ziele tief im Raum der Russischen Föderation. Putin sagte:

„Es gibt einen Versuch (des Westens), Begriffe zu vertauschen. Denn es geht nicht darum, dem Kiewer Regime zu erlauben oder zu verbieten, russisches Territorium anzugreifen. Die Ukraine schlägt bereits mit Hilfe von unbemannten Flugzeugen und anderen Mitteln zu. Aber wenn es darum geht, hochpräzise Langstreckenwaffen aus westlicher Produktion einzusetzen, sieht die Sache schon ganz anders aus.

„Tatsache ist, dass die ukrainische Armee, wie ich bereits sagte, und jeder Experte wird dies bestätigen nicht in der Lage ist, mit modernen hochpräzisen Langstreckenwaffen aus westlicher Produktion zuzuschlagen. Sie kann das nicht tun. Das ist nur mit Hilfe von Satellitendaten möglich, über die die Ukraine nicht verfügt – das sind Daten, die nur von Satelliten entweder der Europäischen Union oder der Vereinigten Staaten, im Allgemeinen von NATO-Satelliten, stammen. Das ist der erste Punkt.“

„Der zweite und sehr wichtige, vielleicht entscheidende Punkt ist, dass Flugmissionen zu diesen Raketensystemen eigentlich nur von Militärpersonal der NATO-Länder durchgeführt werden können. Ukrainische Militärangehörige können das nicht. Es geht also nicht darum, dem ukrainischen Regime zu erlauben, Russland mit diesen Waffen anzugreifen oder es nicht zu erlauben. Es geht um die Entscheidung, ob die NATO-Länder direkt in einen militärischen Konflikt verwickelt sind oder nicht.”

„Wenn diese Entscheidung getroffen wird, bedeutet das nichts anderes als die direkte Beteiligung der NATO-Länder, der Vereinigten Staaten und der europäischen Länder am Krieg in der Ukraine. Das ist ihre direkte Beteiligung. Und das verändert natürlich das Wesen, die Natur des Konflikts erheblich. Das bedeutet, dass sich die NATO-Länder, die Vereinigten Staaten und die europäischen Länder im Krieg mit Russland befinden. Und wenn das der Fall ist, dann werden wir angesichts der Veränderung des Wesens dieses Konflikts angemessene Entscheidungen auf der Grundlage der Bedrohungen treffen, die für uns entstehen werden.“

Aber gehen wir an dieser Stelle zurück zum Artikel von Bryen (2) , der ehemalige stellvertretende US-Verteidigungsminister für Politik, in der Asia Times. In diesem oben schon erwähnten Artikel weist er darauf hin, dass beim bevorstehenden Selenskij-Biden-Gipfel auch Vizepräsidentin Kamala Harris vollumfänglich miteingeschlossen wird, womit sie dann die volle Verantwortung für den Beginn des Großen Krieges mitträgt. Niemand könne jedoch heute mit Sicherheit sagen, was letztlich bei diesem Krieg herauskommen wird, meint Bryen und schreibt:

„Wird Russland amerikanische Satelliten abschießen? Oder Raketen einsetzen, um Versorgungslager in Europa, insbesondere in Polen zu zerstören, das als wichtigster Knotenpunkt für die Lieferung militärischer Ausrüstung an die Ukraine dient? Wird es zum Atomwaffeneinsatz in Europa kommen?“

Russland habe jedoch noch viele weitere Optionen. Es könnte zum Beispiel Atomwaffen in Iran oder Syrien stationieren und diesen Ländern Teilhabe gewähren, so wie das die USA in Europa tun, wo sie seit Jahrzehnten in Deutschland, Italien, Holland und Belgien und in der Türkei Atomwaffen stationiert haben, die gemeinsam mit den Gast-Ländern gegen den Feind eingesetzt werden sollen.

Laut Bryen gibt es in Washington viele, die darauf erpicht sind, die Vorschläge in Selenskijs „Siegesplan“ für tiefe Schläge auf russisches Territorium aufzugreifen, weil sie befürchten, dass die Ukraine den Krieg möglicherweise schon vor den Präsidentschaftswahlen im November verlieren wird. Dann nämlich müsste die Biden-Harris-Administration erklären, warum sie weiterhin einen Verlierer unterstützt hat, was die USA fast 200 Milliarden Dollar gekostet und zu Hunderttausenden von Todesopfern geführt hat, anstatt die diplomatische Friedenslösung zu akzeptieren, die sich bereits im März 2022 in Istanbul geboten hatte. Mit dieser Aussage verdeutlicht Bryen nicht nur die Inkompetenz, sondern auch das kriminelle Wesen der Biden-Administration, die zu einer Eskalation geführt hat, die leicht zu vermeiden gewesen wäre.

Selenskijs Strategie sei leicht zu durchschauen, so Bryen. Selenskijs wisse genau, dass alles auseinanderfällt und die Ukraine nicht mehr in der Lage sein wird, den Krieg bis zum Winter fortzusetzen, da die Infrastruktur, insbesondere die Stromversorgung, zusammenbricht. Sein Plan sei daher, die NATO direkt in den Krieg hineinzuziehen. Und Washington spiele dummerweise mit, so Bryen, der davon ausgeht, dass niemand in Europa diesen Krieg haben will, mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs.

Großbritannien sei jedoch kein bedeutendes europäisches Land mehr und verfüge über keine nennenswerten Landstreitkräfte mehr. Stattdessen habe London einige massiv überteuerte Flugzeugträger gebaut, die kaum oder gar nicht mehr funktionsfähig sind, anstatt die Streitkräfte insgesamt zu stärken.

An dieser Stelle sollte angemerkt werden, dass die Lage in den anderen europäischen NATO-Ländern nicht viel besser ist. Mit ihrer grenzenlosen militärischen Unterstützung für die Ukraine haben sich die NATO-Länder zu einem guten Teil selbst entwaffnet und Russland hat diese Waffen in der Ukraine erfolgreich demilitarisiert, bzw. in Schrott umgewandelt.

Vor diesem Hintergrund steht die Frage im Raum: Wer in den NATO-Ländern Westeuropas ist bereit, für die bis in die Puppen korrupte und faschistoide Ukrainische Regierung und ihren illegalen Präsidenten Selenskij in den Krieg gegen Russland zu ziehen, um mit hoher Wahrscheinlichkeit entweder in einem Plastiksack oder als körperlicher oder seelischer Krüppel zurückzukehren?

Zu guter Letzt gibt Bryen auf seine rhetorische Frage: „Warum will Washington unbedingt Raketen auf Russland abfeuern“ selbst die Antwort:

„Dies kann nur bedeuten, dass Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan und Außenminister Antony Blinken genau wissen, dass ihre Ukraine-Politik gescheitert ist“.

Mit einer weiteren gefährlichen Eskalation in der Ukraine wollen sie zumindest bis nach den US-Präsidentschaftswahlen Anfang November von ihrem Totalversagen ablenken, um danach in einer Kamala Harris-Regierung in Amt und Würden weiter machen zu können. Dabei dürfte den beiden klar sein, dass sie mit ihrer Politik die Zerstörung weiter Teile Europas riskieren und den Tod Tausender weiterer ukrainischen und russischen Soldaten leichtfertig hinnehmen. Nur Monster in Menschengestalt können so etwas tun.

Rainer Rupp ist Mitglied des Beirats des Deutschen Freidenker-Verbandes

Quellen und Anmerkungen

(1) https://asiatimes.com/2024/09/biden-nato-effectively-declaring-war-on-russia/

(2) https://asiatimes.com/2024/09/biden-nato-effectively-declaring-war-on-russia/


Bild oben: Volodymyr Zelenskyy bei einem Treffen mit Ursula von der Leyen am 20.09.2024, CC0,
Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=152914424