Frieden - Antifaschismus - Solidarität

Elbe Tag: Torgauer „Offizielle“ nicht unter sich

Nachdem am 24.04.2021 die große Friedensdemonstration durch Auflagen der Versammlungsbehörde des Nordkreises Sachsen auf vier Kundgebungen reduziert wurde (siehe Bericht), fand am Sonntag, 25.04.2021 das „staatsoffizielle“ Gedenken statt.

Die Torgauer Zeitung hatte die Ankündigung als 21-Zeilen-Meldung tief im Lokalteil versteckt, und das Gedenken „als Minimalvariante“ angekündigt, es würde „nur im kleinen Rahmen stattfinden.“ Dann der Gag: „Wegen der aktuellen Pandemielage bittet die Stadtverwaltung die Torgauer von einem Besuch der Gedenkveranstaltung abzusehen.“ Wohlgemerkt fand sie unter freiem Himmel, nicht etwa im Saal statt!

Trotz der Ausladung kamen noch gut 80 Personen zusammen, weil insbesondere Mitglieder einiger Motorradclubs, die DKP Torgau, der Revolutionäre Freundschaftsbund und der Deutsche Freidenker-Verband die „Offiziellen“ nicht alleine feiern lassen wollten.

 

Fotos: Monika Krotter-Hartmann und Webredaktion


Das wenig ambitionierte Herangehen der Stadt Torgau an den „Tag der Begegnung“ wurde auch an anderen Stellen deutlich. So fehlte am Grab des US-Veteranen Joseph P. Polowsky auf dem städtischen Friedhof jedweder „offizielle“ Blumenschmuck.

Blumen für Joe

Der US-Soldat Joseph P. Polowsky war Mitglied einer jener Patrouillen, die am 25.04.1945 über die Elbe setzten und auf Soldaten der Roten Armee trafen. Dem „Schwur von der Elbe“, das Versprechen von amerikanischen und sowjetischen Soldaten, der Menschheit fortan Kriege zu ersparen, blieb er sein Leben lang treu und setzte sich für die US-amerikanisch-sowjetische Freundschaft und den Frieden ein. Er sammelte Geld für den Friedenskampf und initiierte zahlreiche Aktionen gegen den Krieg. 1955 besuchte er mit acht weiteren Kriegsveteranen anlässlich des zehnten Jahrestages der Begegnung Moskau, in der Ära Mc Carthys wurde er wegen „unamerikanischer Umtriebe“ verfolgt. Bei seinem USA-Besuch im Januar 1959 besuchte der sowjetische Vizeregierungschef Mikojan auch Polowskys Familie, 1959 wurde er mit weiteren Kriegsveteranen im Kreml von Nikita Chruschtschow empfangen. Jedes Jahr hielt er auf der Michigan Avenue Bridge in Chicago in Erinnerung an den „Elbe-Day 1945“ eine Mahnwache ab. 1960 kam er wieder nach Torgau, ein Jahr später empfing ihn Walter Ulbricht.

Der 1983 verstorbene Joe hatte als letzten Willen geäußert, in Torgau begraben zu werden. Die Bestattung am 26. November 1983 genehmigte Erich Honecker persönlich, 1984 erfolgte die Einweihung eines Gedenksteins am Grab Polowskys. 1985 haben anlässlich des 40. Jahrestages der Begegnung an der Elbe 40 US-Gouverneure den 25. April in ihren Bundesstaaten zum „Elbe-Day“ erklärt.

Fotos: Monika Krotter-Hartmann

 


Beitragsbild oben: Monika Krotter-Hartmann