Frieden - Antifaschismus - Solidarität

Die Drushba-Pipeline muss offen bleiben

Unter dem Motto „Drushba-Pipeline offen halten! PCK & Schwedt müssen leben! Nord Stream 2 in Betrieb nehmen“ fand am 29.10.2022 eine Solidaritätskundgebung mit den Beschäftigten der PCK-Raffinerie und ihren Familien statt. Aufgerufen hatten die DKP Berlin & DKP Brandenburg.

Wir dokumentieren hier den Aufruf der DKP zur Kundgebung und die Rede von Hans Bauer, Vorsitzender der Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung (GRH) e.V. und Beiratsmitglied des Deutschen Freidenker-Verbandes.

Webredaktion


Drushba-Pipeline offen halten! PCK & Schwedt müssen leben! Nord Stream 2 in Betrieb nehmen

Aufruf von DKP Berlin & DKP Brandenburg zur Kundgebung am 29.10.2022 in Schwedt

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

vielen von Ihnen, aber vielleicht nicht allen, ist bekannt, dass 95 % der Kraftstoffversorgung für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern aus dem ehemaligen Petrochemischen Kombinat, dem PCK in Schwedt, kommen. Fast 60 Jahre lang, also von 1963 an, wird im PCK in Schwedt russisches Erdöl zu Diesel, Benzin, Kerosin und andern Derivaten verarbeitet.

Zu einem günstigen solidarischen Preis bekamen wir und andere RGW-Staaten zuerst das Öl aus der Sowjetunion, später dann unter kapitalistischen Vorzeichen zwar nicht mehr zu den gleichen, aber immer noch günstigen marktwirtschaftlichen Konditionen aus der Russischen Föderation.

Nun soll Schluss sein damit. Berlin machte aus der Solidarität der Völker erst kapitalistische Partnerschaft und jetzt Konfrontation. Nun will die Ampelregierung Ende des Jahres die Druschba-Trasse vorsätzlich und gegen jede wirtschaftliche Vernunft schließen. Aus verblendeter Ideologie und wiederbelebter Russophobie betreiben sie eine fanatische Wirtschaftspolitik zum Schaden der eigenen Bevölkerung und der heimischen Wirtschaft.

Die vorgeschlagenen Alternativlösungen von Habeck und Scholz sind Augenwischerei und logistisch wie wirtschaftlich überhaupt nicht realisierbar. Wir Kommunisten machen bei der Suche nach vermeintlichen Alternativen nicht nur nicht mit, sondern fordern den Erhalt und den Weiterbetrieb der Druschba-Trasse, Frieden und Völkerverständigung, wie es der Name der Trasse aussagt, und in deren Sinne sie einst gebaut wurde.

Wer ist eigentlich die BRD-Regierung, um sich anzumaßen, Russland für etwas zu bestrafen? Wurden beim Krieg gegen den Irak oder Afghanistan oder bei dem Überfall auf die Insel Grenada vielleicht Sanktionen gegen die USA verhängt?

Wir wollen Frieden mit Russland und China, Vergesellschaftung der Energiemonopole und dass die Trasse der Freundschaft weiter Öl aus Russland nach Schwedt liefert.

Setzen Sie sich mit uns gegen die Schließung der Trasse zur Wehr, kommen Sie am 29. Oktober zur Kundgebung nach Schwedt.

DKP Berlin & DKP Brandenburg

Quelle: https://www.dkp-berlin.info/16-berlin/demonstrationen-aktionen/1054-auf-nach-schwedt


Befreit uns von Eurer dummen und gefährlichen Politik – oder das müssen wir wohl selbst tun!!

Rede von Hans Bauer auf der Solidaritätskundgebung am 29.10.2022 in Schwedt

Hans Bauer (im Vordergrund) während seiner Rede. Quelle: dkp-berlin.info

 

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
liebe Freunde und Genossen!

Wenn ich mir als ehemaliger DDR-Bürger Vergangenheit und Gegenwart von Schwedt vor Augen führe, so erkenne ich darin die Geschichte der DDR/Ostdeutschlands seit mehr als 60 Jahren.

Schwedt ist nicht nur schlechthin ein Ort im heutigen Brandenburg. Diese Stadt hat Geschichte geschrieben. Wie auch andere Städte in Brandenburg, wenn ich u. a. an Eisenhüttenstadt (Eisenhüttenkombinat Ost), an Brandenburg (Stahlwerk) oder an Wilhelm-Pieck-Stadt Guben (Chemiefaserwerk) denke. Mit dem Bau der Erdöltrasse wurde Schwedt zu einem Symbol der Erdölindustrie in der DDR. Wurde eine Art Hauptschlagader für die Wirtschaft unseres Landes. Nach dem Probebetrieb 1964 versorgte die über 3 000 km lange Pipeline von Tjumen in Sibirien bis nach Schwedt die Industrie der DDR zuverlässig mit Erdöl, Grundlage für die Chemieindustrie. Schwedt selbst wurde eine moderne sozialistische Stadt. Das PCK beschäftigte über 8 000 Mitarbeiter, die Stadt wuchs auf fast 55 000 Einwohner. Weitere Industrie siedelte an. Kindergärten und Erholungsheime, moderne Bildungs-, Kultur- und Sporteinrichtungen entstanden.

Die Trasse war aber mehr als ein wirtschaftliches Schwergewicht. Sie wurde nicht zufällig Druschba-Trasse genannt. Von den Bürgern auch als solche verstanden: Freundschaft zwischen der DDR und der SU sowie anderen sozialistischen Staaten. Vor allem aber zwischen den Völkern. Da war nichts verordnet. Das war den meisten ein Bedürfnis. Uns als Deutschen aber auch Dank und Verpflichtung gegenüber den Völkern der Sowjetunion, die uns vom Faschismus befreit hatten. Das waren unsere Lehren aus der Geschichte, im Gegensatz zur alten Bundesrepublik.

Tausende insbesondere junge Menschen waren an der Montage dieses großartigen Werkes beteiligt. Bau und Nutzung der Trasse waren Ausdruck einer friedlichen, auf Völkerfreundschaft und auf das Wohl der Menschen gerichteten Politik.

Und dann, liebe Teilnehmer, 1990 die Annexion der DDR durch die BRD!

Die ganze Unmenschlichkeit des Kapitalismus kam über uns. Ostdeutschland wurde privat verramscht. Deindustrialisiert. Menschen ihres Lebens entwürdigt, sogar verfolgt und bestraft. Ostdeutschland wurde zur Kolonie des Westens. Alles sollte nun nichts mehr Wert sein. Auch Schwedt erlebte diesen Niedergang. Die Zahl der Einwohner sank um ca. 40 % auf 30.000. Die Arbeitslosen-Quote ist heute überdurchschnittlich.

Aber dank der Pipeline und des preiswerten russischen Erdöls blieb Schwedt auch lukrativ für den kapitalistischen Markt. Das PCK wurde privatisiert und 1991 als Aktiengesellschaft neu gegründet, später die PCK-Raffinerie GmbH. Es wurde investiert, modernisiert und natürlich profitiert.

Über die Erdölleitung „Druschba“ kommen heute rund 25 Prozent des Rohölbedarfs Deutschlands. Ostdeutsche Länder, einschließlich Berlin, werden von Schwedt versorgt. Die Zahl der Mitarbeiter im PCK beträgt etwa 1200 – 15% der damals Beschäftigten.

Immerhin ein gewisser Aufwind unter kapitalistischen Verhältnissen.

Und nun droht die nächste Deindustrialisierung. Durch eine Politik der Unfähigkeit, Unwilligkeit und Feindschaft. Betroffen ist dieses Mal ganz Deutschland, Ostdeutschland aber besonders, wie Schwedt. Verantwortlich dafür Politiker, die Realitäten nicht anerkennen und eigentlich gemeingefährlich für Land und Leute sind. Sie regieren vor allem im Interesse anderer, in- und ausländischer Konzerngruppen, deutscher und US-amerikanischer, sowie natürlich auch zum eigenen Vorteil. Sie scheren sich nicht um ihre Wähler. Wie sie offen verkünden. Sie regieren mit Sanktionen insbesondere gegen die Russische Föderation und mit Kriegsbeteiligung in der Ukraine. Hetzen seit Jahrzehnten gegen Russland, wollen es gar „ruinieren“, wie die Baerbock es fordert. Statt Friedensbemühungen betreiben sie Kriegspolitik. Militarisieren mit Milliarden. Und verteilen für das Volk Almosen. Ruinieren das eigene Land zum Schaden der Menschen. Was kümmert sie ihr Amtseid. An der Spitze die grüne Kriegspartei, assistiert von den Sozialdemokraten.

Liebe Anwesende!

Diese Politik äußert sich im nunmehr achten Sanktionspaket gegen Russland. Lebenswichtige wirtschaftliche Beziehungen zu diesem Lande werden gekappt, indem von dort keine Rohstoffe mehr bezogen werden sollen. Politiker sägen den Ast ab, auf dem wir alle sitzen. Dieses „Sanktionspaket …. kehrt wie ein Bumerang zum Werfer zurück“, so der russische Botschafter in Deutschland.

Deutschlands Politiker beziehen lieber klimafeindliche und teure Rohstoffe aus Übersee und arabischen Staaten.

Wieviel Dummheit, die Gaspipelines Nordstream 1 und 2 zu blockieren. Über deren Zerstörung scheinheilig empört, sie untersuchen zu wollen. Sich zu weigern, Russland aber dabei einzubeziehen.

Dabei sind die Nutznießer dieser Terrorakte bekannt.

Nun soll auch durch die Drushba-Pipeline ab Januar 2023 kein Erdöl mehr nach Schwedt fließen. Ein Leck in Polen dürfte Vorwarnung und kein Zufall sein.

Das ist Wirtschaftskrieg, den deutsche Regierungen gemeinsam mit der NATO und der EU seit vielen Jahren führen.

Liebe Freunde!

Es entzieht sich jeglicher Logik, Sanktionen zu beschließen, denen zufolge kein Gas und Öl mehr aus Russland bezogen werden soll, weil Putin kein zuverlässiger Partner sei, andererseits aber seit Jahrzehnten zuverlässig Gas und Öl aus Russland bezogen zu haben.

Das ist ohne Sinn und Verstand!

Liebe Protestteilnehmer!

Der Aufstand im Osten zeigt die Unzufriedenheit mit dieser Politik.  Aber auch, wie viele Menschen mit Russland verbunden sind. Das entspricht ihren Erfahrungen und ist auch mit der unerträglichen Russophobie, den Fakes an Informationen nicht auszutreiben. Was Politiker hier von sich geben, erinnert an finsterste Goebbelsche Propaganda gegen Russland im faschistischen Deutschland.

Und jetzt vor wenigen Tagen haben sie nachgelegt. Wer für Russland Partei ergreift, kann wegen Volksverhetzung bestraft werden. Verfahren laufen bereits. Meinungsfreiheit ade!  Die Klassenjustiz lässt grüßen.

Höchste Zeit, dass Sie abtreten, Habeck, Baerbock, Lindner, Scholz & Co!

Todenhöfer, kein Linker, fordert: „Geht, bevor man Euch davon jagt“. und selbst CSU-Söder stellt auf dem Parteitag fest: „Eine der schwächsten Regierungen, die die Bundesrepublik je gehabt hat“.

Wir sind hier auf dem Platz der Befreiung: Befreit uns von Eurer dummen und gefährlichen Politik – oder das müssen wir wohl selbst tun!!

Diese Regierungsampel erinnert mich an eine Kreuzung. Die Ampel ist defekt. ROT, GELB, GRÜN leuchten gleichzeitig. Was passiert? Gefahr von Chaos. Und das geschieht in Deutschland. Wenn sich nichts verändert, kommt es zur Katastrophe. Das dürfen wir alle nicht zulassen.

Liebe Freundinnen und Freunde,

da wird vor wenigen Tagen im Bericht des Ostbeauftragten zum 3. Oktober von Vorhaben der Bundesregierung in dieser Wahlperiode berichtet. Auch von Defiziten in der Kolonie Ost. Geplant ist als Lösung ein zentrales Projekt in Ostdeutschland, die Gründung und der Bau eines Zukunftszentrums. Bis 2028. Das ist die wichtigste Schlussfolgerung aus dem Bericht. Unglaublich. Offenbar wollen die Verantwortlichen nicht hören und sehen, was sich hierzulande wirklich abspielt.

Was ist also zu tun? Den Druck auf der Straße erhöhen. Nicht einschüchtern lassen. Nicht von Diffamierungen und Drohungen unfähiger und unwilliger Politiker.

Und gekauften Journalisten in den Medien, in Reportagen und Talkshows nicht auf den Leim gehen. Wir aus der DDR wissen doch, was seit 32 Jahren über unser eigenes Leben erzählt wird. Das wir so nicht erlebt haben, wie gebetsmühlenartig versucht wird, es uns einzureden.

Apropos Rede. Bundespräsident Steinmeier, selbst als damaliger Außenminister zum faschistischen Putsch in der Ukraine beigetragen, beschwor in seiner Rede an die Nation den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Tatsächlich besteht dieser heute schon gleich gar nicht, falls er überhaupt mal existiert hat. In einem muss ich ihm allerdings zustimmen. Er sagte: „Deutschland braucht in der Krise neue Widerstandskraft“. Ja, diese Widerstandskraft können er und seinesgleichen  auf der Straße erleben. Und sie wächst – gegen diese Kriegspolitik, den deutschen Größenwahn und die Zerstörung des eigenen Landes.

Unsere Forderungen müssen unüberhörbar sein. Und mit Nachdruck.

Frankreich und auch Tschechien machen es vor.

Gemeinsam mit vielen anderen fordern wir:

  • Schluss mit den Sanktionen und mit der Kriegstreiberei.
  • Die Drushba-Pipeline muss offen bleiben
  • PCK & Schwedt müssen leben

Hans Bauer ist Vorsitzender der Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung (GRH) e.V. und Beiratsmitglied des Deutschen Freidenker-Verbandes.


Bild oben: Teilnehmer der Kundgebung am 29.10.2022 in Schwedt
Quelle: dkp-berlin.info