Religions- & Kirchenkritik, Säkulare Szene

Evangelischer Kirchentag in Nürnberg: Millionen aus der Stadtkasse

von Reinhold Brunner

Der 28. Deutsche evangelische Kirchentag hat sich für den Juni 2023 in Nürnberg unter dem Motto „Jetzt ist die Zeit“ angedroht. Das Kirchentagspräsidium der Protestanten beschloss eine entsprechende Einladung der Stadt Nürnberg anzunehmen. Da können sich schon mal hunderttausend Anhänger zum Beten, Diskutieren, Missionieren, Singen und Tanzen treffen. Das lässt sich die öffentlich rechtliche Körperschaft dann auch schon einiges kosten. Für den Event werden etwa 22 Millionen Euro auszugeben sein. Und dazu will die Stadt Nürnberg eine Million an Sachkosten und weitere drei Millionen an Zuschüssen beisteuern.

Bereits der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg Ulrich Maly (SPD) betrachtete den Zuschuss aus dem Stadtsäckel „angemessen“. Zu dieser Zeit hatte Nürnberg bereits weit über eine Milliarde Euro Schulden. Mit derzeit etwa 1,7 Milliarden Schulden und rund 2.700 Euro pro Kopf Verschuldung trägt die Stadt den fragwürdigen Titel der bayerischen Schuldenkönigin.

Das finanzielle Polster der evangelischen Kirche Deutschlands kann eher als komfortabel bezeichnet werden. Rund 10 Milliarden Euro stehen den Gemeinden jährlich zur Verfügung. Nur etwa die Hälfte davon wird aus Kirchensteuern und Gemeindebeiträgen generiert. Nur nebenbei sei hier erwähnt, dass auch die evangelischen Bischöfe eine stattliche Alimentierung durch Länderfinanzen genießen.

Bekanntlich sinken derweil ständig die Mitgliederzahlen in den Kirchengemeinden. Im Jahr 2020 wurden nur noch 130.262 Personen in der der protestantischen Organisation in Nürnberg gezählt. Das entspricht einem Anteil an der Stadtbevölkerung von 24,7 Prozent, ähnlich dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Nun steht die Behauptung im Raum, dass derartige Kirchenevents die Kassen in den Einzelhandelsläden, in den Gaststätten und Hotelbetrieben zum Klingen brächten. Vollmundig wird von einer positiven Strahlkraft für die Marke Nürnberg und die Metropolregion durch die Berichterstattung in den Medien parliert. Die Verantwortlichen aus Kirche und Politik überbieten sich in der Aufzählung von Superlativen werbewirksamer Auswirkungen des Kirchentages auf die Frankenmetropole.

Allerdings trat bei vielen Städten, in denen solche Megafeten stattfanden – von Hamburg und Bremen bis Stuttgart und München – hinterher Ernüchterung ein. Die Zuschüsse haben sich nicht gerechnet.

Warum also soll die Stadt Nürnberg, deren Kämmerer Riedel (SPD) immer dann Sorgenfalten auf der Stirn zeigt, wenn der Stadtrat Geld aus der klammen Stadtkasse ausgeben will, den pekuniär gut ausgestatteten Protestanten, deren Großauftrieb zum Beten, Predigen, Singen und Missionieren und zur Selbstdarstellung bezuschussen?

Religion ist Privatsache.

Für die Trennung von Staat und Kirche.

Reinhold Brunner ist Mitglied des Deutschen Freidenker-Verbandes, LV Bayern, Ortsgruppe Nürnberg


Bild oben: Deutscher Evangelischer Kirchentag (freies Material)