Frieden - Antifaschismus - Solidarität

Vor 79 Jahren: Tag der Begegnung in Torgau

Das Zusammentreffen von Soldaten der Roten Armee und US-Soldaten an der Elbe am 25. April 1945 wurde auch 2024 wieder gefeiert: Offiziell von der Stadt und zwei Tage später am 27. April 2024 mit einer Demonstration und verschiedenen Kundgebungen.

Bei der städtischen Veranstaltung blieben die Offiziellen keineswegs unter sich: Über ihrer Versammlung weht die Freidenker-Fahne und rund um das Denkmal der Befreiung waren Plakaten und Transparenten der DKP zu sehen, gegen die Kriegstreiberei der herrschenden Parteien in Deutschland und für „Freundschaft mit Russland und China“. Obwohl „nicht eingeladen“, kam eine Abordnung des Russischen Hauses Berlin und legte einen Kranz nieder, über 20 Mitglieder der Nachtwölfe waren mit roten Nelken erschienen.

Zu der Demonstration der Friedensorganisation Torgau begrüßten Elke und Gerd Brucks (DKP Torgau) 400 Demonstranten am Fahnenmonument und Freidenkerin Jane Zahn steuerte Lieder zu den Kundgebungen bei. Bei diesen sprachen u.a. Jutta Kausch von der Friedenskoordination Berlin, der Vorsitzende des Revolutionären Freundschaftsbundes, Albrecht Geißler, Stefan Natke, Vorsitzender der DKP Berlin, ein Vertreter der Kommunistischen Organisation sowie Anja Mewes, Friedensglockengesellschaft Berlin, die ein von Christiane Reymann verfasstes Manifest zum 79. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus vortrug. Der DKP-Vorsitzende Patrik Köbele sagte in seiner Rede u.a.: Einen verlogenen Höhepunkt schaffte der NATO-Generalsekretär Stoltenberg, als er verkündete, dass die NATO für 75 Jahre Frieden stehe. Dabei sei dieses Kriegsbündnis an allen dreckigen Kriegen auf der Welt beteiligt gewesen und dränge uns jetzt an den Rand eines Atomkrieges. Eine Chance zur Gegenwehr und für die Sammlung der Arbeiterbewegung auf Friedenspositionen biete der Aufruf der Gewerkschafter gegen Aufrüstung und Krieg.

Am Denkmal der Begegnung am Elbufer sprach Klaus Hartmann, dessen Beitrag nachfolgend dokumentiert wird. Er begrüßte Michail Suchow, 1. Sekretär der Botschaft der Russischen Föderation, der anschließend eine von langanhaltendem Beifall begleitete Rede hielt.

Webredaktion


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Dank den Befreiern

Rede von Klaus Hartmann am Denkmal der Begegnung in Torgau, 27.04.2024

Direktlink zum Video von Wlad Sankin auf Facebook: https://www.facebook.com/100001117160031/videos/738523455028521/

 

Wir feiern heute das Andenken an diesem Tag der Begegnung auf etwas merkwürdige Art: Denn dieser Tag findet ohne Begegnung statt. Das heißt, die Stadt Torgau hat am Donnerstag für ihre offizielle Feierlichkeit weder Vertreter der USA noch Vertreter der Russischen Föderation eingeladen. Das war wohl als besonders schlauer Trick gedacht, um nicht der Einseitigkeit beschuldigt zu werden.

Was es allerdings mit dieser Einseitigkeit auf sich hat, hat die Bundesregierung gegenüber der Russischen Föderation, ihrer Botschaft in Berlin, unmissverständlich zu verstehen gegeben: Vertreter der Russischen Föderation seien in diesem Jahr „unerwünscht“. Unerwünscht bei den Feiern zum Jahrestag der Befreiung, zum Jahrestag des Sieges, aber auch unerwünscht bei den Feierlichkeiten zur Erinnerung an die Befreiung der Konzentrationslager. Sowohl die Gedenkstättenleitung in Buchenwald hat offiziell Vertreter der Russischen Föderation ausgeschlossen, und getoppt wird alles noch durch ein Ereignis in Österreich, dass wir vielleicht so charakterisieren können: die Österreicher wollen wieder Anschluss finden an das Deutsche Reich.

Weil es war – und das kommt an Peinlichkeit hinzu – das Internationale Mauthausen-Komitee, das bereits seit zwei Jahren Vertreter der Russischen Botschaft auslädt, aber in diesem Jahr noch etwas draufsetzt, indem es nämlich mitteilte, dass auch Vertreter der russischen Gemeinschaft, der Bürger, von der Gedenkfeier ausgeschlossen seien.

Das liegt auf der Linie der NATO-Regierungen, selbst im angeblich neutralen Österreich, und insofern haben wir es hier zu tun mit einer Europäischen Union, die an der Zerstörung des historischen Gedächtnisses arbeitet und die Erinnerung an die europäische Vergangenheit vergessen machen will.

Das fing eigentlich schon im Jahr 2019 an: Als sie bekanntgaben, dass das Erinnern an die europäische Vergangenheit im Blick haben müsste die Verursacher des zweiten Weltkriegs, nämlich Nazi-Deutschland und die Sowjetunion – gleichermaßen, eine Gleichsetzung von beiden; die allerdings, wenn man diese Resolution genauer liest, doch keine Gleichsetzung war, weil in dieser Resolution 15-mal Nazi-Deutschland erwähnt wird, aber 31-mal die Sowjetunion. Damit kann man sich bereits vorstellen, wie dieses Geschichtsbild unserer ach so demokratisch gewählten Abgeordneten des EU-Parlaments, wie Stefan Natke heute trefflich sagte, wie die ticken, wie es damit beschaffen ist, nämlich geradezu auf dem Weg des Geschichtsrevisionismus.

Wir freuen uns, dass am Donnerstag Vertreter des Russischen Hauses aus Berlin es sich nicht nehmen ließen, hier einen Kranz an der Gedenkstätte niederzulegen, und wir freuen uns umso mehr, dass auch heute ein Vertreter der Botschaft der Russischen Föderation extra hier her gekommen ist, einen Kranz niedergelegt hat und mit uns gemeinsam an dieser Veranstaltung teilnimmt. Wir heißen ihn herzlich willkommen!

Es gab keinen Redner, der am Donnerstag nicht die Floskel gebraucht hätte vom „völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine“. Jetzt wollen wir mal nicht ein Seminar zum Thema Völkerrecht hier veranstalten, aber nur mal bitte einen ganz kurzen Gedanken in der Frage von Logik versuchen. Es war im letzten Jahr, Ende März 2023 der NATO-Generalsekretär Stoltenberg, der darauf hinwies, dass dieser Krieg ja nicht erst 2022 begonnen habe, sondern bereits 2014. Jetzt stellt sich doch die Frage, wie ein Krieg, der 2022 schon acht Jahre gedauert hat, wie es dann acht Jahre später zu einem Angriffskrieg kommen konnte. Ein Krieg, der schon 2014 beginnt, in den kann man höchstens noch eingreifen, was die Russische Föderation ja auch gemacht hat, mit dem erklärten Ziel, diesen Krieg auch zu beenden.

Nur das würde ja die ganze schöne Erzählung vom völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Lügen strafen – eine Formel, über die die NATO natürlich bestens Bescheid weiß, denn sie war es, die vor exakt 25 Jahren den ersten völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in Europa gestartet hat, mit ihrer Aggression zur Zerstörung Jugoslawiens. Wir sagten damals, das ist der Türöffnerkrieg für die weiteren Kriege, die völkerrechtswidrig dann folgen werden und dann auch folgten in Afghanistan, im Irak, in Libyen gegen Syrien.

Und dass es immer noch in der Friedensbewegung Kräfte gibt, die vor diesem Geßler-Hut grüßen, das heißt, die diese NATO-Propaganda vom russischen Angriffskrieg nachbeten – das ist das eigentlich Beschämende und unsere vorrangige Aufgabe, es durch Aufklärung niederzukämpfen, was bei Gehirnwäsche durch die Massenmedien in die Köpfe an Gift geträufelt wird.

Das geschieht alles in einer Situation, in der Menschen auf der Straße demonstrieren „gegen Rechts“ oder „für die Demokratie“. Man stelle sich vor: Finanzminister Lindner, Außenministerin Baerbock sind unter den Demonstranten gegen Rechts und für Demokratie – unvorstellbar, dieser Treppenwitz!

Für Demokratie – ja, für eine Demokratie, die nicht das Strafrecht zum Einsatz bringt, um von der Regierung und von der NATO abweichende Meinungen vor Gericht zu zerren, und die Betreffenden zu bestrafen. Gegen „Rechts“ – das ist ein Vorschlag. Gegen „Rechts“ heißt: Krieg ist rechts. Der Völkermord in Gaza ist rechts. Wer Waffen liefert für diese Kriege, ist doch unbestritten rechts. Nur die Meinungsmacher, die – wie sie zurecht genannt werden – die Lügenpresse, will uns diese einfachen Erkenntnisse aus den Köpfen trommeln.

Ich sage: Lügenpresse ist kein „rechtes“ Wort. Es stammt von der KPD aus den 1920er Jahren, mit der sie die Hugenberg-Presse, den Hugenberg-Konzern, der den Nazi-Machtergreifung befördert und forciert hat, der hieß nach unserer, nach der Auffassung unserer Genossinnen und Genossen aus der Kommunistischen Partei Deutschlands Lügenpresse, und deshalb werden wir uns dieses ach so wahre Wort nicht verbieten lassen, sagte Eckart Spoo.

Kriegskredite für die Ukraine zu beschließen, das ist rechts. Wer für den Austritt aus der NATO und für den Abzug der NATO eintritt, der ist links. Wer für die Rettung der Bankprofite eintritt, ist rechts, und wer – ich antworte einfach mit der Formulierung des Freidenkers Rainer Rupp: was kann weiter rechts sein, als Waffen, die wieder auf Russen schießen? Das erklärt die ganze Situation.

Deshalb stellen wir an dieser Stelle fest: wer, wie die Bundesregierung den Faschisten in der Ukraine die Stange hält, ist rechts, der braucht sich keine anderen Rechten im eigenen Land mehr zu suchen.

Wir danken den Befreiern wir danken den Befreiern von gestern und den Befreiern von heute. Das heißt, wir danken auch der Russischen Föderation für ihren unermüdlichen Einsatz im Kampf gegen den Faschismus, während einige ihrer Alliierten heute auf der anderen Seite, nämlich auf der Seite der Faschisten stehen.

Deshalb wiederhole ich die Losung, die heute schon in verschiedenen Reden erklungen ist: Deutschland raus aus der NATO und NATO raus aus Deutschland, und NATO weg von den Grenzen der russischen Föderation! Keinen Euro für den Krieg, Freundschaft mit der Volksrepublik China und mit der Russischen Föderation! Danke schön.

Klaus Hartmann ist Präsident der Weltunion der Freidenker und stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbandes


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Bild ganz oben: Klaus Hartmann, stellv. Vorsitzender des DFV während seiner Rede. Davor mit Freidenker-Fahne: Heike Cienskowski, Vorsitzende des LV Thüringen.
Foto: Screenshot aus dem Video von Wlad Sankin