Olympische Spiele – Hegemonialer Anspruch der Regenbogen-Ideologie
In Paris wird deutlich, dass der Westen an seiner imperialistischen Agenda festhält. Die Welt soll zur Übernahme seiner Narrative gezwungen werden. Das Vehikel dazu ist Identitätspolitik. Ihre Aufgabe ist, die Begriffe zu verwirren, die Gesellschaft zu fragmentieren und Ungleichheit zu etablieren.
Von Gert Ewen Ungar
Erstveröffentlichung am 11.08.2024 auf RT DE
Der Westen politisiert alles. Er zwingt allem und jedem seine Narrative auf. Auch dem Sport. Dem sogar ganz besonders, denn er wird komplett ideologisiert. Bereits bei der Fußball-WM in Katar ging es darum, „ein Zeichen zu setzen“. Mit einer Armbinde sollten sich Sportler zur Diversität bekennen. Es ging schief, denn das Tragen der One-Love-Armbinde wurde von der UEFA unterbunden.
Die Ausrichter der Olympischen Spiele in Paris sperren sich dagegen nicht gegen die LGBTQ+-Agenda. Sie erlauben, dass sich die Ideologie der Identitätspolitik in den Mittelpunkt der Spiele drängt. In der Eröffnungsfeier wird Leonardo da Vincis „Letztes Abendmahl“ durch queere Menschen nachgestellt. Dass es Christen als verletzend empfinden könnten, wenn Jesus durch eine Butch-Lesbe dargestellt wird und sich Transsexuelle und Transvestiten in die Ikonografie mischen, muss den Vertretern einer Ideologie, die das Einfordern von Respekt über alles stellt, klar gewesen sein.
Ebenso muss klar gewesen sein, dass gezeigte Nacktheit nicht überall auf der Welt den Geschmack des Publikums trifft. Nicht weniger als die ganze Welt will man mit der Eröffnung der Olympischen Spiele schließlich erreichen. Kulturelle Sensibilität, etwas Rücksicht und Respekt wären da ganz angebracht gewesen, zumal die Macher selbst mit ihrer Inszenierung laut Eigenbeschreibung für Respekt vor der Vielfalt werben wollten. Dass die viel beschworene und hochgelobte Vielfalt nicht alle Menschen umfasst, sondern Gruppen ausgrenzt, haben sie mit ihrer Grenzüberschreitung klargestellt.
Der geforderte Respekt gilt eben nur gegenüber einigen Gruppen, gegenüber anderen dagegen nicht. Identitätspolitik zielt darauf ab, Gleichere unter weniger Gleichen zu etablieren. Die Ideologie des Regenbogens ist eine Herrschaftsideologie.
Unmittelbar nach der Eröffnungsfeier schloss sich eine Diskussion darüber an, was Männer und Frauen unterscheidet. Der Boxer Imane Khelif tritt als Frau an. Die Nachrichtenagentur Reuters meldete unter Bezugnahme auf die International Boxing Association, bei den World Championships 2023 durfte Khelif nicht antreten, weil sein Chromosomentest ihn nicht als Frau ausgewiesen hat. Gleiches gilt übrigens für den aus Taiwan stammenden Boxer Lin Yu-ting.
Chromosomentests im Sport waren lange üblich. Ihre sukzessive Abschaffung ist Ausdruck einer ideologischen Machtergreifung. Geschlecht wurde zu einem gefühlten und behaupteten Zustand, dem sich biologische Tatsachen unterzuordnen haben. Konsens ist das keineswegs. Man sieht das nur in einem kleinen Teil der Welt so, und auch in diesem kleineren Teil der Welt wird diese Sicht vor allem an den soziologischen Fakultäten geteilt. Außerhalb dieser elitären Bubble geht man weiterhin davon aus, dass es zwei Geschlechter gibt und dass die Frage, wer mit wem schläft, reine Privatsache ist.
Wer bei der Machtergreifung des Absurden nicht fehlen darf, ist der Journalismus als Multiplikator. Das Springerblatt Welt fragte beispielsweise dieser Ideologie folgend ganz perfide, ob Frauen mit Y-Chromosom im Sport einen Vorteil haben könnten. Die mit der Frage verknüpfte Tatsachenbehauptung ist aber schlicht falsch.
Es gibt keine Frauen mit XY-Chromosom – außer für Menschen, die in ebenjener kleinen Bubble leben. Im Gegenteil ist für die Mehrheit der Welt die Chromosomenkombination XX der Indikator dafür, dass es sich um eine Frau handelt, bei Vorliegen der Kombination XY spricht man von einem Mann. Es gibt daran wenig zu deuteln, man kann das nur durch einen scholastischen Diskurs verschleiern und Verwirrung stiften. Genau das passiert.
Dabei geht es natürlich nicht um Gerechtigkeit, es geht auch nicht um Antidiskriminierung oder Humanität. Es geht dabei schlicht und ergreifend um Macht. Identitätspolitik ist eine Machtstrategie. Die Menschen und Gruppen, die Parteien und Medien, die sie vertreten, streben nach vollständiger Macht über das Narrativ. Es geht darum, die Welt zur Übernahme ihrer Sicht zu zwingen. Weil diese Sicht aber offenkundig völlig absurd ist, wäre ihre allgemeine Durchsetzung ein durchschlagender Propaganda-Erfolg.
Wer an die Existenz von 72 Geschlechtern glaubt, wer sich erzählen lässt, es gebe Frauen mit Y-Chromosom, wer meint, ein Gesetz wie das deutsche Selbstbestimmungsgesetz verhindere Diskriminierung, wer meint, Männer in Frauenkleidern und mit Perücke seien Frauen, mit so einem Menschen kann man alles machen. Wirklich restlos alles. So jemandem kann man alles erzählen. Der hat jede Orientierung und jeden Kompass verloren. Es wäre ein Sieg der totalen Propaganda, würde es gelingen, Menschen in großem Maßstab dazu zu bringen, Unsinn zu wiederholen und Unsinniges zum gesellschaftlichen Maßstab zu machen. Das wäre der ganz große Coup.
In Deutschland gelingt das schon ganz gut, aber Ziel ist wie bei jeder imperialistischen Strategie natürlich die ganze Welt. Bei den Olympischen Spielen wird die Durchsetzung des Narrativs erneut versucht.
Es geht nur um Macht. Es geht denen um Macht über die Welt, denen es immer um Macht über die Welt geht: einer kleinen europäischen und nordamerikanischen Schicht, gefördert und als Multiplikator benutzt von einer finanzstarken Oligarchenkaste, die in der völligen Fragmentierung von Gesellschaft für sich einen wirtschaftlichen Vorteil erkennt. Sie möchten die Welt dominieren und die Regeln bestimmen. Über Identitätspolitik lässt sich das erreichen, denn mit ihr wird Sprache ihrer Fähigkeit zur Benennung der konkreten Verhältnisse entkleidet. Das sich hinter dieser Strategie verbergende Konzept ist aber nicht neu. Es heißt Imperialismus.Teile und herrsche.
Der Kolonialismus schmückt sich jetzt mit der Regenbogenflagge, der Imperialismus ist jetzt bunt – an ihrem Wesen hat sich jedoch nichts geändert. Sie fordern komplette Unterordnung und beanspruchen, die Regeln diktieren zu dürfen. Gerechter wird es dadurch nicht – im Gegenteil. Der Vielfalt dient es auch nicht, denn die Vielfalt der Kulturen und Nationen wird durch das Aufzwingen westlicher Narrative nivelliert.
Bei den Olympischen Spielen in Paris flammt die neue, „bunte“ Form des westlichen Herrschaftsanspruchs und der damit verbundenen Ungleichheit klar auf. Man muss das Vorhaben daher mit aufgeklärter Schärfe zurückweisen, denn die Absicht, die sich hinter all den Phrasen von Vielfalt, Respekt und Diversity verbirgt, ist für die Welt als Ganzes von umfassendem Nachteil.
Gert-Ewen Ungar studierte Philosophie und Germanistik und schreibt regelmäßig für die Neulandrebellen
Bild oben: bei den Olympischen Spielen 2024
Foto: Chabe01, CC BY-SA 4.0 [Ausschnitt]
Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=151065848