Demokratie – Medien – Aufklärung

Das unheilige Heilige Land – Leben zwischen Mauern

Bericht und Kommentar von Karl-Heinz Peil zu einer Veranstaltung mit Faten Mukarker 

Übernahme der Veröffentlichung des Overton Magazin vom 13.02.2024
Erstveröffentlichung auf der Webseite der Friedens- und Zukunftswerkstatt e.V.

Am 26. Januar 2024 fand in Frankfurt am Main eine Veranstaltung mit Faten Mukarker statt.[1] Etwa 120 Teilnehmer verfolgten einen ungewöhnlich langen Vortrag über zweieinhalb Stunden, sehr faktenreich und zugleich mit heftiger emotionaler Wirkung.

Angekündigt war diese als Vortrags- und Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Das unheilige Heilige Land. Lebensbedingungen in Palästina“. Fragen und Diskussion fielen allerdings der fortgeschrittenen Zeit zum Opfer, was im Nachhinein von einzelnen Teilnehmern bedauert wurde. Man muss sich allerdings fragen, ob eine Diskussion mit Fragen und Antworten bei dem hierzulande üblichen Veranstaltungsformat überhaupt sinnvoll ist, wenn die emotionale Wucht des Vortrags erst einmal wirken muss. Natürlich hätte es viele Detailfragen gegeben, die man hätte stellen können. Individuell zu beantworten ist aber die Grundsatzfrage, die Faten Mukarker so nicht gestellt hat, die sich aber als Fazit aufdrängt: Wie viel Empathie haben wir angesichts der bedrückenden Lebenssituation der Palästinenser und ihrer seit Jahrzehnten entwürdigenden Behandlung durch die israelische Besatzungsmacht?

Was darf in Deutschland (nicht) gesagt werden?
Eingemauerter Ort Belt Jala

Faten Mukarker ist Jahrgang 1956. Sie ist griechisch-orthodoxe Christin. In Deutschland aufgewachsen, kehrte sie als 20-Jährige in ihre Heimat im Westjordanland zurück, um zu heiraten. Sie lebt in Beit Jala. hat zwei Söhne und zwei Töchter sowie 11 Enkelkinder. Beit Jala ist eine palästinensische Stadt mit mehrheitlich christlichen Einwohnern in der Nähe von Jerusalem und Bethlehem, die auch Städtepartnerschaften in Deutschland unterhält. Ihr Wohnort ist seit langen Jahren besonders stark von dem israelischen Mauerbau im Westjordanland und den damit verbundenen massiven Einschränkungen der Arbeits- und Lebensbedingungen betroffen.

Faten Mukarker spricht mit ruhiger, aber fester Stimme. Ihre Tonlage ist sachlich, aber stets mit zwar zurückhaltender, aber gerade dadurch umso packender Emotionalität. Ihr Vortrag beginnt mit dem Krieg im Gazastreifen. „Natürlich ist es schlimm, was die Hamas am 7. Oktober gemacht hat, aber ….

Und dann, nach einer kurzen Pause: „In Deutschland darf man kein Aber mehr sagen.“ Sie zieht einen Vergleich. Stellen Sie sich eine Gerichtsverhandlung vor. Der Angeklagte hat ein Familienmitglied getötet. In der Verhandlung kommt zur Sprache, dass der Angeklagte eine schwierige Kindheit und Jugend hatte: Ständige Gewalt und sexueller Missbrauch in der Familie. Der Richter erkennt schließlich in seinem Urteil leicht mildernde Umstände an.

80.000 Tonnen Bomben wurden bisher auf das wohl am dichtesten besiedelte Gebiet der Welt abgeworfen. Wie soll man die Bilder beschreiben, die man mit wenigen Klicks im Internet oder im Kabelfernsehen über den Sender Al Jazeera über die Zustände in Gaza bekommt? Sie zieht einen Vergleich: In Deutschland gebe es bei vielen Kinofilmen den Hinweis: „Für Jugendliche unter 16 Jahren nicht geeignet“. Bei den Bildern aus Gaza müsse man schreiben: „Für Menschen nicht geeignet“.

Faten Mukarker versucht, die Situation der Menschen im Gaza-Streifen mit einfachen Aussagen vorstellbar zu machen. Am 7.10. war im Gaza-Streifen noch Sommer, jetzt jedoch ist es Winter. Auch in nicht zerstörten Steinhäusern gibt es keine Heizung. Bestenfalls kann man eine Feuerstelle zum Aufwärmen schaffen, ohne Holz, sondern mit zufällig vorhandenen Kunststoffen, die beim Verbrennen Giftstoffe freisetzen. Die Brutalität des Gaza-Krieges hat auch Konsequenzen für das Leben im Westjordanland. Sie verweist darauf, dass der extremste Minister im israelischen Kabinett zuständig für die innere Sicherheit ist. Nach dem 7.10. verteilte Itamar Ben-Gvir an israelische Siedler im Westjordanland Maschinengewehre.

Ein kurzer Streifzug durch die Geschichte
Torbogen mit symbolischen Hausschlüssel

Faten Mukarker geht auf die Geschichte Israels ein. Diese beginne mit dem Österreicher Theodor Herzl, der am Ende des 19. Jahrhunderts angesichts zahlreicher Pogrome gegen Juden in vielen Ländern Europas die Idee eines säkularen jüdischen Staates entwickelt habe. Das damalige Palästina stand dabei nicht an erster Stelle, vielmehr Argentinien. Doch diese Idee zündete über Jahrzehnte hinweg nicht so richtig. Es gab zwar bereits vor mehr als 100 Jahren Immigration von Juden nach Palästina, was aber seinerzeit das friedliche und gut-nachbarliche Zusammenleben nicht infrage stellte. Juden und Palästinenser sind schließlich beide Semiten, so ihr Hinweis. Erst als ein „zweiter Österreicher“ von 1933 bis 1945 seine Politik durchsetzte, rückte Palästina in den Fokus. Nach dem zweiten Weltkrieg versuchten zionistische Kräfte mit terroristischen Methoden, die Briten zu verbreiten, die als Mandatsträger seit 1920 im Land waren. Faten Mukarker nennt dazu den Terroranschlag unter Führung des späteren israelischen Ministerpräsidenten Begin. Dieser ließ in großen Milchkannen versteckt den Sprengstoff in das Jerusalemer Hotel King David schmuggeln. Die damit erfolgte Sprengung führte zu weit über 100 Toten mit unschuldigen Gästen und Mitarbeitern des Hotels.

Sie nennt weitere Beispiele von Terroraktionen und Pogromen gegen die Palästinenser nach dem UN-Teilungsplan von 1947. Die „Vertreibung“ der Palästinenser, die von diesen bis heute als Nakba bezeichnet wird, sei eine eher harmlose Umschreibung. Vielmehr wurden die Menschen durch Pogrome und Terrorakte eingeschüchtert, so dass sie um ihr Leben fürchten mussten. Sie verließen ihre Häuser mit ihren wichtigsten Habseligkeiten und schlossen die Haustür hinter sich ab. Sie zeigt ein Foto mit einem großen Torbogen in Form eines überdimensionalen Schlüssellochs, auf dem ein mehrere Meter langer Schlüssel über der Straße entlang der Sperrmauer liegt. Eigentlich, so meint sie, wäre das der größte Schlüssel der Welt und würde ins Guinness-Buch der Rekorde gehören. Das sei aber nicht der Fall, da wohl zu politisch.

Die Menschen, die damals ihre Heimat verließen, hatten immer die Hoffnung, früher oder später zurückkehren zu können. Doch insgesamt 538 Dörfer wurden von den Israelis dem Erdboden gleichgemacht, den ehemaligen Bewohnern blieben nur die Schlüssel zu ihren Häusern. Faten Mukarker nennt 59 Flüchtlingslager in Palästina, die im Laufe der Jahrzehnte entstanden sind. Die Hauptursache dafür sind die 538 Dörfer, die von den Israelis dem Erdboden gleichgemacht wurden.

Der Oslo-Friedensprozess mit dem Handschlag des israelischen Ministerpräsidenten Rabin und Jassir Arafat mit US-Präsident Bill Clinton ging 1993 um die Welt. Als Ergebnis wurden erstmals selbstverwaltete Gebiete für die Palästinenser festgelegt, die etwa drei Prozent der Westbank, aber mehr als 80 Prozent der palästinensischen Bevölkerung umfassen sollten (A-Zone). Ein weiteres Viertel des Gebietes sollte von Palästinensern und Israelis gemeinsam verwaltet werden (B-Zone). Der restliche, flächenmäßig größte Teil sollte vorläufig unter israelischer Kontrolle bleiben (C-Zone). Diese Regelung war ausdrücklich als Interimsabkommen und Vorstufe zu einem eigenen Staat Palästina gedacht. Damit waren große Hoffnungen auf ein schrittweises Ende der israelischen Besatzung verbunden.

Doch es kam anders. Faten Mukarker zeigt Bilder, auf denen gegen Rabin als Verräter („Rabin is a Traitor“) gehetzt wird. Es gab Fotomontagen mit Rabin in SS-Uniform und Palästinensertuch. Sie erinnert sich, wie sie mit ihrer Familie in Beit Jala die Radiomeldung von der Ermordung Rabins hörte. In Panik versuchte sie, Lebensmittel zu besorgen, denn es war zu erwarten, dass die Besatzungsmacht eine mehrtägige Ausgangssperre verhängen würde. Doch dann kam die „erleichternde“ Nachricht: Der Attentäter war „keiner von uns“, sondern ein israelischer Jude.

Leben an der Mauer und mit Checkpoints
Neubaustraße nur für jüdische Siedler

Die israelischen Siedlungen im Westjordanland haben auch zum Bau neuer Straßen geführt, die ausschließlich für die dort lebenden Juden bestimmt sind und schon jetzt stark zur Zerschneidung der palästinensischen Lebensräume beitragen. Eine ganz andere Dimension hat der 2002 begonnene Bau riesiger Mauern als Sperranlagen. Israel selbst bezeichnet sie als Sicherheitszaun. Sie dienen aber weniger der Sicherung des „eigenen“ Territoriums vor angeblich zu befürchtenden Terrorakten als vielmehr der Zerschneidung palästinensischer Wohn- und Lebensräume, die das Passieren von mittlerweile weit über 100 Checkpoints innerhalb der Westbank erforderlich macht. Dies betrifft auch Faten Mukarker, deren Wohnort Beit Jala an Bethlehem grenzt, wenige Kilometer südlich von Jerusalem.

Im Juli 2004 gab der Internationale Gerichtshof (IGH) ein Gutachten zum Bau der Mauer in Palästina ab. In diesem Gutachten hat der IGH zwar eine Mauer direkt an der Grenze zwischen Israel und der Westbank als legitim bezeichnet, nicht aber eine Mauer innerhalb der palästinensischen Gebiete selbst. Dieser Anteil liegt jedoch weit über 80% und wird im Gutachten als illegal bezeichnet, d.h. diese Mauern müssten wieder abgerissen werden. Diese Nachricht wurde in Faten Mukarkers Wohnort mit Freude aufgenommen und man war gespannt, wie Israel darauf reagieren würde. Doch schon am nächsten Tag machte sich Ernüchterung breit. In der israelischen Tagespresse wurde das Gutachten mit keinem Wort erwähnt.

Zerschneidung von Wohnsiedlung durch Mauerbau

Die Siedlerstruktur in der Westbank hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Durch ihren Sohn, der in den USA lebt, wurde sie auf die Motive von Juden aus den USA aufmerksam, nach Israel auszuwandern und illegale Siedlungen im Westjordanland zu errichten. Es handelt sich durchweg um religiöse Fanatiker, die Faten Mukarker als „extremer als rechtsextrem“ bezeichnet. Diese Leute kommen und vertreiben gewaltsam die Einheimischen, deren Landtitel einfach ignoriert werden. Die jüdischen Siedler berufen sich auf „ihre Besitzurkunde“: das Alte Testament der Bibel, das ihnen historische Besitzansprüche einräume.

Es sind kleine Alltagsszenen, in denen die Brutalität der Besatzungsmacht sichtbar wird. Faten Mukarker zeigt eine heimlich fotografierte Straßenkontrolle, bei der ein israelischer Soldat mit schussbereitem Gewehr den Inhalt des Kofferraums präsentiert. Ein anderes Foto zeigt eine Szene an einem Checkpoint. Ein alter Mann ist offenbar aufgrund der Hitze und der langen Wartezeit direkt am Checkpoint zusammengebrochen. Seine Frau, die hinter ihm steht, versucht ihm mit der Hand wieder auf die Beine zu helfen. Der Soldat in der Kabine weist die Frau jedoch zurück. Der alte Mann müsse selbst aufstehen.

Systematische Zerstörung von existenziellen Lebensräumen
Zerstörung des Olivenhains auf Grundstück von Faten Mukarker

Mit der Ausdehnung der Siedlungen und der Sperranlagen geht aber auch die Zerstörung von Häusern mit Bulldozern einher, die dem im Wege stehen. Durch den Bau der Mauer werden auch Olivenhaine zerschnitten, die ein wesentlicher Bestandteil des unmittelbaren Lebensraumes sind. Olivenbäume sind im Westjordanland nicht nur eine wirtschaftliche Grundlage für die Ernährung, sondern auch kulturell tief verwurzelt. Die Olivenernte ist daher auch ein soziales Ereignis.

Faten Mukarker schildert den wohl dramatischsten Tag ihres Lebens. Plötzlich steht ein Bagger auf ihrem Grundstück, um für den Bau der Mauer die uralten Olivenbäume herauszureißen. Sie versucht, mit dem arabischen Baggerführer ins Gespräch zu kommen. Dieser reagierte aber nur hilflos und verzweifelt mit dem Hinweis auf seine neunköpfige Familie, die er zu ernähren habe. Sie muss dann davon um ihr Leben davon rennen, da sie von den israelischen Soldaten mit ihren Schusswaffen bedroht wird.

Der Kampf um das Wasser als permanente Entwürdigung
Illegal errichtete Siedlung durch Landraub

Denkwürdig war für Faten Mukarker vor Jahren ein Kirchentagsbesuch in Deutschland. An einem Infostand des Jüdischen Nationalfonds lag ein Flyer aus mit dem Titel „Wald der deutschen Länder in Israel“. Und auf der Rückseite die Worte: „Helfen Sie uns, Israel zu begrünen“.[2] Faten Mukarker konnte es sich nicht verkneifen, die Standbesetzung darauf hinzuweisen, dass sie im Westjordanland die Zerstörung von Bäumen und Wäldern durch Israel erlebt habe und immer noch erlebe. Das sei Politik und habe auf dem Kirchentag nichts zu suchen, lautete die sarkastische Antwort.

Die Siedlungen entstehen illegal, meist auf Hügeln, die vorher noch bewaldet waren und eine gute Fernsicht bieten. Damit einher geht ein immenser Verbrauch von Wasserressourcen. Während sich die Siedler viel Grün durch Bewässerung leisten können, auch Swimmingpools, erlebt Faten Mukarker täglich die extreme Knappheit von Trinkwasser.

Ein Blick aus ihrer Wohnung auf die Nachbardächer zeigt, dass diese voller Regentonnen sind, denn fließendes Wasser aus der Leitung ist zum Privileg der jüdischen Siedler geworden. Gesundheit und Körperhygiene werden dadurch massiv beeinträchtigt. Wasser gibt es nur aus Regenwasserzisternen oder durch teuren Zukauf aus den israelischen Siedlungen, wo es für die Siedler dagegen billig zu haben ist.

Deutsche Staatsräson: Selektive Wahrnehmung und Diffamierung
Siedlung mit elektrisch gesichertem Grenzzaun

Faten Mukarker weist auf den ökumenischen Weltgebetstag christlicher Frauen am 1. März 2024 hin. Jedes Jahr steht ein anderes Land im Mittelpunkt. Palästina war bereits 1994 dieses Land und ist nun seit über einem halben Jahr wieder für 2024 vorgesehen. Entsprechende Materialien mit Partnerinnen aus Palästina waren vorbereitet. Der 7.10. führte ohne Absprache mit den palästinensischen Partnerinnen zu Änderungen im Werbeflyer. Zusätzlich wurden von deutscher Seite eigene „Erläuterungen“ zu Gaza und der Hamas erstellt.[3]

Faten Mukarker wollte aus diesem Grund bereits ihren geplanten Besuch in Deutschland absagen, ließ sich dann aber doch überzeugen, dass ihr Aufenthalt hier richtig sei. Eine in diesem Zusammenhang ausgesprochene Einladung zur Talkshow Anne Will hat sie allerdings nicht angenommen bzw. für die geplante Runde abgesagt.

Am Ende ihres Vortrags zeigt Faten Mukarker ein Foto ihrer jüngsten Enkelin. Die Botschaft, die sie damit verbindet, ist unausgesprochen, aber unmissverständlich: Wie sieht die Zukunft dieses unschuldigen Kindes aus? Welche Lebensperspektiven hat es angesichts der andauernden traumatischen Erlebnisse?

In der Frankfurter Lokalpresse wird in einem Bericht, der nach der Veranstaltung erscheint, Einseitigkeit von Faten Mukarker behauptet. Dafür werden in dem Bericht des Lokalredakteurs falsche Behauptungen bemüht, wie die, dass der 6-Tage-Krieg 1967 ein Verteidigungskrieg Israels gewesen sei. Wörtlich heißt es dann: „Selbst wenn das, was sie sagt, stimmte: Durch das, was sie verschweigt, macht sie alles, was sie sagt, zu einer israelfeindlichen, antisemitischen Anklage. Und das ist schade. Denn die Bilder, die sie aufruft, sind stark.“[4] Und abschließend der Satz: „Die Besatzung ist ungerecht, die Anliegen der Palästinenser berechtigt. Doch das Verschweigen der Gegenseite macht dieses Recht zur Lüge.“

Wie pauschal der Vorwurf des Antisemitismus nicht nur hier erhoben wird, zeigt eine Aussage von Faten Mukarker, in der sie auf die historische Dimension der Judenfeindschaft von der Antike bis in die Neuzeit eingeht. Sie weist – als christliche Araberin – darauf hin, dass es nur eine historische Epoche gegeben habe, in der Juden unbehelligt leben konnten, nämlich im heutigen Spanien unter arabischer Herrschaft. Mit der christlichen Reconquista auf der iberischen Halbinsel war es mit der Toleranz vorbei.

Solche historisch differenzierten Sichtweisen sind dem Schreiber der Lokalzeitung jedoch fremd. Immerhin ist in den oben zitierten Sätzen ein Funken Empathie zu erkennen, aber mit dem „Verschweigen der Gegenseite“ wird die überwältigende Dominanz der israelfreundlichen Sichtweisen in Deutschland ausgeblendet. Noch funktioniert dies in Deutschland durch die offiziell so deklarierte Staatsräson. Die Frage ist jedoch, wann diese Filterblase platzt, da die israelische Politik durch den Gaza-Krieg mittlerweile in den meisten Ländern der Welt verurteilt wird und sich damit auch die einseitig ausgerichtete deutsche Außenpolitik weltweit isoliert und einen dramatischen Glaubwürdigkeitsverlust erlitten hat.

Wenn jetzt die seit den Osloer Verträgen vorgesehene Zwei-Staaten-Lösung wieder in die Diskussion gebracht wird, dann muss auch darüber aufgeklärt werden, welche Anstrengungen die israelische Politik seit Jahrzehnten unternimmt, um sie durch Siedlungen und Mauerbau in der Westbank unmöglich zu machen. Ob wir in Deutschland bereit sind, diese Situation offen wahrzunehmen, wird damit auch zur Schlüsselfrage, wie viel Menschlichkeit in diesen unmenschlichen Zeiten bei uns noch vorhanden ist. Einen Weckruf dazu liefert Faten Mukarker.

Karl-Heinz Peil ist Mitglied des Bundesauschusses Friedensratschlag und der Friedens- und Zukunftswerkstatt Frankfurt am Main.

Alle Bilder im Artikel stammen von Faten Mukarker

Fußnoten

[1] Veranstalter waren die Friedens- und Zukunftswerkstatt e.V. in Zusammenarbeit mit: Palästinensische Gemeinde in Hessen e.V., Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost, PalästinaForum Nahost Frankfurt a.M., IPPNW Region Rhein-Main.

[2] Siehe dazu auch: https://www.jnf-kkl.de/spenden/

[3] Siehe dazu: https://www.weltgebetstag.de

[4] Frankfurter Neue Presse vom 29.1.2024, Seite 8


Bild oben: Faten Mukarker