Bidens große Rede kollidiert mit der Realität
Inmitten der politischen Turbulenzen und internationalen Spannungen stand Präsident Joe Biden kürzlich im Rampenlicht und meldete sich mit einer bemerkenswerten Rede Mitte der Woche vom Wahlkampf 2024 ab. Dieser Artikel wirft einen genaueren Blick auf Bidens Aussagen zur amerikanischen Außenpolitik, die die Realität auf den Kopf stellt.
Von Rainer Rupp
Erstveröffentlichung am 27.07.2024 auf RT DE
Bidens Rede, die er ganz bestimmt nicht selbst geschrieben hat, sondern ein Produkt der präsidialen Puppenspieler im Hintergrund ist, kam unmittelbar nach der umstrittenen Ansprache von Benjamin Netanjahu vor dem US-Kongress. Viele erwarteten eine starke Stellungnahme von Biden, insbesondere angesichts der seinen Ruf schädigenden Gerüchte um seinen möglichen Rücktritt. Biden begann seine Rede mit einem Fokus auf die Rolle Amerikas in der Welt. Stolz verkündete er, dass die USA während seiner Amtszeit in keinen Krieg verwickelt waren, was die meisten US-Politiker wahrscheinlich genauso sehen. Hier folgt die entsprechende Redepassage in deutscher Übersetzung:
„Ich werde weiterhin dafür sorgen, dass Amerika stark, sicher und der Führer der freien Welt bleibt. Ich bin der erste Präsident in diesem Jahrhundert, der den Amerikanern berichten kann, dass die USA nirgendwo auf der Welt Krieg führen. Wir werden weiterhin eine Koalition stolzer Nationen mobilisieren, um Putin daran zu hindern, die Ukraine zu übernehmen und weiteren Schaden anzurichten. Wir werden die NATO stärker machen und sie vereinter als je zuvor in unserer Geschichte gestalten. Dasselbe werde ich für unsere Verbündeten im Pazifik tun.“
Nun, diese Aussage ist absolut surreal, zumal Biden sich im Satz unmittelbar danach rühmt, wie die USA unter seiner Führung die Ukraine im Krieg gegen Russland unterstützen. Einerseits sagt er, wir sind nicht im Krieg, um dann zu behaupten, wir gewinnen diesen Krieg.
Die Idee, dass die USA in keinen Krieg verwickelt sind, ist völlig absurd
In derselben Woche, in der Biden diese absurde Behauptung losgelassen hat, haben die USA den Jemen bombardiert. Die USA bombardieren den Jemen nicht erst seit Kurzem, sondern das geht schon seit über 20 Jahren so. Kurz nach dem 11. September 2001 haben sie damit begonnen. Seit dem Beginn dieses Jahrhunderts sind die USA im Krieg im Jemen. Die USA besetzen außerdem immer noch militärisch den Irak und Teile Syriens, dessen Öl- und Gas-Ressourcen sie stehlen. In Syrien behauptet das Pentagon immer noch, ein Drittel des Landes zu kontrollieren.
Unter Biden wurden auch die US-Drohnenangriffe im Irak und in Syrien sowie in Somalia fortgesetzt.
Hinzu kommt die Ukraine, wohin die USA nicht nur Waffen im Wert von zigmilliarden Dollar geliefert haben, sondern glaubhaften Berichten zufolge auch US-Spezialeinheiten vor Ort sind, ebenso wie Spezialeinheiten aus Großbritannien, aus Frankreich, den Niederlanden und Deutschland. Diese Berichte stammen von der New York Times, der BBC und vielen anderen Mainstream-Medien. Ein US-Beamter wurde inhaftiert, weil er Informationen darüber geleakt hatte. Er war ein Großmaul, der mit den Geheiminformationen gegenüber Freunden im Internet geprahlt hatte.
Auch in Israel unterstützen die USA die israelische Armee mit Milliarden von Dollar und mit Waffen. Auch hier gibt es Berichte über US-Spezialkräfte vor Ort, die an einer angeblichen Geisel-Befreiungsoperation der israelischen Soldateska in Gaza beteiligt waren, bei denen Hunderte von palästinensischen Zivilisten getötet wurden. Das US-Militär ist direkt involviert in die Unterstützung der Massenmorde in Gaza, und das geht über die Unterstützung mit Geld und Waffen hinaus. Die CIA berät auch Israel und liefert Überwachungsdaten, um Menschen in Gaza gezielt zu ermorden. Britische Drohnen liefern Überwachungsdaten, und es gibt ein geleaktes Memo des Pentagons, wonach im Irak stationierte US-Truppen aufgefordert werden, sich auf eine Invasion von Gaza vorzubereiten.
Man könnte noch weitermachen, aber die Idee, dass die USA in keinen Krieg verwickelt sind, ist völlig absurd.
Wirtschaftskriege fordern ein Vielfaches der Opfer militärischer Kriege
Hinzu kommen die wirtschaftlichen Kriege, die die USA gegen Dutzende Länder führen, die dort Tod und Elend bringen. In der Regel fordern Wirtschaftskriege ein Vielfaches der Opfer militärischer Kriege. Die Sanktionen gegen Venezuela, Syrien und viele andere Länder haben verheerende Auswirkungen. Die aktuellen Wirtschaftskriege der USA betreffen 60 Prozent der armen Länder weltweit, wie kürzlich in einem Bericht der Washington Post anerkannt wurde. Laut UN-Berichten haben die US-Sanktionen gegen Venezuela zum Tod von 100.000 Menschen geführt. In Syrien leben aufgrund der Sanktionen 94 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze.
Diese widersprüchlichen Aussagen des US-Präsidenten Biden verdeutlichen die Doppelmoral der amerikanischen Außenpolitik. Die USA führen weiterhin militärische und wirtschaftliche Kriege, die Millionen von Menschenleben beeinflussen und das globale Gleichgewicht destabilisieren. Dennoch schwadronieren US-Politiker und Medien ständig von ihrem weltweiten humanitären Einsatz für Menschenrechte, und sie erhalten dabei uneingeschränkte Unterstützung von ihren EU- und NATO-Vasallen.
Rainer Rupp ist Mitglied des Beirats des Deutschen Freidenker-Verbandes
Bild oben: US-Präsident Joe Biden im Gespräch mit Israels Premierminister Netanjahu (Oktober 2023 in Israel)
Foto: The White House – https://twitter.com/POTUS/status/1714637524704940220, Public Domain
Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=139127240