Verdeckt die Klima-Religion den Weg zum Frieden?
von Wolfgang Effenberger
Vom 30. November bis zum 12. Dezember 2023 (*) findet in Dubai, der größten Stadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), die 28. Weltklimakonferenz (COP28) statt.
Zwei Wochen lang beraten rund 70.000 Repräsentanten aus 200 Staaten im Emirat am Persischen Golf über die Eindämmung der Klimakrise (wieviel Tonnen CO2 entstanden allein durch die Anreise der Teilnehmer?) Friedlich vereint: Vertreter aus Regierungen und Nicht-Regierungs-Organisationen. Für den WELT-Kolumnisten Henryk M. Broder „…ein Klassentreffen von Leuten, deren ökonomische Interessen mit diesem Zirkus verknüpft sind“. Er zitiert Shakespeare („Viel Lärm um nichts“(1)) und verweist auf seinen Kollegen Axel Bojanowski, der im Klimagipfel ein Treffen von Lobbyisten und Aktivisten des „Klima-industriellen Komplexes“ erkennen mag, deren Schicksal mit dem Prosperieren der Klimakrise verknüpft ist.
Drei Wochen zuvor hatten sich am 6. und 7. November in Abu Dhabi mehr als 200 hochrangige Vertreter verschiedener Weltreligionen – u.a. Vertreter von Baha’i, Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam, Judentum, Sikhi – gemeinsam mit Persönlichkeiten aus indigenen Bevölkerungsgruppen, Wissenschaftlern und Politikern getroffen. KLimaleugner. Darin wird die Verbindung zwischen Klimawandel, Migration und Konflikten anerkannt. Weiter wird in der Erklärung das Potential für Menschen des Glaubens als „Umweltfriedensstifter“ gesehen, die danach streben, Vermittlungspfade in Konflikten zu schaffen.
Die Botschaften des Papstes
Papst Franziskus hatte im Vorfeld der Weltklimakonferenz das Apostolische Schreiben Laudate Deum(3) veröffentlicht.
In dieser jüngsten weltweiten Botschaft im Vorfeld der COP28 ruft der Papst zu einem neuen „Multilateralismus“ (einer Zusammenarbeit mehrerer Staaten bei der Lösung von politischen, gesellschaftlichen oder technischen Problemen, die grenzübergreifend sind) auf, damit die Stimmen der ganzen Welt gehört werden und damit der Täuschung der Mächtigen Einhalt geboten wird:
„Unsere Welt ist so multipolar und gleichzeitig so komplex geworden, dass ein anderer Rahmen für eine wirksame Zusammenarbeit erforderlich ist“, heißt es in der Botschaft aus dem Vatikan. „All dies setzt die Entwicklung eines neuen Verfahrens für die Entscheidungsfindung und die Legitimierung dieser Entscheidungen voraus, da das vor mehreren Jahrzehnten implementierte Vorgehen weder ausreicht noch wirksam zu sein scheint. In diesem Rahmen wären notwendigerweise Räume für Gespräche, Konsultationen, Schlichtung, Konfliktlösung und Kontrolle erforderlich, und schließlich eine Art verstärkte ‹Demokratisierung› im globalen Kontext, damit die verschiedenen Gegebenheiten zum Ausdruck gebracht und einbezogen werden können“.(3)
Anfang November 2023 kündigte Franziskus als erster Papst seine Teilnahme an der Weltklimakonferenz an, doch musste er wegen seiner Erkrankung die Teilnahme an der COP28 wieder absagen. (4)
An seiner Stelle las der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am 2. Dezember 2023 die Rede des Papstes in der Expo City von Dubai vor:
„Ich bin mit euch, weil die Zerstörung der Schöpfung ein Vergehen gegen Gott ist, eine nicht nur persönliche, sondern strukturelle Sünde, die sich auf die Menschen auswirkt, besonders die Schwächsten; sie ist eine ernste Gefahr, die über allen schwebt und droht, einen Konflikt zwischen den Generationen auszulösen“.
Hier ist dem Papst vorbehaltlos zuzustimmen, v.a. hinsichtlich der Zerstörung der Umwelt durch die Industriestaaten, deren unaufhörliche Kriege und deren „Raubtier-Kapitalismus“ die Welt und damit auch das Klima nachhaltig schädigen. Diese Verbindung klammert der Pontifex jedoch weitgehend aus und macht den menschengemachten Klimawandel verantwortlich:
„Ich bin mit euch“, so Papst Franziskus, „denn der Klimawandel ist ein globales soziales Problem, das eng mit der Würde des menschlichen Lebens zusammenhängt… Wählen wir das Leben, wählen wir die Zukunft! Hören wir auf das Seufzen der Erde, hören wir auf den Schrei der Armen, hören wir auf die Hoffnungen der jungen Menschen und die Träume der Kinder!“ Es könne „als gesichert gelten“, dass der Klimawandel maßgeblich vom Menschen verschuldet sei. Versuche, „die vielen Armen und die Zahl der Geburten dafür verantwortlich zu machen“, machten ihn „betroffen“. In Wirklichkeit sei der Klimawandel ganz und gar nicht „die Schuld der Armen“, vielmehr seien sie „die Opfer des Geschehens. Fast die Hälfte der Welt, die hilfsbedürftigere, ist für lediglich 10% der Schadstoff-emissionen verantwortlich“(5).
Eine gewagte These, die sich wohl sehr schwer wissenschaftlich untermauern lässt. In den letzten 500 Millionen Jahren hat sich das Klima ständig gewandelt. Warm- und Eiszeiten lösten sich einander ab. In der mittelalterlichen Warmzeit (mittelalterliche Klimaanomalie/-optimum zwischen 950 und 1250 n. Chr.) herrschten auf der Nordhemisphäre überdurchschnittlich hohe Temperaturen. So gab es üppige Ernten – sogar der Weinanbau dehnte sich weit nach Norden aus.
In der mehrhundertjährigen milderen Phase von 986 an bis ins 14./15. Jahrhundert sind Wikingersiedlungen an der Südspitze Grönlands (altnordisch für „Grünland“) nachgewiesen(6).
Die Menschheit wuchs und entwickelte sich weiter, wie z.B. auch an den monumentalen gotischen Kirchenbauwerken zu sehen ist. Die skandinavischen Völker – etwa die Dänen und Norweger (Wikinger/Nordmänner/Normannen) – wagten sich auf den Nordatlantik und fielen in Nordfrankreich und England ein. Am Morgen des 28. September 1066 erreichte der Normanne Wilhelm der Eroberer, Herzog der Normandie und Thronprätendent von England, mit seiner 7.000 Mann starken Invasionsflotte die Ortschaft Pevensy an der Südküste Englands und vernichtete das Heer des englischen Königs Harald II. Diese Eroberung veränderte die englische Gesellschaft von Grund auf, indem sie die alte Adelsschicht auslöschte und durch eine fremde Herrscherklasse ersetzte.(7)
Auf die mittelalterliche Warmzeit folgte eine Kaltzeit, deren Hochphase in Europa ungefähr auf die Zeit von Ende des 16. bis Ende des 17. Jahrhunderts datiert werden kann. Die Winter waren länger und kälter und in den kühlen sowie verregneten Sommern fielen die meisten Ernten gering aus.(8) Hungersnöte waren die Folge. Diese Kälteperiode war von weitreichenden sozialen Folgen begleitet. Unter anderem wird die Dauer des „Dreißigjährigen Krieges“ auf die mit den schlechten Ernten zusammenhängenden gesellschaftlichen Umwälzungen in Verbindung gebracht.(9) Durch die Mangelernährung wuchsen das Elend und die sozialen Spannungen in Europa. Anhaltende Kälte war in der Geschichte der Menschheit schon öfter Auslöser von Revolutionen und Kriegen. Dem Machtwechsel in China von der Ming- zur Qing-Dynastie gingen ebenfalls jahrelange Ernteausfälle voraus. Auch vor der Französischen Revolution häuften sich Extremwetterereignisse wie Dürren, Überflutungen und Hagelstürme, die die Ernteerträge schmälerten und die Preise weiter in die Höhe trieben.(10)
Am Ende seiner Rede weist Papst Franziskus darauf hin, dass sich in vielen Gesellschaften mittlerweile „Schwarzmaler und Gleichgültige, radikale Umweltschützer und Klimaleugner“ unversöhnlich gegenüberstehen“. Es habe keinen Sinn, sich einem Lager anzuschließen; in diesem Fall, wie auch in der Sache des Friedens, führt dies zu überhaupt keiner Lösung. Dieser Aufruf irritiert, hat der Pontifex in seiner Rede doch klar Stellung bezogen. Auch die Verwendung des Begriffs Klimaleugner verrät seine Parteinahme. Es wird wohl kaum jemand zu finden sein, der den aktuellen Klimawandel leugnet. Es werden lediglich Zweifel geäußert, ob der Klimawandel ausschließlich durch den menschengemachten CO2-Ausstoß bedingt ist.
Es gibt in der Wissenschaft seriöse Klimatologen, die den gegenwärtigen Klimawandel als Beginn einer neuen Eiszeit interpretieren. Sollten sie rechthaben, dann könnte sich im Verbund von Kälte und von menschengemachten CO2-Reduktionen Ernteausfälle einstellen, die katastrophale Folgen für die Menschheit haben und dann den Nährboden für weltweite Kriege bilden. Aber ein wissenschaftlicher Diskurs ist hier ebenso wenig erwünscht wie in der Corona-Krise. Die mit Bann und Verfolgung belegten Wissenschaftler wie der Mikrobiologe Sucharit Bhakdi sind heute rehabilitiert.
Nun, der „Heilige Stuhl“ (also der Vatikan) hat seit jeher ein problematisches Verhältnis zu Menschen, die von der katholischen Doktrin abweichen. Mehr als 500 Jahre lang ging die Kirche gegen sogenannte Häretiker (auch „Ketzer“ genannt) vor, darunter prominente Wissenschaftler wie Galileo Galilei. Die Inquisitoren des Mittelalters kannten keine Gnade: Unerbittlich und grausam wurden Andersdenkende verhört, gefoltert oder sogar auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Aus dieser grauenhaften Verirrung der römisch-katholischen Kirche hat der Papst zumindest ein wenig dazu gelernt.
Religionsführer und Regierungsvertreter also scheinen mit den Vertretern von Nichtregierungs-organisationen (NGO) aus nicht immer nachvollziehbaren Gründen an einem Strang zu ziehen. Dabei übersehen sie alle den Elefanten im Raum: der vorbereitete Dritte Weltkrieg.
Die NGOs scheinen sich zum Weltsouverän aufzuschwingen. Geht es ihnen um eine bessere, friedlichere und gerechtere Welt?
Unter dem Mantel der Klimakrise und deren dramatisch skizzierten Folgen könnte die Weltdiktatur einer kleinen Elite angestrebt werden.
Inwieweit das menschengemachte CO2 für die Krise verantwortlich ist, wird noch kontrovers diskutiert. Unbestritten ist jedoch, dass die Umwelt schwere Schäden davongetragen hat. Und einer der größten Umweltzerstörer ist das Militär: Rüstung, Manöver und Krieg (z.B. die Entlaubung der Wälder Vietnams durch das Gift Agent Orange oder der Einsatz von panzerbrechenden Munition, deren Geschosse abgereichertes Uran (englisch „DU“: Depleted Uranium) enthalten.
Obwohl die Präambel der Charta der Vereinten Nationen mit dem Satz beginnt: «Wir, die Völker der Vereinten Nationen – fest entschlossen, künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren […].», wird diese Botschaft von den Klimabewegten einfach ignoriert.
Kritik an den US-geführten – zumeist völkerrechtswidrigen – Kriegen ist ausgeblieben. Der kanadische Ökonom Michael Chossudovsky wird nicht müde, in diesem Zusammenhang an die Zahl der Toten durch die ununterbrochene Serie von Kriegen, Staatsstreichen und anderen subversiven Operationen der Vereinigten Staaten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 bis heute zu erinnern – eine Zahl, die auf 20 bis 30 Millionen geschätzt wird(12).
Bei der 12-tägigen NATO-Luftwaffenübung AIR-DEFENDER 23 mit über 250 Flugzeugen haben sich keine Klimakleber auf die Zufahrt eines Luftwaffenstützpunktes gewagt.
Hier kommt der Verdacht auf, dass es vielleicht eine Nähe der Klimabewegten zum US-industriellen-militärischen Komplex geben könnte, dem die Dramatisierung der Krise durchaus recht ist, aber nicht die Thematisierung der Kriege.
Papst Franziskus hatte am 28. Oktober 2014 noch dramatisch auf die Kriegsgefahr hingewiesen:
„Wir stecken mitten im Dritten Weltkrieg, allerdings in einem Krieg in Raten. Es gibt Wirt-schaftssysteme, die, um überleben zu können, Krieg führen müssen. Also produzieren und verkaufen sie Waffen“(13).
Obwohl diese Gefahr durch den Krieg in Israel und Gaza noch weiter verschärft wurde und die Aussage des Papstes von 2014 dramatische Aktualität erhalten hat – sie ist im Zusammenhang mit der US-Geopolitik „Win in a Complex World 2020-2040“ zu sehen – dreht sich alles nur um die Klimakrise.
Während 70.000 Klimabewegte in einem der herausragendsten touristischen Ziele auf der ganzen Welt fast zwei Wochen lang „heiße Luft erzeugen“(14), tobt im Gaza-Streifen nach dem Ende der Feuerpause der Krieg weiter.
Das israelische Militär hat auch in der Nacht auf den 2. Dezember 2023 Medienberichten zufolge „Ziele der islamistischen Hamas und anderer Terrorgruppen im südlichen Gazastreifen massiv angegriffen“(15). Aus dem Süden des abgeriegelten Küstengebiets wurden nach Berichten israelischer Medien schwere Kämpfe gemeldet.
Die Hamas hatte nach Ende der einwöchigen Kampfpause eigenen Angaben zufolge erstmals wieder Raketen auf das Zentrum Israels abgefeuert. Seit dem Beginn des Gaza-Kriegs wurden nach israelischen Angaben rund 10.000 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgeschossen. Am 3. Dezember 2023 weitete Israels Armee ihre Bodeneinsätze auf den gesamten Gazastreifen aus.(16) Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bekräftigte indessen, dass man den Krieg gegen die islamistische Hamas „bis zum Ende“ und bis zum „totalen Sieg“ über die Terrororganisation fortsetzen werde.(17)
In einem Interview verurteilte der israelische Historiker Prof. Moshe Zuckermann die Aktionen der Hamas am 7. Oktober, bezeichnete dann aber die Besatzung der den Palästinensern zustehenden Gebiete durch Israel als die eigentliche Ursache für den Konflikt.
Er kritisiert, dass diese Frage sowohl in Israel als auch in der internationalen Debatte weitgehend tabuisiert ist:
„Israel wollte nie Frieden, die israelischen Eliten bevorzugten seit vielen Jahrzehnten eine Politik der Besatzung und der Apartheid.“(18)
So sehr Zuckermann den Terror der Hamas verurteile, die Absicht Israels, die Hamas zu vernichten, sei falsch und auch kaum durchführbar. Denn die Hamas vertrete eine Idee, welche vom gesamten palästinensischen Volk unterstützt werde, nämlich die Schaffung eines unabhängigen palästinensischen Staates. Genau das aber wollte Israel verhindern. Zuckermann verwies in dem Gespräch auch auf die absolute Doppelmoral Israels, welches seinerzeit die Gründung der Hamas durchaus wohlwollend unterstützte, da man sich dadurch eine Schwächung der säkularen Fatah erwartet hatte.
So wirft die offizielle Version des Krieges zwischen der Hamas und Israel mehr Fragen auf, als sie beantworten kann. Für den investigativen Journalisten Thierry Meyssan, Gründer des Voltaire Netzwerks, sind bisher wichtige Fragen unbeantwortet geblieben:
- „Wie konnte die Hamas 500 Kilometer lange Tunnel in 30 Meter Tiefe graben und bauen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen?
- Wie hat Hamas ein solches Arsenal lagern können?
- Warum hat Benjamin Netanjahu all jene entfernt, die ihn gewarnt haben?
- Warum hat Benjamin Netanjahu am Abend des 6. Oktober 2023 die Sicherheitskräfte demobilisiert?
- Warum blieben die Sicherheitsbeamten an diesem Morgen im Hauptquartier des Shin Bet eingeschlossen?
- Wer hat die „Hannibal-Richtlinie“(19) auf diese Weise ausgelöst und warum?“ (20)
Diese Fragen werden wohl kaum beantwortet werden können. Da die USA nicht deeskalierend auf den Nahost-Konflikt wirken, sondern Israel u.a. mit bunkerbrechenden Waffen unterstützen, besteht die zunehmende Gefahr, dass dieser Krieg sich zu einem Schattenkrieg zwischen USA und Iran entwickelt. Das wäre auch nicht weiter überraschend, denn in der US-Strategie „Win in Complex World 2020-2040“ wird der Iran neben Russland und China explizit als Kontrahent genannt.
Nun droht auch eine Ausweitung des aserbaidschanisch-armenischen Krieges im Kaukasus. Auch hier keine Deeskalation in Sicht, vergessen ist auch der Völkermord des Osmanischen Reiches an 1,5 Millionen Armeniern im Jahr 1915.
Im letzten Monat hat Aserbaidschan, der engste Verbündete der Türkei in der Region, sein lang gehegtes Ziel erreicht: die armenische Enklave Berg-Karabach wurde nach einer neunmonatigen Blockade, die den 120.000 Einwohnern Lebensmittel, Treibstoff und medizinische Versorgung vorenthielt, militärisch genommen. Der Werte-Westen schaute weg. Alijews Schirmherr, der Islamist Erdogan, lobte seinerseits die ethnische Säuberung und bezeichnete sie als „eine Operation“, die „in kurzer Zeit und mit größter Sensibilität für die Rechte der Zivilbevölkerung abgeschlossen wurde“.(21)
Die durch ihre verschiedenen Projekte in Übersee, darunter die Finanzierung und Überwachung eines Krieges gegen das atomar bewaffnete Russland in der Ukraine und die Unterstützung des israelischen Krieges gegen den Gazastreifen, abgelenkte Regierung Biden bezog keine eindeutige Stellung, geschweige denn, dass sie deeskalierend wirkte.
Nun ist nicht auszuschließen, dass Aserbaidschan, das sich als modernes Land am Kaspischen Meer präsentiert, unter dem mächtigen türkischen Schirm weiter in souveränes armenisches Gebiet eindringt. Schon im Dezember 2022 hatte der autokratisch regierende Präsident Ilham Alijew ungeniert ausgesprochen, dass das heutige Armenien „unser Land ist“. Die Vorbereitungen für weiteres Vordringen gegen Armenien scheinen auf Hochtouren zu laufen. Aserbaidschan könnte damit durchkommen. Der erste Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Luis Moreno-Ocampo, weiß warum:
„Aserbaidschan ist ein Verbündeter des Westens im Kampf gegen den Iran; es liefert Energie nach Europa und gibt Millionen für hochentwickelte israelische Waffen aus. Aber solche Notwendigkeiten dürfen der Verantwortung der Welt nicht in die Quere kommen, das zu stoppen, was vor ihren Augen geschieht: den Völkermord an den Armeniern im Jahr 2023.“(22)
Dass vor diesem Hintergrund die Klimaaktivisten in Dubai die verheerenden Auswirkungen eines drohenden Weltenbrandes auf unsere Umwelt und das Klima nicht thematisieren, lässt tief blicken. Auch die Wahl des Tagungsortes Dubai regt zum Nachdenken an: „Wo, wenn nicht in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), die den Stoff en gros verkaufen, aus dem die Albtraumhitze kommt, kann man die Dringlichkeit des Problems so klar erkennen? Bei den Emissionen von Kohlenstoffdioxid sind die VAE in der Spitzengruppe; 21,8 Tonnen pro Kopf im Jahr, knapp vor Saudi-Arabien mit 18,7. Nur Katar hat noch mehr verblasen: 35,6. In den USA waren es 14,9, in Indien 1,9, in Österreich 7,2 – knapp hinter China mit 8 Tonnen. Mit seinen 1,4 Milliarden Menschen produziert China fast 31 Prozent des globalen Ausstoßes, liegt also weit vor den USA (14%), Indien (7,3%) und Russland (4,7%)“.(23)
Die Wüstenstaaten sind also Emissions-Spitzenreiter, und dort findet nun die Klimakonferenz statt – ein Riesenspektakel in unvorstellbarem Luxus.
Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore hat seinerzeit die CO2 -Zertifikate erfunden und damit seine erste Milliarde verdient.(24) Inzwischen verdienen viele an der Klimakrise, genauso wie sie an den Kriegen verdienen – CO2-Zertifikate, Klimaschutzprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern, Elektromobilität, alternative Energien, Forschungsprojekte usw.: alles vielversprechende Geschäftsmodelle für eine saturierte und profitverwöhnte globale Elite.
Wolfgang Effenberger, Jahrgang 1946, erhielt als Pionierhauptmann bei der Bundeswehr tiefere Einblicke in das von den USA vorbereitete „atomare Gefechtsfeld“ in Europa. Nach zwölfjähriger Dienstzeit studierte er in München Politikwissenschaft sowie Höheres Lehramt (Bauwesen/Mathematik) und unterrichtete bis 2000 an der Fachschule für Bautechnik. Seitdem publiziert er zur jüngeren deutschen Geschichte und zur US-Geopolitik. Zuletzt erschienen vom ihm „Schwarzbuch EU & NATO“ (2020) sowie „Die unterschätzte Macht“ (2022)
Quellen und Anmerkungen
*) Der Artikel wurde Ende November 2023 – vor Beginn der Weltklimakonferenz geschrieben [Anm. der Webredaktion]
1) https://www.youtube.com/watch?v=yQ0Q4Dj2_fU
2) https://www.partner-religion-development.org/global-faith-leaders-summit-interfaith-statement-for-cop28/;; in deutscher Übersetzung: https://www.partner-religion-development.org/weltreligionen-indigene-interreligioese-erklaerung-weltklimakonferenz-cop28/
3) https://www.vatican.va/content/francesco/de/apost_exhortations/documents/20231004-laudate-deum.html
4) https://www.sn.at/panorama/international/genesung-papst-franziskus-149511169
6) https://www.klimafakten.de/behauptungen/behauptung-groenland-war-frueher-eine-gruene-insel
7) Wolfgang Effenberger/Konrad Löw: Pax americana Die Geschichte einer Weltmacht von ihren angelsächsischen Wurzeln bis heute. München 2004, S. 25 f.
11) Screenshot am 1. 12.2023: https://eike-klima-energie.eu/2020/02/02/wir-haben-nur-noch-13-jahre-henryk-broder-auf-der-berliner-fff-demo/
12) „Von 1945 bis heute – 20 bis 30 Millionen Menschen von den USA getötet“, von Manlio Dinucci, Übersetzung K. R., Il Manifesto (Italien) , Voltaire Netzwerk, 21. November 2018, www.voltairenet.org/article204026.html
13) Mette; Norbert: “Wir stecken mitten in einem dritten weltkrieg“ https://books.google.at/books?id=z413DwAAQBAJ&pg=PT790&lpg=PT790&dq=„Wir+stecken+mitten+im+Dritten+Weltkrieg,+allerdings+in+einem+Krieg+in+Raten.+Es+gibt+Wirtschaftssysteme,+die,+um+überleben+zu+können,+Krieg+führen+müssen.+Also+produzieren+und+verkaufen+sie+Waffen“
14) https://www.diepresse.com/17882538/klimagipfel-in-dubai-wird-recht-viel-heisse-luft-erzeugt
18) https://www.seniora.org/politik-wirtschaft/israel/moshe-zuckermann-israel-wollte-nie-frieden
19) Sie sieht vor, dass Feinde israelische Soldaten nicht als Geiseln nehmen dürfen, selbst wenn dies bedeutet, sie zu töten.
20) https://www.voltairenet.org/article220074.html
21) http://www.defenddemocracy.press/the-coming-war-in-the-caucasus/
22) http://www.defenddemocracy.press/the-coming-war-in-the-caucasus/
23) https://www.diepresse.com/17882538/klimagipfel-in-dubai-wird-recht-viel-heisse-luft-erzeugt
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